Union schlägt den KSC 4:0:Orals erste Krise

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Nachdenklich: Karlsruher Trainer Tomas Oral. (Foto: Sebastian Wells/imago)

Der Nachfolger von Markus Kauczinski durchlebt schwerer Tage bei den Karlsruhern. Bei der klaren Niederlage in Berlin hielt sich sein Team an keine Vorgabe.

Von Johannes Kirchmeier, Berlin/München

Karlsruhes Trainer Tomas Oral hatte viel Zeit zu überlegen, wie er den spielstarken Unionern in Berlin entgegentreten sollte. Es lag ja eine Länderspielpause zwischen dem letzten Karlsruher Auftritt, einem 0:0 gegen den TSV 1860 München bei fast 40 Grad Celsius im heimischen Wildparkstadion, und der Partie in Berlin. Zwei Wochen lang konnte er sein Team also vorbereiten.

Wie, das hatte er dann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel ausführlich erklärt: "Wir müssen schon schauen, dass wir da sehr eng und massiv stehen. Wir dürfen nicht zu früh zu viel zulassen." Oral wollte sein siegloses Team in Berlin aus einer gesicherten Defensive heraus agieren lassen. Nach der Partie kann man zusammenfassen: Seine Mannschaft hat die Vorgaben nicht umgesetzt, sie hat es eigentlich nicht mal richtig versucht. 4:0 besiegte der Gastgeber Union Berlin den Karlsruher SC.

Oral, der Nachfolger von Markus Kauczinski, der den KSC vor einem Jahr fast in die Bundesliga führte und nun den FC Ingolstadt trainiert, steckt bereits in seiner ersten Krise als KSC-Coach - nach der blamablen Niederlage in Berlin, zuvor drei Unentschieden und nur einem mageren Tor von Dimitris Diamantakos in der Liga sowie dem Pokal-Aus gegen Ligakonkurrent 1860 München. Vor dem KSC liegt ein äußerst schweres Jahr des Umbruchs, gesichert scheint derzeit, unabhängig von der Defensive, ganz wenig zu sein in Karlsruhe.

Jens Keller findet den Union-Sieg "auch in der Höhe verdient"

Ganz anders sieht es nun beim Gegner Union aus: Obwohl die Berliner in den ersten drei Spielen ebenfalls sieglos geblieben waren, wirkten sie davon überhaupt nicht belastet. Ihr erster Saisonsieg war vollauf verdient. Vier Tore hatte Union bereits vor zwei Wochen geschossen; Oral wusste also, welch eine Offensive auf ihn zukommt. Vor zwei Wochen noch hatte Union jedoch auch vier Treffer kassiert gegen Arminia Bielefeld. Diesmal war es ganz anders. "Das war von Beginn an ein sehr gutes Spiel von uns", sagte Union-Trainer Jens Keller beim TV-Sender Sky. "Wir haben nichts zugelassen und hatten in unserem Spiel eine gute Balance. Der Sieg ist auch in der Höhe hoch verdient."

Gerade einmal 22 Minuten hielt die von Oral geforderte gesicherte KSC-Defensive in Berlin, bevor Damir Kreilach zur Führung für die Gastgeber traf. Union übernahm danach weiter das Kommando, der KSC blieb passiv und musste dann kurz vor der Pause bereits das 2:0 durch Colin Quaner hinnehmen (44.).

Absolute Spielkontrolle, wuchtige Offensive: Das ist Union

Nur eine Minute nach Wiederanpfiff hätte die Partie bereits endgültig entschieden sein können. Doch Kreilach verpasste fahrlässig seinen zweiten Treffer und das 3:0 (46.). Union ließ sich davon aber nicht beeindrucken und spielte jedoch weiter druckvoll nach vorne. Der Lohn: ein Foulelfmeter. KSC-Keeper Vollath foulte Quaner im Strafraum, Steven Skrzybski verwandelte sicher (61.). Die Karlsruher schafften es kaum einmal, die zuvor wackelige Union-Abwehr (acht Gegentreffer) zu fordern. Auf der Gegenseite bewies Quaner seinen guten Lauf und traf per Direktabnahme nach einer Ecke zum Endstand.

Anders als den Stürmern des KSC hat es den Anschein, als gelänge Colin Quaner derzeit alles. Der Stürmer, der erst durch die Verletzung von Zugang Philipp Hosiner in die Startelf gerutscht war, sagte, ihm selbst werde "das langsam alles unheimlich". Mit nun fünf Saisontreffern setzte sich der Deutsch-Ghanaer an die Spitze der Torjägerliste in der 2. Liga. "Wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben", sagte der 25-Jährige. "Es war wichtig, dass wir die Null gehalten haben." Und das nicht mit gesicherter Defensive, sondern mit absoluter Spielkontrolle und einer wuchtigen Offensive.

© SZ vom 11.09.2016 / DPA, SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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