Uefa-Cup: Werder gegen Ajax:Renaissance des Tordrangs

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Der SV Werder Bremen tritt gegen Ajax Amsterdam wieder selbstbewusst auf und gewinnt 3:0.

Der Versuch, zurück zu finden zu elegantem Tempofußball, begann mit den bedauerlichen Hässlichkeiten des Fußballs. Vor dem Quereinstieg des Champions League-Ausscheiders Werder Bremen in die dritte Runde des Uefa-Pokals gegen Ajax Amsterdam hatte die Bremer Polizei alle Hände voll zu tun und musste in der Innenstat 35 holländische Randalierer festsetzen.

Auch im Stadion hatte sich zwischen beiden Mannschaften eine eher ruppige Spielweise eingeschlichen, erst in der zweiten Halbzeit gewann das Spiel an kultivierten Momenten, ein Spiel, das die Bremer zurückverwandelte zur siegreichen Mannschaft vergangener Wochen. Nach schleppendem Beginn gewannen die Bremer 3:0 und können mit großer Zuversicht ins Rückspiel gehen.

Wegen des verstärkten Polizeiaufgebot blieb mancher Anhänger im Stau stecken, weshalb eine beträchtliche Anzahl die ersten Szenen des Spiels verpasst haben dürften. Macht nichts, aus Bremer Sicht waren die wenig erfreulich. Nach drei Minuten gab es Anlass, tief zu stöhnen, Naldos Freistoß knallte frontal an den linken Pfosten, von dort sprang er knapp links vor die Füße von Miroslaw Klose, leider zu weit daneben. Klose verpasste die Abstaubergelegenheit, vielleicht hätte sich dann schon die erste Hälfte so erfreulich entwickelt wie das spätere Spiel.

Fouls statt Tore

So aber gelang es den Spielern von Ajax-Trainer Henk ten Cate, den Bremer Angriffsschwung mit teils ungewöhnlich penetranter Manndeckung zu bremsen. Statt Torszenen, sahen die Zuschauer eine Serie krasser Fouls. Auch Bremer, mehrheitlich jedoch Amsterdamer Stollen grätschten von diversen Seiten in Gegners Beine, weshalb die Partie in der 23. Minute einen Tiefpunkt erreichte: Verteidiger Olaf Lindenbergh musste nach kunstvoller Sense an Frings mit Gelbroter Karte vom Platz.

Langsam besannen sich die Bremer auf alte Tugenden und einfache Mittel, die Initiative in die Hand zu bekommen: Sie griffen früher an und liefen auch scheinbar aussichtslosen Bällen hinterher. Besonders Diego und Frings taten sich hervor, und es gelang, das bewährte Direktspiel über die Flügel aufzuziehen. Bremen eroberte fast vollständig die Hälfte des Gegners, die Spielzüge wurden immer ansehnlicher, die Chancen immer zwingender, und dass die Tore nicht unbedingt herrlich waren, dürfte den Zuschauern egal sein:

Zunächst beförderte Per Mertesacker einen Eckballabpraller ins Netz, danach stieg nach Standardsituation Naldo am höchsten, nickte die Kugel Richtung Tor, und obwohl Anita sie von dort wieder wegdrückte, durften die Bremer über das 2:0 jubeln - allerdings erst, nachdem der Linienrichter sein Okay gegeben hatte. Der Ball, so die Auslegung, hatte die Linie in vollem Unfang überschritten, die Fernsehbilder bewiesen das indes nicht eindeutig.

Am Ende stand Frings und versenkte

Sei's drum, die Bremer waren wieder in der Spur, und auch wenn Ajax Amsterdam zwischendurch außer rustikalem Spiel auch holländische Fußballkunst erkennen ließ - ab jetzt waren ten Cates Spieler nur noch Statisten bei der Renaissance des Bremer Tordrangs. Treffer Nummer drei steuerte Frings bei, ein Tor, wie es die Bundesligagegner Ende vergangegen Jahres erlebten. Der Ball flog direkt und schnell kreuz und quer von Station zu Station, am Ende stand Frings und versenkte ihn mit strammem Schuss im Tor.

In dieser Art ging es weiter, und dass die Amsterdamer Gäste nicht jene Erniedrigung erfuhren wie Mainz 05 vor nicht allzu langer Zeit, lag vielleicht auch daran, dass mancher Spieler seine alte Form doch noch nicht gänzlich wieder gefunden hat. Miroslaw Klose lief viel und war an fast an jedem Angriff beteiligt, im Abschluss fehlte ihm aber wie zu Beginn des Spiels das Geschick des Torjägers. Ein wenig zu spät passte er in der 72. Minute nach innen, Diego traf nur die Latte.

Was blieb, war die Befürchtung, dass diese Amsterdamer heimlich doch weitaus mehr können, als sie an diesem Abend zeigten, und mit einem späten Gegentor noch die Basis fürs Rückspiel nächste Woche legen konnten. Gegen zehn Ajax-Spieler wähnten sich die Bremer gegen Ende der Partie in trügerischer Sicherheit, vergaben großzügig weitere große Chancen, und vertändelten in der Defensive manchen Ball. Die Sorge war unbegründet, denn obwohl Amsterdam nochmal zum Torschuss kam, blieb es beim 3:0: Auch Tim Wiese, erst kürzlich genesener Torwart war trotz Unterbeschäftigung an diesem Abend auf dem Posten.

© SZ vom 15. Februar 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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