U17:Vier Torhüter

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Kuriose Wechsel: Im Spiel gegen den FC Bayern München setzt die SpVgg Unterhaching vier Spieler als Torhüter ein - und sorgt dafür, dass der amtierende Meister der Liga Süd/Südwest beim 2:1-Sieg nur knapp an einer Blamage vorbei schrammt.

Von Christoph Leischwitz

Nein, sagt Miroslav Klose, so etwas habe er auch noch nicht erlebt. Viel Lust, über die vielen Kuriositäten in diesem Spiel zu sprechen, hatte der Trainer der U17 des FC Bayern München nicht: Der 40-jährige war mit seinem Team an einer großen Blamage vorbeigeschrammt. "Ich bin total enttäuscht von den Jungs", sagte Klose dann noch. Die mit 1:2 unterlegene Mannschaft der SpVgg Unterhaching hingegen wurde gefeiert. "Nach allem, was passiert ist - wir fallen einfach nicht", sagte Trainer Marc Unterberger später: "Ich bin stolz auf die Jungs". Diese Jungs hatten viel improvisieren müssen in einem Spiel, in dem bei Haching nicht weniger als vier Torhüter zum Einsatz kamen - nur zwei davon gelernte.

In der elften Minute musste der etatmäßige Keeper Fabian Scherger mit einer Luxation der Kniescheibe ausgewechselt werden. Ersatzmann Moritz Löwe sah nach einer Notbremse in der Nachspielzeit der ersten Hälfte die rote Karte. Schiedsrichter Elias Wörz hatte lange überlegt, ihm war die Konsequenz der Entscheidung offensichtlich bewusst: Einen Torwart hatte Haching nun nicht mehr zur Verfügung. Auf der Bank begann eine Diskussion. "Wir mussten kurz checken, ob wir unseren U16-Keeper einsetzen können, der saß auf der Tribüne", erzählt Unterberger. Der durfte nicht, und so wechselte Yigit Hasan Kaygisiz ins Tor. Er lenkte noch den fälligen Freistoß unter dem Jubel der 850 Zuschauer um den Pfosten, Haching rettete ein 1:0 in die Pause.

Trotz seiner Parade sagte Kaygisiz in der Kabine, dass er sich im Tor nicht wohlfühle. Ersatzspieler Quirin Nuber meldete sich, eigentlich Rechtsverteidiger. "Ich habe dem Trainer gesagt: Ich bin für alles bereit", sagte der 16-Jährige später, mit neun Jahren sei er zum letzten Mal im Tor gestanden. Bei der U17 darf pro Spiel insgesamt vier Mal gewechselt werden, die SpVgg konnte trotz kräfteraubender Unterzahl hernach also nur noch einmal wechseln.

Beim 1:1 durch Torben Rhein sah Nuber nicht gut aus (48.), beim 1:2 durch Marcel Sieghart war er machtlos (59.). Das Spiel schien gelaufen zu sein. Dann aber wuchs Nuber über sich hinaus. Als ob er innerhalb von 40 Minuten eine Torhüter-Karriere durchlaufen würde, zeigte er zwei Paraden und eine Spieleröffnung. Die Gründe für die Steigerung aus seiner Sicht: Wille, Spielverlauf, Stimmung - das Derby am Feiertag fand ausnahmsweise im Drittliga-Stadion statt. Und dann hätten die Hachinger beinahe noch einen Punkt geholt: Bayerns Jamie Lawrence schubste Marius Pösl um - Elfmeter, die Zuschauer auf der Haupttribüne jubelten schon, doch Marius Mair scheiterte an Manuel Kainz. "Sie müssen sich fragen, ob das heute alles war, was sie können", sagte Klose. Er habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass seine Spieler "das so schleifen lassen", vor allem nach dem 2:1. Die Bayern stehen hinter Eintracht Frankfurt auf dem zweiten Platz, für Haching geht es um den Klassenerhalt - und für Quirin Nuber darum, "nie wieder" ins Tor zu müssen.

© SZ vom 17.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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