TSV 1860 gegen Fürth II:Wiesn-Vorspiel im blütenweißen Dress

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Der TSV 1860 München schlägt Fürth II mit 1:0. Das Team bleibt damit im fünften Regionalliga-Spiel ohne Gegentor, ist weiterhin Tabellenführer - und geht selbstbewusst in die kommenden Spitzenspiele.

Von Johannes Kirchmeier

Nein, das sei natürlich nicht die Blaskapelle von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, kündigte der Stadionsprecher Stefan Schneider noch weit vor dem Fußballspiel am Freitagabend in Giesing an. Dann bliesen die Volksmusiker in ihre Instrumente, spätestens da war allen Anwesenden im Grünwalder Stadion klar, dass der TSV 1860 München es ernst meinte mit dem "Wiesn-Vorspiel", wie er die Regionalliga-Partie gegen die zweite Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth nannte. Anschließend zapfte Sechzigs Vize-Präsident Hans Sitzberger noch ein Fass an, selbstverständlich in Lederhose. Doch nicht nur deswegen sollten die Modefans unter den 12 500 Zuschauern auf ihre Kosten kommen.

In ihrem Ausgeh-Outfit kombinierten die Sechziger von Beginn an fesch

Denn obwohl das Münchner Oktoberfest ja erst am Samstagmittag beginnt, führten die Löwen schon am Freitagabend ihre Wiesn-Trikots vor. Im Grunde besteht der größte Unterschied zu den Vorjahresmodellen für Kenner vor allem darin, dass sie weiß sind. Eingearbeitet sind zudem ein Jacquardmuster und goldene Elemente. Außerdem gibt es noch einen zweiten Unterschied: Fünfmal waren die Sechziger im Oktoberfest-Outfit zuvor aufgelaufen, nie haben sie damit gewinnen können. Nun ist der Bann gebrochen. 1:0 (0:0) besiegten die Sechziger Fürth. Sie blieben damit im fünften Regionalliga-Spiel ohne Gegentor und sind weiterhin Tabellenführer, vor dem FC Schweinfurt 05, der in Rosenheim nur ein 2:2 erreichte.

Die Sechziger kombinierten in ihrem Ausgeh-Outfit von Beginn an ganz fesch, der erste Torjubel ertönte bereits nach drei Minuten - verhallte jedoch gleich wieder. Stürmer Sascha Mölders stand im Abseits. Nach dem unerwarteten Punktverlust gegen den FC Ingolstadt II im vergangenen Liga-Heimspiel wollte das Team offensichtlich die Forderung seines Trainers Daniel Bierofka umsetzen, der vor dem Spiel gesagt hatte: "Wir müssen schauen, dass wir in Führung gehen, dann machen wir uns das Leben leichter." Nur mit dem leichten Leben wollte es lange nicht klappen. Mölders traf nach einem Eckball die Latte (19.). Gleich im Anschluss lief der 32-Jährige noch einmal allein aufs Tor, doch der Gäste-Torhüter Timo Königsmann warf sich entgegen und hielt, wie noch einige Male in diesen Minuten.

Die Fürther, die nun nach neun Spielen nur neun Gegentreffer kassiert haben, wehrten sich als spielerisch Unterlegene vor allem mit rüden Fouls. Wie das Aufräumkommando auf der Theresienwiese, das jeden Morgen den Dreck von Millionen Besuchern wegkehren muss, traten sie in Warnwesten-Orange an und hatten mit ihren Fouls zweifelhaften Erfolg: TSV-Kapitän Felix Weber musste verletzt vom Feld, später folgte Nico Karger nach einer rotwürdigen Attacke vom Fürther Stürmer Sammy Ammari (43.). Beide wurden ins Krankenhaus gebracht, eine endgültige Diagnose erwarten die Sechziger am Samstag. Und auch im Abschluss blieb es beim Pech: Nach dem Foul an Löwen-Mittelfeldspieler Karger schoss Kollege Daniel Wein den Freistoß an die Latte. "Für uns ist das mit den zwei Verletzungen ein gebrauchter Tag", sagte Bierofka hinterher und fügte an: "Normalerweise gewinnst du solche Spiele nicht."

Der Stadionsprecher bringt die Zuschauer stimmungsmäßig in Schwung

Nach der Halbzeit betraten im Zweikampf ebenbürtige Löwen den Platz, die sich jedoch gleichzeitig von Minute zu Minute schwerer mit dem Fußballspielen taten. Die Partie wurde ruppiger, am Ende standen sechs gelbe Karten. Der in den vergangenen Spielen aufgeblühte Karger fehlte schmerzlich, oft endeten die 1860-Angriffe bereits kurz nach der Spielfeldmitte. Und so kamen auch die Fürther zu Chancen: Stefan Maderer scheiterte mit einem Schuss aus 16 Metern am guten Sechzig-Torwart Marco Hiller.

Als die Partie dann zunehmend schwächer wurde und auch die Zuschauer leiser wurden, meldete sich nach einer Ecke dann der Stadionsprecher zu Wort und schrie: "Ei'gschenkt is'!" Wein hatte nach der Standardsituation im Getümmel am schnellsten reagiert und per Flachschuss zur in Giesing so ersehnten Löwen-Führung getroffen (79.). Es wurde natürlich umgehend wieder lauter. Wein selbst will sich mit mindestens "einer alkoholfreien Maß" auf der Wiesn dafür belohnen.

Und die gute Stimmung in Giesing dürfte sich auch in den nächsten Wochen nicht ändern, wenn die Spitzenspiele für die Löwen anstehen. Zumindest die beiden Partien gegen Schweinfurt (30. September) und FC Bayern II (22. Oktober) meldete der Verein am Freitag bereits nach nur kurzer Verkaufszeit als ausverkauft. Die letzte Chance am Vorwiesn-Abend hatte Mölders, der unbelohnt blieb. Er legte sich den Ball nach einer Drehung gekonnt in den Strafraum vor, doch schoss ihn dann drüber (90.). Und nach seiner fünften gelben Karte fehlt er den Löwen auch am nächsten Samstag beim Derby in Unterföhring.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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