TSG hadert mit 0:0:Nicht fertig geschraubt

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Grenzwertiger Zupfer: Gladbachs Torwart Yann Sommer hängt sich bei Joelinton ein. Sein Tor hielt der Schweizer trotzdem sauber. (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Die Hoffenheimer spielen überlegen, schaffen es aber erneut nicht, die Partie für sich zu entscheiden. Trainer Julian Nagelsmann verärgert zudem seinen stärksten Angreifer Andrej Kramaric.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Florian Neuhaus gab ehrlich zu: "Das Ergebnis ist das Beste an diesem Spiel heute, wir haben nicht gut gespielt", sagte der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach nach dem 0:0 bei der TSG Hoffenheim. Auch sein Trainer Dieter Hecking sprach von einem "sehr, sehr glücklichen Punkt", mit dem seine Mannschaft den zweiten Tabellenplatz verteidigt hatte. In der zweiten Halbzeit war es schließlich eine einseitige Partie: Einbahnstraßenfußball in Richtung Borussen-Tor, die Hoffenheimer hatten besonders zum Ende hin eine Torchance nach der anderen. Aber sie schafften es einfach nicht, den Ball über die Torlinie zu bringen.

Hoffenheim spielte wie so häufig stark, betrieb aber wieder einmal Chancenwucher. Gegen Gladbach mussten sie sich schon zum fünften Mal mit einem Remis zufrieden geben. Und das nicht, weil der Gegner so gut verteidigt hätte, sondern weil die Hoffenheimer es wieder nicht geschafft hatten, ihre Überlegenheit in ein positives Ergebnis umzuwandeln.

TSG-Trainer Julian Nagelsmann sprach hinterher sogar von der "vielleicht besten Leistung in seiner Amtszeit". Das war womöglich übertrieben. Aber seine Mannschaft spielte drei Tage nach dem Aus in der Champions League und der 1:2-Niederlage bei Manchester City frisch und kreativ. Gladbach hatte der Hoffenheimer Wucht nur in den ersten 45 Minuten etwas entgegenzusetzen. In der zweiten Hälfte schien fast ein Klassenunterschied zu bestehen. Gladbach aber hat nun 30 Punkte, Hoffenheim 23. "Es ist nicht immer nur Pech, der Ball muss halt auch mal rein", sagte Nagelsmann. Am Samstag flog dieser nach Joelintons Heber nur an den Pfosten (61.), oder nach einem Schuss von Belfodil ans Außennetz (88.) und nach einem Kopfball von Ermin Bicakcic Gladbachs Torwart Yann Sommer ans Knie (90.). "Wir haben die heute komplett auseinandergeschraubt, aber das Tor war wie verhext, das Ding wollte einfach nicht rein", haderte Bicakcic.

Kramaric sauer über seine Auswechslung

Aus ganz eigenen Gründen haderte Andrej Kramaric. Der beste Hoffenheimer Offensivspieler war sauer über seine Auswechslung in der 60. Minute. Schon auf dem Platz schüttelte der Kroate wegen seines vorzeitigen Arbeitsendes den Kopf an. Hinterher sagte er verärgert: "Ich wäre heute mit einem gebrochenen Bein vor dem Tor liegengeblieben und hätte darauf gewartet, ein Tor zu machen." Kramaric hatte in jedem der letzten neun Pflichtspiele für Hoffenheim und die kroatische Nationalmannschaft getroffen. Das, so behauptete er, hätten bisher nur Messi (neunmal) und Ronaldo (zehnmal) geschafft. Die Chance mit diesen Ausnahmekönnern gleichzuziehen, gebe es nur einmal im Leben, meckerte Kramaric: "Ich hätte nie gedacht, dass ich so sauer bin nach so einer großartigen Serie."

Das habe er auch dem Trainer gesagt, der, laut Kramaric, von all dem nichts gewusst haben wollte und sich bei ihm nach dem Spie entschuldigt habe. Wie auch immer: Hoffenheim hat es bisher unter Julian Nagelsmann geschafft, an den Rückschlägen zu wachsen. Man darf mit Spannung nun zuschauen, ob die TSG noch einmal einen Kraftakt in Richtung Champions-League-Plätze schafft, bevor der Trainer im Sommer zu RB Leipzig wechselt.

Die Gladbacher wollen dagegen mit einem Heimsieg am Dienstag gegen Nürnberg ihre tolle Hinrunde krönen, um dann zum Abschluss der Vorrunde entspannt zum Spitzenspiel bei Borussia Dortmund zu reisen. Doch die Borussia geht geschwächt in diese Partien. In Hoffenheim schieden Lars Stindl und Raffael mit schweren Verletzungen aus: Stindl erneut mit einer Blessur am im Sommer operierten linken Fuß und Raffael mit einer Schulterverletzung. Auch Kramer und Hofmann fehlen weiter. Deswegen freute sich Trainer Hecking wenigstens über die gute Leistung des jungen Louis Beyer in der Innenverteidigung, er hatte erstmals nach langer Zeit wieder in der Profimannschaft gespielt. Hecking lobte: "Ich weiß jetzt, dass ich eine Alternative mehr im Kader habe, der ich vertrauen kann." Viel mehr als das gab es auch nicht zu loben aus Gladbacher Sicht.

© SZ vom 16.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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