TSG gewinnt Torfestival mit 5:3:Gegen die Gemurkse-These

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Von der Bank ins Rampenlicht: Adam Szalai trifft gegen Gladbach doppelt für Hoffenheim. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Hoffenheim und Gladbach liefern sich einen furiosen Schlagabtausch. Sogar der Trainer des Verlierers lobt.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Natürlich könnte in der Rubrik "Mann des Spiels" Adam Szalai stehen, der Stürmer, der nur selten von Anfang an zum Einsatz kommt, und am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach die ersten beiden Treffer für die TSG Hoffenheim erzielte. Oder Kerem Demirbay, der spielwitzige Achter der TSG, dem zum ersten Mal in der Bundesliga zwei Tore in einem Spiel gelangen. Aber an diesem Samstag war nicht so wichtig, wer denn nun Mann des Spiels war oder wer es auch noch verdient gehabt hätte. Dieses Spektakel, das die Hoffenheimer und die Gladbacher boten, machte den Fußball zum Gewinner des Tages.

Gladbachs Trainer Dieter Hecking erzählte hinterher, er habe seiner Mannschaft nach dem Abpfiff in der Kabine ein "Riesenkompliment" ausgesprochen für ein "überragendes Spiel" und "Hochgeschwindigkeitsfußball". Hecking sprach sogar von "einem tollen Nachmittag" - dabei hatte seine Elf gerade mit 3:5 verloren. Aber Gladbach verwandelte noch vor der Pause ein 0:2 in ein 2:2 und war auch nach dem 2:4 noch einmal auf 3:4 herangekommen. Am Ende aber ging das noch energischere und noch mutigere Hoffenheim verdient als Sieger aus diesem tollen Schlagabtausch hervor.

Hoffenheim gegen Gladbach - das war ein Spiel gegen die Gemurkse-These von Wolfsburgs Stürmer Mario Gomez. Der Nationalspieler hatte die Partien in der Liga zuletzt ja als Gemurkse bezeichnet. Oft hat Gomez Hoffenheim in dieser Saison offenbar nicht spielen sehen, denn die Elf von Trainer Julian Nagelsmann vereint regelmäßig Unterhaltung und Effizienz. Und seit Hecking im Winter die Borussia übernommen hat, spielt auch Gladbach wieder wie ein Europapokal-Aspirant. Vor der Niederlage in Hoffenheim war der VfL die zweitbeste Rückrunden-Mannschaft. Und weil auch alle andere Mannschaften, die um den Einzug in die Europa-League kämpfen, an diesem Spieltag ihre Partien verloren, bedeutete das 3:5 für Gladbach "nicht den Riesenrückschlag" auf dem erneuten Weg nach Europa, wie Offensivmann Andre Hahn feststellte. "Wir haben es immer noch selbst in der Hand, Sechster zu werden", analysierte Flügelflitzer Jonas Hofmann.

Hoffenheim lässt sich auch von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen

Zwei Punkte weniger als der aktuelle Tabellensechste Freiburg haben die Gladbacher (39), mit einem Heimsieg gegen Borussia Dortmund am kommenden Wochenende kann sich der VfL nicht nur selbst helfen, sondern auch den Hoffenheimern: Der TSG ist die erste Europapokal-Teilnahme im neunten Jahr Bundesliga nicht mehr zu nehmen. Elf Punkte beträgt bei noch fünf ausstehenden Spielen der Abstand auf den ersten Europa-League-Rang fünf, den derzeit Hertha BSC belegt. Für Hoffenheim geht es im Zweikampf mit Borussia Dortmund im Saisonfinale nur noch darum, ob es sich direkt für die Champions League qualifiziert oder ob es als Vierter in die Qualifikation muss. Dortmunds Mannschaft sei insgesamt noch ein Stück höher anzusiedeln als seine eigene, meinte Julian Nagelsmann in Anspielung auf das direkte Aufeinandertreffen am 32. Spieltag in Dortmund. Doch Nagelsmann fügte auch hinzu: "Natürlich ist es unser Anspruch, auch in Dortmund zu gewinnen."

Hoffenheim spielt die beste Saison seiner Bundesliga-Geschichte, angetrieben von einem Trainer, dem fast alles gelingt, was er anfasst. Rückschläge wie das 1:2 in Hamburg in der vergangenen Woche, oder der Ausgleich nach der klaren Führung gegen Gladbach, werfen die Elf nicht aus der Bahn. Und der Mut des Trainers, in engen Situationen weiter nach vorne spielen zu lassen statt zu mauern, wird belohnt.

In Hoffenheim könne man mal verlieren, sangen die TSG-Fans nach dem Abpfiff. Noch kein Heimspiel haben die Hoffenheimer in dieser Runde verloren. Sie sind dabei, ihre Saison zu krönen. Auch die Gladbacher schöpften trotz der Niederlage eher Mut für den Rest der Runde. Und irgendwie traf das Fazit von Kerem Demirbay das Gefühl aller Spieler und aller Zuschauer, er sagte: "Ja, das war ein schöner Tag heute."

© SZ vom 16.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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