TSG dreht die Partie:Paraden ohne Punkte

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FCN-Trainer Michael Köllner mit einer Miene wie Tabellenplatz 14. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Gegen Hoffenheim startet der 1. FC Nürnberg auch dank des erwarteten Torwartwechsels stark. Doch in der zweiten Hälfte sieht Trainer Köllner so gut wie nichts, was Hoffnung auf den Klassenverbleib macht.

Von Christoph Ruf, Nürnberg

Die Frage, die in Nürnberg vor der Partie gegen Hoffenheim am meisten diskutiert wurde, hatte Club-Trainer Michael Köllner klar beantwortet: Anstelle von Torwart Fabian Bredlow, der beim 0:6 am vorherigen Spieltag in Leipzig gleich mehrfach gepatzt hatte, kam Christian Mathenia zu seinem ersten Bundesliga-Spiel für den FCN. Eine gute Entscheidung, schließlich war der ehemalige Hamburger nach der 1:3-Niederlage gegen Hoffenheim einer der wenigen in Nürnberger Arbeitskleidung, der gut gelaunt war. Dass er "lieber die Paraden gegen drei Punkte getauscht hätte", durfte man ihm natürlich trotzdem glauben.

Doch mit den Reflexen, die er unter anderem bei den Schüssen von Andrej Kramaric (23./25) zeigte, war er der beste Nürnberger auf dem Platz und durfte sich dementsprechend über freundliche Worte der Mitspieler freuen: "Christian war extrem wichtig für uns", fand Georg Margreitter: "Er hat eine gute Ausstrahlung und hat uns im ersten Durchgang im Spiel gehalten."

Schwieriger als die Frage, ob die Personalie im Tor geglückt war, war da schon die Analyse der 99 Spielminuten und die Fragen, die diese aufwarfen. Denn natürlich war Hoffenheim im zweiten Durchgang einfach viel zu stark für einen handelsüblichen Aufsteiger. Dennoch war es beängstigend, wie harmlos und verängstigt die Nürnberger in den zweiten 45 Minuten auftraten.

"Wir saßen ziemlich platt in der Kabine", sagt Mathenia

Zumal nach einem ersten Durchgang, der ja beim verdienten Halbzeitstand von 1:0 für den FCN Mut hätte machen müssen. Die zweite Frage war die, ob Schiedsrichter Felix Zwayer gut beraten war, die erste Halbzeit um sieben Minuten zu verlängern. FCN-Coach Michael Köllner plädierte auf schräge Motive des Referees: "Er war der Erste, der ein Bundesligaspiel am Sonntag um 13 Uhr gepfiffen hat, jetzt ist er der Erste, der eine Halbzeit über 52 Minuten spielen lässt." Tatsächlich war die Entscheidung Zwayers gar nicht so abwegig, denn es hatte tatsächlich enorm viele Unterbrechungen gegeben. Nach einer der kürzeren stand es 1:0 für den Club (17.) - Kapitän Hanno Behrens verwandelte einen Elfmeter, nachdem Hoffenheims Kasim Adams Virgil Misidjan denkbar plump umgerempelt hatte. Das war bei weitem nicht der einzige erfreuliche Nürnberger Moment in diesen ersten 45 Minuten: "Da hätten wir auch 2:0 zurückliegen können", gab Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann zu.

Doch es sollte anders kommen und zwar nach Nürnberger Lesart auch, weil die aufgeblähte erste Hälfte so viel Kraft gekostet hatte. Keeper Mathenia fand es jedenfalls "schon kurios, wir saßen ziemlich platt in der Kabine und haben uns vorgenommen, die Null zu halten, das hat dann leider nicht so gut geklappt." Nicht wirklich, stattdessen kassierten die Nürnberger in 17 Minuten drei Gegentreffer. Zeigte sich der Aufsteiger in den ersten 45 Minuten noch mutig und stark im Pressing, gab es danach nichts mehr zu sehen, das Hoffnung auf den Klassenverbleib gemacht hätte. Außer vielleicht die Tatsache, dass der FCN tatsächlich gegen andere Gegner wird punkten müssen als gegen Hoffenheim, das Margreitter "zu den Großen der Liga" zählt. Und bei solchen müsse "jedem klar sein, dass wir die nicht einfach so herspielen können." Acht Punkte hat der FCN nun aus den ersten acht Partien - das ist tatsächlich passabel, zumal Hoffenheim nur zwei mehr auf dem Konto hat. Dieses Team, das bisher meist viel besser gespielt hat als die Punkteausbeute glauben lassen würde.

Am Samstag stimmte hingegen Aufwand und Ertrag. Zumal es neben den Treffern von Reiss Nelson (50./57.) und Adam Szalai (67.) noch ein paar weitere hätte setzen können, wenn Nürnberg ein bisschen mehr Pech gehabt hätte. So richtig verdient wäre ein Ergebnis in den Dimensionen der Klatschen gegen Dortmund (0:6) oder Leipzig (1:7) zwar am Samstag nicht gewesen. Nach den allerbesten Gelegenheiten, die unter anderem Demirbay (70.), Szalai (75.) und Joelinton (76.) vergaben, wäre es aber möglich gewesen.

© SZ vom 21.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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