Transfer-Streit in Spanien:Wie viel darf's denn bitte sein?

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Atlético Madrid fordert vom FC Barcelona einen Nachschlag der Ablöse in Höhe von 80 Millionen Euro für den Franzosen Antoine Griezmann. (Foto: Stephane Mahe/Reuters)

Wenn 120 Millionen Euro nicht genug sind: Atlético Madrid will den Wechsel von Antoine Griezmann zum FC Barcelona nicht hinnehmen - zumindest nicht zu den bisherigen Konditionen.

Dem Aufschrei von Atlético Madrid stellte der FC Barcelona eine durchgetaktete Agenda entgegen. Weltmeister Antoine Griezmann kam am Samstag beim spanischen Meister an, für Punkt 21 Uhr war sein erster Fototermin im Fanshop des Camp Nou angesetzt. Am Sonntag um 18.15 Uhr soll der Star-Angreifer seinen Fünfjahresvertrag unterzeichnen, einem weiteren Fotoshooting folgt um 19.30 Uhr die offizielle Vorstellung. Für ein Nachverhandeln der Ablöse mit Atlético bleibt da aus Barça-Sicht natürlich keine Zeit. Die Katalanen gehen zur Normalität über.

Eine Normalität, die von Griezmanns bisherigem Klub aus der spanischen Hauptstadt in keinster Weise akzeptiert wird. Die Rojiblancos nämlich fordern von Barcelona einen Nachschlag der Ablöse in Höhe von 80 Millionen Euro, da es "offensichtlich" sei, "dass die Vereinbarung zwischen dem Spieler und dem FC Barcelona geschlossen wurde, bevor die Ausstiegsklausel von 200 Millionen Euro auf 120 Millionen Euro gesenkt wurde". Atlético-Präsident Enrique Cerezo erläuterte beim katalanischen Radiosender RAC1: "Wenn der Klub diese Mitteilung herausgibt, dann weil es Beweise gibt. Wir werden diese untersuchen und den Betrag fordern, den wir für erforderlich halten."

Atlético stützt sich bei seiner Argumentation nicht zuletzt darauf, dass der 28-jährige Griezmann am 14. Mai bereits angekündigt hatte, den Verein nach fünf Jahren verlassen zu wollen. Bis zum 30. Juni lag seine Ausstiegsklausel noch bei 200 Millionen Euro - eine Summe, die Griezmann zum zweitteuersten Spieler der Fußballgeschichte nach dem Brasilianer Neymar gemacht hätte, der 2017 für 222 Millionen Euro von Barcelona zu Paris St. Germain gewechselt war.

Gab es eine "illegale Kontaktaufnahme" des FC Barcelona zu Griezmann?

Erst seit knapp zwei Wochen ist "Grizou" für 120 Millionen zu haben, was ihn immerhin noch zum sechstteuersten Kicker macht. Diese Summe hinterlegte Griezmanns Anwalt am Freitagmittag beim spanischen Ligaverband LFP, kurz darauf machte Barça den Wechsel offiziell. Atlético nicht, stattdessen veröffentlichte der Klub seinen offenen Beschwerdebrief. Madrid hat nach eigenen Angaben "bereits die Verfahren eingeleitet, die der Verein zum Schutz seiner Rechte und berechtigten Interessen für angemessen erachtet". Der Weltverband Fifa wurde von den Madrilenen Ende 2017 schon einmal eingeschaltet. Damals beklagte Atlético eine "illegale Kontaktaufnahme" des FC Barcelona zu Griezmann.

Die Angelegenheit versandete, aber Barça buhlte ungehemmt weiter um den EM-Torschützenkönig von 2016 - bis dieser kurz vor der WM 2018 in einer hochgradig bedeutungsschwangeren TV-Dokumentation ("La Decision") sein Herz für Atlético sprechen ließ und beim damaligen Europa-League-Gewinner einen neuen Fünfjahresvertrag unterzeichnete. Nach nur einer Saison nun der Sinneswandel, den Griezmann in einem nicht minder überzeichneten Videoclip am Freitag auf Barcelonas Social-Media-Kanälen erläuterte. In der 52-sekündigen Sequenz läuft Griezmann bei Dämmerung auf einer einsamen Straße, immer wieder innehaltend und sinnierend sagt er Sätze wie: "Mein Vater hat mich als Kind gelehrt, dass Züge nicht nur einmal vorüberfahren. Jetzt ist es an der Zeit, eine neue Herausforderung anzunehmen." Und weiter: "Ich werde die Barcelona-Farben mit aller Hingabe verteidigen. Es ist unsere Zeit. Das ist unser Weg." Griezmann liebt es dramatisch - deshalb wäre sein Wechsel zu Barça nur folgerichtig.

© SZ vom 14.07.2019 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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