Training mit Olympiasiegern:"Das Autogramm kommt in die Schublade"

Lesezeit: 2 min

Was kann man von Olympiasiegern lernen? Ein Interview mit Helena, 10 Jahre, die mit Goldmedaillen-Gewinnerin Harper trainiert hat.

Sarina Pfauth

Die Verschnaufpause nach Peking war kurz: Schon am Freitag werden Leichtathleten wieder versuchen, ihre Konkurrenten zu besiegen, persönliche Bestzeiten zu verbessern und vielleicht Weltrekorde zu erzielen. Dieses Mal im Letzigrund-Stadion in Zürich. "Weltklasse Zürich" gehört zum Leichtathletik-Meeting "Golden League" und ist das bekannteste Eintages-Leichtathletikevent in der Schweiz. Zwei Tage vor dem Wettkampf haben die Sportler mit 1500 Kindern aus Zürich und Umgebung trainiert. Ein Telefoninterview mit der 10-jährigen Helena Laasth.

Hände hoch: Aufwärmtraining bei "Jugend trainiert mit Weltklasse" in Zürich. (Foto: Foto: weltklassezuerich.ch)

sueddeutsche.de: Hallo Helena, ich habe gehört, dass du heute mit einer Olympiasiegerin trainiert hast.

Helena: Ja, ich war mit meiner Klassenkameradin Mira im Stadion. Wir mussten vorher die Karten besorgen für "Jugend trainiert mit Weltklasse". Mit dem Bilett sind wir dann aber ganz einfach reingekommen.

sueddeutsche.de: Wie ging es dann weiter?

Helena: Zuerst wurden uns Kindern alle Leichtathleten vorgestellt. Dann haben wir uns gemeinsam eingeturnt, mit Dehnübungen und so. Danach hat der Stadionsprecher gesagt, wo welcher Sportler wartet. Wir konnten uns aussuchen, mit wem wir trainieren wollen.

sueddeutsche.de: Und, bist du zum Weltrekordläufer Usain Bolt gestürmt?

Helena: Nein, ich habe mir Hürdenlauf ausgesucht.

sueddeutsche.de: Hürdenlauf?

Helena: Ja, weil mir Hürdenlauf Spaß macht. Ich gehe auch einmal pro Woche zum Leichtathletik-Training, da übe ich das oft.

sueddeutsche.de: Wie hieß deine Trainings-Partnerin im Stadion denn?

Helena: Dean oder so. Ich weiß nicht so genau, ich kannte sie vorher nicht.

sueddeutsche.de: Vielleicht hast du sie vorher schon mal im TV gesehen?

Helena: Ich habe mir die Wettkämpfe bei Olympia im Fernsehen angeschaut. Hauptsächlich Leichtathletik, und auch den Hürdenlauf. Aber die Siegerin habe ich hier in Zürich nicht wiedererkannt.

Die Recherche im Anschluss hat ergeben: Helena trainierte mit Dawn Harper. Die Amerikanerin gewann in Peking Gold im 100-m-Hürdenlauf der Damen nachdem Favoritin Lolo Jones gestolpert war.

sueddeutsche.de: Ihr habt dann zusammen trainiert - die Olympiasiegerin, ein Übersetzer, du und die anderen Kinder. Wie war's denn?

Helena: Wir haben gelernt, wie man über die Hürden drüber läuft. Außer mir waren noch ungefähr 40 andere Kinder in meiner Gruppe. Das Training hat eine dreiviertel Stunde gedauert.

Vor dem Training sagte Harper in einer Presseerklärung: "Ich starte zum ersten Mal in Zürich und freue mich nicht nur auf das Rennen vom Freitag, sondern auch auf "Jugend trainiert mit Weltklasse". Ich möchte nach meiner Karriere Lehrerin werden und freue mich, viele leichtathletikbegeisterte Kids zu sehen und ihnen die Leichtathletik näher zu bringen." Ob das geklappt hat?

sueddeutsche.de: Und, hast du was Neues gelernt? Irgendwelche Tricks und Kniffe?

Helena: Nein. Ich konnte alles schon vorher.

sueddeutsche.de: Oh. Hat es dir trotzdem gefallen beim Training?

Helena: Ja, schon. Es war ziemlich besonders, dass wir mit jemand trainieren konnten, der so gut im Hürdenlauf ist.

sueddeutsche.de: Hast du nach den Übungen auch ein Autogramm abgestaubt?

Helena: Mhm, das hab ich. Ich werde es aufbewahren.

sueddeutsche.de: Wahrscheinlich wirst du es in deinem Zimmer aufhängen. Vielleicht über dem Bett?

Helena: Nö, ich werde es in eine Schublade stecken.

sueddeutsche.de: Ach so. Wie viele Interviews hast du denn schon gegeben in deinem Leben? Du machst das großartig.

Helena: Noch keins. Das ist das erste.

sueddeutsche.de: Würdest du eigentlich gerne selbst mal Olympiasiegerin werden?

Helena: Ja, schon.

sueddeutsche.de: Dann könnte ich dich vielleicht wieder interviewen. Aber dass man als Leichtathletik-Profi so viele Stunden am Tag trainieren muss - würde dir das nichts ausmachen?

Helena: Nein, ich würde mir die Zeit dafür nehmen. Wenn ich sie hätte.

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