Tour de France:Und schon ist er wieder in gelb

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Es war das schnellste Mannschaftszeitfahren aller Zeiten mit dem erwarteten Sieger: Lance Armstrong und sein US-Team Discovery Channel. Der T-Mobile-Express von Jan Ullrich war 34 Sekunden langsamer. Der bisher Führende Zabriskie erlebte einen bitteren Nachmittag - und verlor das Gelbe Trikot.

Das trägt nun wieder Lance Armstrong. Der Favorit hatte sich im Städtchen Tours, am Tag des Mannschaftszeitfahrens bei der Tour de France, einen kleinen Computer an sein High-Tech-Rad schrauben lassen. Das Kästchen zeigt Herzschlag und Trittfrequenz an.

Während die anderen Fahrer seiner Discovery-Mannschaft diese Werte bei Bedarf über Funk mitgeteilt bekommen, sollte das wohl bedeuten: Der Chef und Titelverteidiger will alles selbst im Blick haben. Denn für Lance Armstrong hat so ein Mannschaftszeitfahren ja immer auch symbolische Bedeutung. Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, und klar zu machen, wer mit der stärksten Mannschaft die Tortur durch die Berge bestreiten wird.

Die Strecke des Mannschaftszeitfahrens führte in diesem Jahr über 67,5 Kilometer von Tours nach Blois, und während beim Einzelzeitfahren am Samstag noch die Demontage des Herausforderers Jan Ullrich durch Lance Armstrong im Mittelpunkt stand (66 Sekunden Rückstand nach nur 19 Kilometern), lagen die favorisierten Mannschaften diesmal nahe beieinander.

Armstrongs Discovery-Team kam mit einer Zeit von 1:10:40 als erstes ins Ziel, das CSC-Team wurde mit zwei Sekunden Rückstand Zweiter, doch der Amerikaner David Zabriskie stürzte kurz vor Schluss und verlor das gelbe Trikot an Armstrong.

T-Mobile um den Kapitän Jan Ullrich konnte die Zeit von 1:11:15 und Platz drei als Erfolg verbuchen. Vor zwei Jahren hatten die Organisatoren das Reglement entschärft: Als Drittplatzierte bekommen die T-Mobile-Fahrer 30 Sekunden Zeitrückstand angerechnet. Damit liegt Ullrich im Gesamtklassement jetzt 1:36 Minuten hinter Lance Armstrong und ein wenig besser als befürchtet.

Um 14.20 machte sich die Fahrer des Euskatel-Teams auf die Strecke, eigentlich als passionierte Kletterer bekannt, die die Berge schätzen und für den organisierten Kampf gegen die Uhr nur wenig übrig haben. Doch sie sorgten für die erste kleine Überraschung, rollten nach 74 Minuten über die Ziellinie - und setzten damit nicht nur eine erste Marke für die Konkurrenz, sondern deuteten bereits an, dass diese Wettfahrt das schnellste Teamzeitfahren aller Zeiten bei der Tour de France werden würde - auf einem flachen Kurs, bei ordentlich Rückenwind, immer entlang der Loire.

Zu diesem Zeitpunkt strampelten die Favoriten in Tours noch auf der Rolle, jenem fixierten Trainingsrad, um ihre Muskeln aufzuwärmen. Da sah man noch einen entspannten Lance Armstrong im Startbereich herumflachsen, dem lediglich die dunklen Wolken Sorge zu bereiten schienen, die über Frankreichs Westen zogen. Allerdings blieb die Strecke trocken, sodass alle Teams ihre Fahrer auf den dünnen Reifen sicher ins Ziel brachten und Stürze wie im vergangenen Jahr ausblieben.

Dopingprobe bei Ullrich&Co.

Um 15.40 Uhr rollten dann die T-Mobile-Fahrer von der Rampe. Sie waren an diesem Dienstag früher aufgestanden als sonst, schon morgens um acht hatten sie eine kollektive Dopingprobe über sich ergehen lassen und dann nochmals am Ort die Strecke besichtigt. Einen Platz unter den ersten sechs hatte Teamchef Mario Kummer als Ziel ausgegeben, denn eine echte Domäne des Bonner Rennstalls war das Teamzeitfahren noch nie. Doch schon die Zwischenzeiten machten Mut, nach 47,5 Kilometern, in Asnières, setzten sie sich an die Spitze, vier Mannschaften allerdings waren noch nach ihnen auf die Strecke gegangen.

Überraschender war da schon die Zwischenzeit für die Männer um Lance Armstrong. In Asnières waren sie fast gleichauf mit T-Mobile, da hatte man die Discovery-Radler eigentlich stärker erwartet. Auf dem Weg zu seinen letzten Zufriedene Gesichter bei Team Gerolsteiner Die Fahrer von Team Gerolsteiner, die mit Michael Rich einen kräftigen Zeitfahr-Spezialisten in ihren Reihen haben, kamen mit 1:12:44 ins Ziel und blieben als Achte damit ebenfalls im Rahmen ihrer Erwartungen. Als letzte Mannschaft startete das dänische CSC-Team von Manager Bjarne Riis, mit dem starken Teamkapitän Ivan Basso, mit Edelhelfer Jens Voigt sowie dem Gesamtführenden David Zabriskie.

Schon im Einzelzeitfahren hatten sich sieben CSC-Fahrer unter den ersten 30 eingereiht. Hier wurden sie am Ende knapp Zweite. Die nominellen Favoriten haben sich schadlos gehalten: Jan Ullrich, Ivan Basso - vor allem Lance Armstrong. Nur der Sturz von Zabriskie war ein schwerer Schock für CSC.

Am Mittwoch geht es auf die fünfte Etappe über 183 km von Chambord nach Montargiss. Auf dem überwiegend flachen Kurs steht nur eine Bergwertung der vierten Kategorie an.

© SZ vom 06.07.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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