Tour de France Prolog:Verpatzter Start für Ullrich

Lesezeit: 2 min

Bittere Pille für den T-Mobile-Fahrer gleich zu Anfang der 92. Frankreichrundfahrt: Titelverteidiger Lance Armstrong zog im Einzelzeitfahren locker an ihm vorbei.

Während sein großer Widersacher Lance Armstrong beim 19 km langen Zeitfahren von Fromentine nach Noirmoutier hinter Überraschungssieger David Zabriskie (USA) Zweiter wurde, erreichte der T-Mobile-Kapitän klar geschlagen nur als Zwölfter das Ziel.

Ehrgeizig wie immer und im Eiltempo an Herausforderer Ullrich vorbei: Lance Armstrong. (Foto: Foto: AP)

Die Höchststrafe kassierte der 31-Jährige, als ihn der US-Amerikaner gut 3 km vor Ende der 1. Etappe überholte, nachdem dieser die eine Minute Startvorgabe des Deutschen auf nur 16 km wettgemacht hatte.

Armstrong hatte in 20:53 Minuten letztlich zwei Sekunden Rückstand auf seinen siegreichen Landsmann, aber 1:06 Minuten Vorsprung auf Ullrich (21:59), der am Tag vor dem Auftakt-Zeitfahren im Training auf den Wagen seines sportlichen Leiters Mario Kummer geprallt war und neben einer Schnittwunde am Hals auch Prellungen davon getragen hatte. "Die Muskeln haben schon etwas geschmerzt", sagte Ullrich.

Armstrong zeigte sich hoch zufrieden. "Das ist ein super Start. Es ist nicht so entscheidend, dass ich Jan überholt habe, viel wichtiger ist, dass mir ein sehr gutes Rennen gelungen ist", erklärte der sechsmalige Toursieger. Dass nicht er, sondern Zabriskie am Sonntag im Gelben Trikot auf die zweite Etappe gehen wird, nahm der 33 Jahre alte Kapitän des Team Discovery Channel gelassen: "So muss unsere Mannschaft nicht arbeiten."

Für ein positives Ergebnis aus Sicht von T-Mobile sorgte Ullrichs Teamkollege Alexander Winokurow. Der Kasache fuhr in 21:44 Minuten auf den dritten Platz und zeigte sich entsprechend zufrieden: "Es lief gut für mich, der Rückstand zur Spitze ist im Rahmen. Mir war vorher klar, dass ich auf die absoluten Spezialisten etwas verlieren werde", so der Tour-Dritte von 2003.

Ein starkes Rennen zeigte auch der Berliner Jens Voigt, der als bester Deutscher in 21:55 Minuten Achter wurde. "Dieses Ergebnis zeigt mir, dass meine Form sehr ansprechend ist. Wenn ich mich in den nächsten Tagen etwas zurückhalte, kann ich in der zweiten oder dritten Woche vielleicht auftrumpfen", sagte der 33-Jährige, der bereits sieben Saisonsiege auf dem Konto hat.

Mit einer noch größeren Enttäuschung als bei Ullrich begann die Große Schleife dagegen für den letztjährigen Gesamtzweiten Andreas Klöden. Der 30-Jährige verlor mehr als zwei Minuten auf die Spitze und kam in 22:52 Minuten nicht unter die besten 40. "Wenn ich diesen Rückstand sehe, kann ich nicht zufrieden sein. Der Kurs kam mir allerdings auch nicht entgegen, dafür bin ich einfach zu leicht", sagte der T-Mobile-Fahrer.

Besser schlug sich "Kraftpaket" Michael Rich aus Emmendingen. Der dreimalige Zeitfahr-Vizeweltmeister vom Team Gerolsteiner fuhr in 22:04 Minuten auf Platz 15, war aber dennoch nicht zufrieden: "Ich hatte schon mit einem Platz auf dem Podium geliebäugelt und hatte unterwegs auch ein gutes Gefühl, aber leider war ich nicht schnell genug. Das ist schon frustrierend", erklärte der 36-Jährige.

Eine Galavorstellung bot Zabriskie, der knapp drei Stunden vor Armstrong und Ullrich auf die Strecke gegangen war und hatte von besseren Windbedingungen profitiert hatte. "Ich bin selbst etwas überrascht. Aber ich hatte Rückenwind, das hat mir natürlich einen Vorteil verschafft", sagte der 26-Jährige, der vor acht Wochen schon das Zeitfahren in Florenz beim Giro d'Italia für sich entschieden hatte.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: