Tour de France:"Dann bleiben nicht mehr viele übrig"

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SZ: Wohl nicht nur gekannt - sondern auch mit ihm zusammengearbeitet.

Tour de France: Auch zum Team Bianchi folgte Pevenage seinem Schützling Jan Ullrich.

Auch zum Team Bianchi folgte Pevenage seinem Schützling Jan Ullrich.

(Foto: Foto: dpa)

Pevenage: Da muss ich jetzt aufpassen, was ich sage.

Der spanische Profi Alejandro Valverde von Caisse d'Epargne wird ebenfalls in den Akten des Dopingskandal erwähnt.

SZ: Valverde darf seltsamerweise die Tour fahren, Sie müssen sich verstecken.

Pevenage: Bei mir ist das anders, das stimmt. Ich versuche, etwas anderes zu machen, aber das ist schwer, wenn man ein Leben lang nur im Radsport war.

SZ: Sie könnten umfassend gestehen?

Pevenage: . . . nein, das nicht.

SZ: Warum? Nicht mal ein halbes Geständnis, wie Rolf Aldag?

Pevenage: Was soll ich denn noch erzählen? Es haben doch schon so viele Leute erzählt, und wenn ich jetzt auch noch etwas sage, kriege ich nur von links und rechts Gerichtsverfahren. Und was haben denn die Geständnisse bisher gebracht? Warum geben denn die Spanier und Italiener das nicht auch alles zu? Wie gesagt: Wenn jetzt alle sagen, die Alten sollen alle raus wegen des verschärften Ethik-Codes - dann bleiben nicht mehr viele übrig.

SZ: Sie könnten auch den vielen belgischen Nachwuchsfahrern erzählen von Ihren Fehlern und den Folgen?

Pevenage: Ja, das könnte ich machen.

SZ: Haben Sie denn bei der Bonner Staatsanwaltschaft etwas eingeräumt?

Pevenage: Nein, da habe ich noch nichts eingeräumt, weil mein Anwalt bisher keine Akteneinsicht hat. Mein Anwalt sagt, ich solle nichts sagen - und wenn ich einen Anwalt bezahle, mache ich doch besser auch, was er sagt.

SZ: Aber die Aktenlage der spanischen Polizei ist bekanntermaßen umfangreich, auch deshalb fand doch bei Ihnen im September ebenfalls eine Razzia statt.

Pevenage: Ja, sie waren hier bei mir, sie haben meinen Computer mitgenommen, mein Telefon.

SZ: Die Dokumente, die Abhörprotokolle, die Berichte, aber Sie möchten noch nichts einräumen?

Pevenage: Nein, da sage ich jetzt besser nichts dazu.

SZ: Auch nicht dazu, dass Sie wohl vom Dopingsystem bei Telekom, dessen Existenz die Teamärzte Schmidt und Heinrich ja im Grunde bestätigt haben, gewusst haben - zumindest das: gewusst?

Pevenage: Da sage ich jetzt auch wieder nichts dazu. Ich habe ein Strafverfahren laufen.

SZ: Sie sagen nichts, Sie leugnen allerdings auch nicht, das fällt auf. Haben Sie seit Straßburg jemals daran gedacht, das mit Ullrich doch mal alles zu erzählen?

Pevenage: In so einem Jahr denkt man sicherlich an Vieles.

SZ: Jetzt ist Ullrichs Ruf vernichtet.

Pevenage: Ja.

SZ: Haben Sie seinen vielsagenden Auftritt bei "Beckmann" gesehen?

Pevenage: Ja, fand ich nicht so gut, aber ich habe damals gelitten.

SZ: Sie sind nicht mehr sein Berater?

Pevenage: Nein, er hat doch jetzt seine Anwälte, was soll ich da noch machen?

SZ: Haben Sie Kontakt zu Ullrich?

Pevenage: Wir telefonieren noch regelmäßig, aber nicht mehr so oft wie früher. Was hätten wir uns denn jetzt auch noch groß zu erzählen?

Rudy Pevenage begleitete Ullrich, 33, seit dessen Profidebüt 1995.

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