Tour-Bilanz:Die Triumphfahrt des Texaners

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US-Präsident George W. Bush war erster Gratulant am Telefon, nachdem sich Lance Armstrong seinen vierten Toursieg in Serie gesichert hatte.

"Wir kommen ja beide aus Texas und kennen uns seit langem. Er hat das Finale im Fernsehen verfolgt, ich habe mich über seinen Anruf sehr gefreut. Unser Präsident ist ein wirklicher Sportsmann", erzählte der Mann in Gelb kurz nach der Siegerehrung.

Lance Armstrong begutachtet den Pokal für seinen Sieg (Foto: N/A)

Mit dem Sieg im Kampf gegen die Uhr hatte sich Armstrong am Vorabend seines vierten Gesamtsieg bei der Tour de France selbst die Krone aufgesetzt.

Es war mehr als sein vierter Tageserfolg 2002 und sein 15. insgesamt: Es war auch die ersehnte Revanche für die schmerzliche Niederlage im ersten langen Zeitfahren zwei Wochen zuvor. "Da habe ich mir Sorgen gemacht, ob alles nach Plan läuft", blickte er auf die Niederlage gegen Santiago Botero aus Kolumbien zurück.

Gegner geben in den Alpen auf

Ansonsten aber blieb sich der 30-Jährige auch nach der vorletzten Etappe treu. "Ich muss am Sonntag in Paris aufpassen, dass ich nicht stürze", wies er alle voreiligen Gratulanten zurück.

Während sich die meisten Beobachter spätestens nach den Pyrenäen sicher waren und selbst die Gegner nach den zwei ersten Alpen-Tagen den Kampf aufgegeben hatten, wollte er die Glückwünsche erst nach der Triumphfahrt über die Champs-Elysees entgegen nehmen.

Zwei Siegen innerhalb von 24 Stunden

Das vierte Gelbe Trikot in Serie sicherte er sich mit der gleichen Überlegenheit wie die vorangegangenen drei. Der Spanier Joseba Beloki lag 7:17 Minuten zurück. 1999 hatte Armstrong den Schweizer Alex Zülle um 7:37 Minuten distanziert, danach den Deutschen Jan Ullrich um 6:02 und 6:44 Minuten.

Diesmal holte sich Armstrong gleich den Prolog. Nach dem zweiten Platz im Zeitfahren von Lorient schlug er in den Pyrenäen mit zwei Siegen innerhalb von 24 Stunden zu.

Ullrich wehrte sich am längsten

Die spanischen Herausforderer Beloki und Igor Gonzales de Galdeano, der bis dahin das Gelbe Trikot getragen hatte, waren nun wie auch Botero und der erstaunlich starke Litauer Raimondas Rumsas nur noch in der Defensive.

Niemand wehrte sich so lange gegen die Niederlage wie Ullrich in den beiden Jahren zuvor: "Ullrich war bisher mein härtester Herausforderer", bestätigte Armstrong persönlich.

Rumsas ist die Überraschung

"Wir haben in den Bergen immer wieder versucht, Armstrong von seiner Mannschaft zu isolieren, aber am Ende war er doch zu stark," erklärte Galdeano kapitulierend.

Während Beloki nach zwei Jahren als Dritter hinter Armstrong und Ullrich nun immerhin auf Platz zwei des Gesamtklassements vorrückte, war Rumsas als Dritter der 89. Tour die eigentliche Überraschung.

Armstrong sparte nicht mit Lob: "Ohne das Mannschaftszeitfahren, in dem sein Team viel verloren hat, wäre er sogar Zweiter geworden. Für mich ist er einer der großen Konkurrenten der nächsten Jahre."

Einen Tag lang in Gelb

Weitaus spannender war der Kampf ums Grüne Trikot, bei dem der Australier Robbie McEwen mit gerade mal einem Punkt Vorsprung auf Telekom-Kapitän Erik Zabel auf die Schlussetappe in Paris ging. Auf dem Champs-Elysees machte McEwen mit seinem Sieg den Gewinn der Sprintwertung perfekt.

Mit seinem Tagessieg auf der sechsten Etappe und dem zuvor für einen Tag eroberten Gelben Trikot hatte der 32-jährige Sprinter aus Unna jedoch wieder seine "Marke" bei dieser Tour hinterlassen.

Den Sieg in der Bergwertung sicherte sich zum zweiten Mal hintereinander Laurent Jalabert aus Frankreich, der im Verlauf der Rundfahrt seinen Rücktritt zum Saisonende ankündigte.

Richard Virenques "französischen Rekord" mit fünf Siegen in der Bergpreiswertung hätte der inzwischen 33-Jährige wohl sowieso nicht mehr erreicht.

Hoffnungen ruhen auf Ivan Basso

Während Botero sich neben dem ersten Zeitfahren auch die Alpen-Etappe in Les Deux-Alpes holte, feierte Virenque den Triumph auf dem Mont Ventoux. Im Bergklassement war der im vergangenen Jahr wegen Dopings gesperrte Publikumsliebling jedoch kein ernsthafter Anwärter auf den Sieg mehr.

Hoffnungen für die Zukunft ruhen dagegen auf dem Italiener Ivan Basso, der die Wertung der Jungprofis gewann. Mit 19:18 Minuten Rückstand auf Armstrong belegte der 24-Jährige einen beachtlichen elften Platz ihn der Gesamtwertung.

(sueddeutsche.de/sid)

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