Toto-Pokal:Vorstufe für weitere Forderungen

Lesezeit: 2 min

Einer von nur zwei Indiziengebern für unbedingten Torwillen: Einen Treffer konnte Unterhachings Hyunseok Hong aber auch nicht herbeiführen. (Foto: foto2press/Imago)

Das Aus dürfte sich auch auf den Liga-Alltag der SpVgg Unterhaching auswirken.

Von Christoph Leischwitz

40 Minuten lang hatte Michael Schiele ein Problem, das Claus Schromm auch ganz gut kennt: Das Tor wollte einfach nicht fallen. Da sei ja dann immer die Frage, so der Trainer der Würzburger Kickers, "wie man so etwas löst", wenn der Ball nur an Pfosten und Latte klatscht, aber nicht ins Netz fliegen will. Schiele ist gebürtig von der Ostalb, deshalb dürfte sich der Halbsatz für einen Oberbayern wie Schromm nach "wie man das löscht" angehört haben. Vielleicht brennt es gerade noch nicht bei der SpVgg Unterhaching, aber es fehlt wohl nur noch der Funke für das berühmt-berüchtigte Feuer unterm Dach.

Würzburg löste das Problem übrigens mit einem direkt verwandelten Freistoß in der 40. Minute. "Muss ich mir merken", sagte Schromm später mit einem bitteren Lächeln. Immerhin hat seine Mannschaft in 793 langen Pflichtspiel-Minuten kein Tor mehr geschossen.

Dass die Unterhachinger nach dem 0:3 im eigenen Stadion am Dienstagabend zum zweiten Mal in Serie aus dem Toto-Pokal ausgeschieden sind und deshalb nicht im DFB-Pokal spielen werden, wo sie zuvor viele schöne Stunden erlebt haben, das ist das eine. Noch problematischer als die Einnahmen-Einbuße in der kommenden Saison dürfte sein, dass sich diese Partie so trostlos war, dass sie sich stimmungsmäßig sogar auf den Ligaalltag auswirken könnte. "Noch stecken wir nicht drin", sagte Trainer Schromm über den "so genannten Abstiegskampf". Doch er merkte selbst an, dass man genau dafür schleunigst ein Bewusstsein entwickeln müsse. Weil man nun vermehrt auf Gegner trifft, die schon im Abstiegskampf stecken.

"Die Phase dauert jetzt schon viel zu lange"

Wenn die Zuschauer im Fanblock "Wir woll'n euch kämpfen sehen" rufen - so geschehen nach dem 3:0 der Würzburger in der 65. Minute -, dann ist das meistens nur die Vorstufe für weitere Forderungen. Gekämpft hat die Mannschaft dann zwar schon noch ein bisschen, doch das reichte nicht mehr, um Selbstvertrauen zu entwickeln. "Es ist wie verhext im Moment", sagte Abwehrspieler Max Dombrowka, man betreibe nicht mehr oder weniger Aufwand als in der so erfolgreichen Hinrunde, aber nichts will mehr gelingen. In der Liga ist alles ausgeglichen momentan, neun Siege, 14 Unentschieden, neun Niederlagen, aber die Stimmung ist jetzt nicht mehr ausgeglichen. "Die Phase dauert jetzt schon viel zu lange", sagt der 27-Jährige. Es sei schon so, "dass der liebe Gott uns verflucht hat und vieles einfach nicht mehr funktioniert. Da sitzen wir schon mit im Boot." Zum Beispiel, weil man sich oft viel zu leicht ausspielen lasse.

Rätselhaft war vor allem die Anfangsphase gewesen, zumal Schromm angekündigt hatte, nicht in der Defensive "zittern und bibbern" zu wollen. Doch genau das taten sie, auch Dombrowka meinte, man habe irgendwann nur noch auf das erste Gegentor gewartet. Unterhaching wirkte von der ersten Minute an so, als würde man mit einem Mann weniger spielen, und konnte deshalb zu keiner Zeit Überzahl-Situationen schaffen, geschweige denn Chancen kreieren. Zwei präzise Steilpässe des 19 Jahre alten Hyunseok Hong und von Sascha Bigalke waren die einzigen Indizien für unbedingten Torwillen. Die beiden Abschlüsse von Stefan Schimmer (44. und 52. Minute) waren es nicht.

Schromm merkte an diesem Abend, dass er die Mannschaft nun etwas mehr in die Pflicht nehmen muss. Zwar seien aufgrund der Personalnot Spieler auf dem Feld gestanden, die nicht fit waren und von denen man deshalb "deutlich stärkere Leistungen gewohnt" sei. Aber entweder begann innerhalb der Mannschaft schon diesmal gegenseitige Schuldzuweisung, oder Schromm will sie im Keim ersticken. Denn er forderte, dass "jetzt jeder den Besen in die Hand nimmt und vor der eigenen Tür kehrt". Und das habe er der Mannschaft in der Kabine auch schon so mitgeteilt. Wenn sich jeder daran hält und seinen Bereich säubert, kann man auf diese Weise zumindest schon einmal einen Funkenflug verhindern.

© SZ vom 11.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: