Toto-Pokal:Erinnerungen an die Bayernliga

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Bereit zum Weiterkommen? Daniel Wein und seine Mitspieler vom TSV 1860 München stehen vor zwei oberbayerischen Pokalduellen. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Der TSV 1860 München schont beim Bezirksligisten VfR Neuburg seine Besten.

Von Christoph Leischwitz

So lange wie möglich die Null halten, und dann mal schauen was passiert - die typische Taktik für den Außenseiter eben. Aber auch wenn zwei Spielklassen zwischen dem TSV 1860 München und dem VfR Neuburg liegen, komplett chancenlos ist diese Mannschaft nicht. Die Löwen erwartet an diesem Mittwoch (18.30 Uhr) in der ersten Hauptrunde des Toto-Pokals ein durchaus ambitioniertes Team, die Euphorie eines mit 3500 Zuschauern ausverkauften Stadions und der Stolz eines Traditionsklubs, der sich nach Jahrzehnten der Unterklassigkeit auf einem guten Weg wähnt. Vergangene Saison verpasste Neuburg den Aufstieg nur knapp, jetzt hat sich die Mannschaft verstärkt. "Dann schauen wir doch mal, ob wir für die kleine Sensation sorgen können", sagt Trainer Christian Kryzanowski.

Wie groß die Euphorie ist, habe er schon allein daran gemerkt, wie viele Eintrittskarten er für Freunde und Bekannte zurücklegen sollte. Am vergangenen Donnerstagmorgen hatte der VfR den Kartenvorverkauf gestartet, am Nachmittag war das schmucke Stadion nahe der Donau schon so gut wie ausverkauft. "Ich bin seit Kindesbeinen beim VfR, es ist mein Heimatverein", sagt Spieler und Co-Trainer Alexander Egen, der zwischenzeitlich aber für den TSV Rain am Lech spielte - und mit diesem vor vier Jahren auch einmal gegen Sechzigs U21. Aber an komplett volle Tribünen daheim beim VfR könne er sich nicht erinnern, sagt der 28-Jährige. Die glorreiche Zeit des Klubs hat er ja deutlich verpasst: In den 1970er Jahren spielte der VfR lange in der Bayernliga.

Mit der aktuellen Auslosung profitiert nicht nur die Regionalliga vom Zwangsabstieg der Löwen-Profis, sondern nun auch ein Bezirksligist. Dafür musste aber alles schnell gehen. Anderthalb Wochen hatte der Klub Zeit, die wichtigsten Vorkehrungen zu treffen. Die erinnern stark an jene, die man braucht, um die Regionalliga-Auflagen des Verbandes zu erfüllen: Bauzäune müssen errichtet und Teile einer Ecke entfernt werden, um zusätzliche Ein- und Ausgänge sowie Fluchtwege zu schaffen. Und das erst mal nur für ein Spiel. Dutzende ehrenamtliche Helfer werden vor Ort sein, um Essen und Getränke zu verkaufen. Stünde die erste Runde im DFB-Pokal an, die Unterschiede wären gar nicht so groß.

Für die Sechziger dürfte sich die Partie genauso anfühlen wie eines der aktuellen Regionalliga-Spiele: volles Stadion, volle Aufmerksamkeit, Begeisterung auf den Rängen. Mit einem Unterschied: Die Vorbereitung auf den Gegner ist ein wenig komplizierter. "Videos gibt es natürlich nicht", sagt Sechzigs Trainer Daniel Bierofka auf die Frage, wie man sich auf den weitgehend unbekannten Gegner einstellen kann. Aber er kenne sich ja aus in Bayern, es gibt einige Vertraute, die er auf die Recherche ansetzen konnte. Auf die leichte Schulter nehmen dürfe man die Neuburger ganz sicher nicht.

Trotzdem werden einige Spieler inmitten dieser englischen Wochen geschont, zumal am Sonntag das nächste Pokalspiel ansteht, dann aber im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt (15.30 Uhr, Grünwalder Stadion). Timo Gebhart, der seit Wochen Zehenprobleme hat, dürfte dazugehören, Sascha Mölders auch. Torwart-Zugang Alexander Strobl wird erstmals für die erste Mannschaft der Sechziger im Tor stehen. Mit dem Toto-Pokal kann man sich für den nächsten DFB-Pokal qualifizieren. Es würde aber wenig Sinn machen, dort gleich in der ersten Runde auszuscheiden, weil die wichtigsten Akteure überspielt sind.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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