Topspiel der zweiten Bundesliga:Gaudi für die Breisgauer

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Die erste von zwei Freiburger Führungen im Spiel: Vincenzo Grifo (l.) schießt den Sport-Club in Düsseldorf mit 1:0 in Front. (Foto: Guido Kirchner/dpa)

Der SC Freiburg gewinnt mit vier neuen Spielern das Duell der Ex-Erstligisten in Düsseldorf - hat aber sehr viel Glück, nicht nur bei einem verschossenen Elfmeter der Fortuna.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Für den Winzer Fritz Keller sind extreme Temperaturschwankungen ein Segen. Hitze und Kälte tun den Reben gleichermaßen gut, viel Sonne ist schön, wenn es dann bloß irgendwann wieder regnet. Keller macht sich Hoffnungen auf einen guten Jahrgang 2015 - als Winzer.

Als Präsident des SC Freiburg ist seine Gemütslage anders geartet. Extreme Leistungsschwankungen gefallen ihm gar nicht. Nach einem 6:3-Sieg gegen Nürnberg und einem 1:0-Erfolg bei 1860 München zum Saisonauftakt hatten die Freiburger das dritte Spiel daheim gegen den VfL Bochum 1:3 verloren. In Düsseldorf wollten sie nun herausfinden, ob sie sich früh schon wieder aus der Spitzengruppe verabschieden müssen, ob 2015 nach dem Bundesliga-Abstieg mit einem zusätzlich verpatzten Zweitliga-Auftakt als schwacher Jahrgang in die Geschichte des SC Freiburg eingehen könnte.

Die Breisgauer haben im Rheinland am Samstag 2:1 (2:1) gewonnen, aber man muss trotzdem vorsichtig sein mit allzu viel Optimismus, denn der Sieg geriet äußerst schmeichelhaft. Die Freiburger erwehrten sich mit mehr Glück als Verstand einer Düsseldorfer Schlussoffensive, in der Christian Strohdiek und Didier Ya Konan in der 74. und 75. Minute die Stabilität der Querlatte des Freiburger Tors knallhart auf die Probe stellten. Das Gestänge hielt - und mit ihm der Freiburger Sieg, der die Mannschaft in der Tabellenspitze belässt. "Ein dreckiger Sieg", sagte hernach mit süffisantem Lächeln der Freiburger Torwart Alexander Schwolow.

Nils Petersen bleibt leicht verletzt auf der Bank

Vier neue Spieler hatte der Trainer Christian Streich nach der Niederlage gegen Düsseldorf in die Startelf berufen und zudem zwei Umstellungen vorgenommen. In Mensur Mujdza und Marc Torrejon waren gleich zwei Abwehrspieler gesperrt. Damit verblieben nur fünf Spieler auf ihren vorwöchigen Positionen. Der Torjäger Nils Petersen, der in den ersten vier Pflichtspielen der Saison immerhin acht Tore geschossen hatte, saß angeschlagen auf der Bank. Genauso wie bei den Düsseldorfern anfangs der neue Stürmer Didier Ya Konan.

Vielleicht war ja deshalb das Duell dieser einstigen Erstligisten in der ersten halben Stunde der Vergleich zweier Teams, die verzweifelt versuchten, den finalen Pass in den Strafraum zu mogeln. Dann allerdings fielen alle drei Tore binnen sechs Minuten. Zunächst gelang Vincenzo Grifo das 1:0 der Breisgauer (33.). Doch die Freude währte nur vier Minuten, denn plötzlich hatte auf der anderen Seite der Düsseldorfer Matthis Bolly zu viel Platz. Und Platz sollte man dem Sprinterkönig nicht zugestehen. Er rennt dann allen davon. Und manchmal schiebt er auch den Ball ins Tor. Doch dieses 1:1 hatte nur kurz Bestand: Nicolas Höfler erzielte das 2:1 (39.) mit einem halbhohen Schlenzer, der für Michael Rensing im Düsseldorfer Tor zu hoch war. "Breisgaudi" - so hatte es vor dem Spiel zur Werbung auf vielen Plakaten in Düsseldorf gestanden. Das war es denn auch - Gaudi für die Breisgauer.

Kurz vor Ende trifft Fortuna zwei Mal die Latte

Es wäre nach der Pause ein Leichtes für die vor allem defensiv schwachen Düsseldorfer gewesen, zum 2:2 auszugleichen, namentlich für den Zugang Sararer. Der wurde in der 58. Minute vom jungen Freiburger Verteidiger Jonas Föhrenbach im Strafraum gefoult, doch sein Elfmeter verriet viel über den aktuellen Zustand des Düsseldorfer Fußballs. Sararer schoss schwach und flach - ein einfacher Ball für Freiburgs Torwart Schwolow. Ein Remis wäre allerdings angemessen gewesen, es folgten ja noch die beiden Lattenkracher der Fortuna. "Die Düsseldorfer waren uns überlegen", gestand Freiburgs Trainer Christian Streich später ein, "und deshalb ist es ein sehr glücklicher Sieg." Man habe gesehen, "dass wir eine schwierige Woche hinter uns haben und viele Umstellungen vornehmen mussten. Solche Siege holst du nicht oft".

Als nächstes spielen die Freiburger gegen Sandhausen und in Kaiserslautern. Danach wissen sie vermutlich, ob sie in dieser Saison länger zu den heißen Aufstiegskandidaten zählen dürfen. Ob 2015 für den Winzer Fritz Keller ein guter Jahrgang wird, entscheidet sich erst im Herbst - im Weinberg.

© SZ vom 23.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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