Togo:Wo keiner gleicher als gleich ist

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Das Hotel Waltersbühl in Wangen zählt zu den kleineren WM-Mannschaftsquartieren und kann deshalb in Sachen Komfort nicht mit den 4- und 5-Sterne-Häusern mithalten. Dafür präsentiert es sich seinen Gästen aus Togo runderneurt.

Bernd Oswald

An einem Freitag im August 2004 feierte Hermann Selbherr, der Spielausschuss-Vorsitzende des DFB, in seiner Heimatstadt Wangen seinen 70. Geburtstag. Unter den Gästen war auch Dieter Kieninger, der Geschäftsführer des ortsansässigen Hotel Waltersbühl. Der Jubilar fragte den Hotlier, ob er sich denn als Mannschaftsquartier für die Fußball-WM beworben habe. "Nein, da haben wir doch eh keine Chance", beschied ihn Kieninger.

Selbherr sah das anders und ermutigte Kieninger, übers Wochenende die nötigen Unterlagen aufzubereiten, denn eigentlich sei schon heute Abgabeschluss gewesen. "Ich werde dafür sorgen, dass Deine Bewerbung am Montag noch nachgereicht werden kann", erinnert sich Kieninger an Selbherrs Worte.

Die Last-Minute-Aktion klappte und das Tagungshotel des Württembergischen Fußball-Verbandes wurde noch in den Quartier-Katalog aufgenommen. Nun musste nur noch einer der Teilnehmer überzeugt werden, im Wangener Hotel zu logieren.

Selbherr sei Dank

Auch hier spielte Selbherr den Türoffner. Er ist nämlich auch noch Afrika-Beauftragte des DFB. Das Duo Kieninger-Selbherr setzte zuerst auf Senegal und Kamerun. Als die beiden Favoriten aber in der Qualifikation scheiterten, lief es schnell auf das Team aus Togo hinaus. Hermann Selbherrs Kontakten sei Dank. Beziehungen können so hilfreich sein.

Um auf WM-Standard zu kommen, wurde das 1954 erbaute Hotel von Dezember 2004 bis Mai 2005 generalüberholt. Jetzt sieht es sehr modern, teilweise sogar schick aus, vor allem die Lobby im 1. Stock und das Restaurant im Erdgeschoss. Für die Renovierung von Sauna und Schwimmbad reichte das Geld dann nicht mehr.

Der togoischen Delegation, die im November da war, gefiel's dennoch und wenige Wochen später, war die Sache geritzt: Die Mannschaft bucht das komplette Hotel für die Zeit vom 15. Mai bis zum 29. Juni.

Ablenkung in der Altstadt

Die 50 Zimmer sind alle gleich groß, Suiten gibt es nicht. Trainer Otto Pfister wird also genauso wohnen wie seine Spieler. Die 28 qm großen und normalerweise 108 Euro teuren Doppelzimmer sind ziemlich einfach gehalten: Kein Wohnbereich, keine Couch, eine Wasserflasche, keine Mini-Bar, ein ziemlich kleiner Fernseher, Schreibtisch, Stuhl, zwei Betten und ein Bad.

Immerhin hat jeder der Spieler sein eigenes Zimmer, in dem er auch heimatliches Fernsehen gucken kann. Kabel Baden-Württemberg wird für die Zeit der WM togolesische Sender ins Netz einspeisen.

Da das Hotel insgesamt nicht riesig ist, spielt auch die Stadt eine relativ große Rolle: Trainiert wird im Stadion des FC Wangen, der auch ein Freundschaftsspiel gegen das WM-Team bestreiten darf. Die Pressekonferenzen werden auch in der Innenstadt abgehalten, die die Sportler auch sonst anlocken dürfte, weil sich das Hotel in einem reinen Wohngebiet befindet.

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