Tischtennis:Bolls Team wird Europameister

Lesezeit: 2 min

Das deutsche Tischtennisteam hat seinen EM-Titel mit einem 3:2 gegen Weißrussland verteidigt. Die Frauen waren so schlecht wie seit 24 Jahren nicht mehr.

Timo Boll und seine Mitstreiter haben zum zweiten Mal Europas Tischtennis-Thron bestiegen und ihre Position als Weltmacht Nummer zwei eindrucksvoll bestätigt. Der Jubel über EM-Gold in St. Petersburg ähnelte der Begeisterung über Olympia-Silber in Peking.

Timo Boll in Aktion kassierte eine Niederlage, das Team gewann trotzdem. (Foto: Foto: AP)

Als der Weltranglisten -14. Dimitrij Ovtcharov seinen vierten Matchball zum 3:2 über Weißrussland verwandelte, wurde er von seinen Teamkollegen Timo Boll, Bastian Steger, Christian Süß und Patrick Baum fast erdrückt. Mit Freudentänzen in der Box feierte das Quintett einen Triumph des Teams über einen Einzelkönner.

"Wir sind die Gejagten und wollen den Schwung von Olympia in das EM-Turnier mitnehmen", lautete die Vorgabe von Bundestrainer Richard Prause. Anders als vor sieben Wochen in Peking lastete im zweiten großen Finale des Jahres die Favoritenbürde auf den Herren des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). Die Nerven hielten.

Wie am Vortag beim 3:2-Krimi gegen Österreich gewann jeder der drei eingesetzten Spieler eine Partie, während Weißrusslands Star Wladimir Samsonow mit zwei Punkten allein auf weiter Flur stand. Das DTTB-Team wiederholte den Sieg von 2007 in Zagreb und sicherte dem Verband den 19. EM-Titel in der 50-jährigen Turniergeschichte.

Den DTTB-Herren gelang in der Neuauflage des EM-Endspiels von 2003 im italienischen Courmayeur zugleich die Revanche für die damalige 1:3-Pleite. Beim neuen Assistenztrainer Jörg Roßkopf war die Freude auf der Bank besonders groß. Vor fünf Jahren hatte der Rekordnationalspieler völlig unerwartet sein Einzel gegen den Abwehrspezialisten Jewgeni Tschtschetinine verloren.

Diesmal lief alles nach Plan: Der Weltranglisten-Siebte Boll (Düsseldorf) deklassierte zum Auftakt Vitali Nechwedowitsch mit 3:0. Weißrusslands Weltranglisten-Fünfter Wladimir Samsonow glich mit einem Drei-Satz-Sieg gegen den Düsseldorfer Dimitrij Ovtcharov zum 1:1 aus.

Im Schlüsselspiel an Position drei rechtfertige Bastian Steger Frickenhausen erneut seine Aufstellung. Der Olympia-Ersatzmann hielt Tschtschetinine sicher mit 3:0 in Schach.

Nach diesem erhofften Break kassierte Linkshänder Boll im Duell der Spitzenspieler gegen den überragenden Samsonow seine zweite Turnier-Niederlage. Sie fiel mit 8:11, 8:11, 6:11 deutlich aus. Im letzten Einzel machte Ovtcharov gegen den 141 Plätze schlechter eingestuften Nechwedowitsch den Sack zu. Mit "Dima, Dima"-Rufen feuerten die deutschen Fans unter den 1000 Zuschauern den 20-Jährigen immer wieder an, bis sein 3:1-Sieg unter Dach und Fach war.

Der DTTB-Damen um Spitzenspielerin Jiaduo Wu (Kroppach) landeten durch eine 1:3-Niederlage gegen Polen nach Bronze im Vorjahr auf einem enttäuschenden zehnten Platz. Zuletzt gab es das 1984. "Wir haben zum dritten Mal nach WM und Olympia eins auf den Deckel gekriegt. Unsere Ansprüche sind anders", haderte Damen-Bundestrainer Jörg Bitzigeio.

Er ist nach der neuerlichen Enttäuschung unter Druck geraten. "Meine Motivation ist weiterhin groß. Ob ich der richtige Mann bin, müssen andere entscheiden", sagte der 31 Jahre alte Coach.

Im Damen-Endspiel bezwang die "Legionärsauswahl" der Niederlande den Titelverteidiger und Rekordchampion Ungarn glatt mit 3:0. Die Niederländerinnen traten mit den beiden gebürtigen Chinesinnen Li Jie und Li Jiao sowie mit der gebürtigen Russin Elena Timina an. Bronze ging an Rumänien und Kroatien.

© dpa-korr/ssc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: