Tabellenvierter Hoffenheim:Feier auf Umwegen

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Hoffenheim muss nach einem seltsam uninspirierten Auftritt in die Champions-League-Qualifikation. Vielleicht war das vorbereitete Brimborium und die Erwartung eines Torfestivals ein bisschen zu viel Ballast für Nagelsmanns Mannschaft.

Von Markus Schäflein, Sinsheim

Am Ende verriet Julian Nagelsmann wie versprochen ein Geheimnis. Nachdem die TSG 1899 Hoffenheim über ein 0:0 im letzten Saisonspiel gegen den FC Augsburg nicht hinausgekommen war, mithin die direkte Champions-League-Qualifikation verpasst hatte und den gerne als Trostpreis bezeichneten Rang vier belegte, las der Trainer die streng unter Verschluss gehaltene Liste der Saisonziele vor. "Realistisches Ziel: Platz neun", sprach er, "öffentliches Ziel: Stabilisierung und sorgenfreie Saison. Ambitioniertes Ziel: Europa League, Platz sechs." So spektakulär, wie es sich mancher erhofft hatte, war die Liste dann doch nicht. Also konnte er bilanzieren: "Alle drei Ziele übertroffen."

Über den Umweg der Qualifikation kann Hoffenheim nach der besten Platzierung der Vereinshistorie ja immer noch die Königsklasse erreichen. Auf der vor der Arena aufgebauten Bühne spielte also eine Band ihre Stadion-Gassenhauer, es blieben auch noch viele Anhänger zum Zuhören oder zum Trinken. Aber so eine gute Laune wie bei den Gästen, die ihren Klassenverbleib feierten, kam bei den Hoffenheimern trotz allem Stolz auf eine hervorragende Runde nicht auf.

Schließlich war die Hoffnung auf Rang drei trotz des eigenen Tormangels lange am Leben geblieben, die zwischenzeitlichen Führungen von Werder Bremen bei Borussia Dortmund hatte die Stadionregie immer wieder auf der Anzeigetafel eingeblendet. Nagelsmann war "sehr froh", wie er zugab, dass Konkurrent Dortmund am Ende doch noch 4:3 gewonnen hatte: "Sonst hätte es sehr weh getan." Nur ein Kantersieg hätte Hoffenheim in dieser Konstellation geholfen, kein knapper in letzter Minute.

Vielleicht waren das viele vorbereitete Brimborium und die Erwartung eines Torfestivals ein bisschen zu viel Ballast für Nagelsmanns Mannschaft gewesen, die mit vier Stürmern antrat, aber lange ungewohnt wenig Gefahr ausstrahlte. "In der ersten Halbzeit waren wir schlecht und haben uns nicht an den Plan gehalten", klagte der Trainer. In der zweiten kam dann bei Pfostenschüssen von Andrej Kramaric und Nadiem Amiri Pech dazu. "Es war eine außergewöhnliche Saison", bilanzierte Nagelsmann dennoch, "ich traue dieser Mannschaft auch zu, dass sie die Playoffs packt." Es gab also doch noch Grund, ein bisschen zu feiern.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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