Stimmen zum Fackellauf-Desaster:"Es tut weh, die Bilder zu sehen"

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Erst London, dann Paris - und nun San Francisco: Der olympische Fackellauf wird zur einer Demonstration gegen China. Stimmen zum Fackellauf-Desaster:

Thomas Bach, IOC-Vizepräsident: "Es ist erschreckend, wie mit Gewalt ein Symbol angegriffen wird, das für Verständigung stehen sollte. Das ist unverständlich, weil die Flamme ein olympisches und nicht ein chinesisches Symbol ist. Gewalt in jeder Form ist inakzeptabel. Vielleicht bin ich zu naiv, aber ich hoffe dass die gewalttätigen Demonstranten noch einsehen, dass sie mit solchen Aktionen keine Sympathien gewinnen und ihrer Sache schaden. Ich kann mir vorstellen, dass es jetzt eine Diskussion über die Fortsetzung der internationalen Tour gibt. Aber nach derzeitigem Stand sollte man wegen der Gewalt nicht zurückweichen."

Klaus Schormann, Weltpräsident der Modernen Fünfkämpfer: "Hier wird eine Dimension erreicht, die die fairen Ausmaße eines Protests übertrifft. Spielregeln werden außer Acht gelassen. Der Respekt gegenüber Athleten und dem Sport bleibt auf der Strecke. Aber es muss weitergehen, man darf sich nicht erpressen lassen."

Kevan Gosper (Australien), Leiter der IOC-Medienkommission: "Ich bin zutiefst enttäuscht. Die Flamme steht für Frieden. Das in demokratischen Ländern herrschende Recht der Demonstrationsfreiheit wurde von professionellen Demonstranten ausgenutzt. Aber wir wussten vorher, dass London, Paris und San Francisco die gefährdesten Stationen sein werden. Ich bin dafür, dass wir darüber nachdenken, in Zukunft das Feuer nur noch von Olympia ins Gastgeberland zu tragen."

Sergej Bubka (Ukraine), Athletenvertreter in der IOC-Exekutive: "Die Demonstrationen sind ein Missbrauch des Fackellaufes. Es tut weh, die Bilder zu sehen. Sport vereint die Menschen, das ist seine Stärke. Adressat der Demonstrationen sollte die Politik sein, nicht der Sport. Der olympische Geist sollte respektiert werden. Sicher wird es jetzt Diskussionen geben, ob es bei den nächsten Spielen wieder einen internationalen Lauf geben soll."

Gunilla Lindberg (Schweden), IOC-Vizepräsidentin: "Die Angriffe auf die olympische Flamme schaden der Olympischen Bewegung und machen mich traurig. Man muss immer bedenken, dass die Fackel nicht Eigentum Chinas, sondern des IOC ist. Ich bin sicher, dass nun über einen Abbruch des internationalen Teils diskutiert wird."

Alex Gilady, IOC-Mitglied aus Israel: "Wir müssen uns auf die Zunge beißen. Es macht keinen Sinn, jetzt über den Abbruch des internationalen Fackellaufs zu diskutieren. Das hätten wir vorher tun sollen. Allerdings glaube ich nicht, dass das Feuer durch die ganze Welt getragen werden muss. Warum bringt man es nicht nur in das Gastgeberland?"

Jiang Yu, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums: "Wir verurteilen die absichtliche Störung des olympischen Fackellaufs durch tibetische Separatisten. Sie denken nicht an den olympischen Geist und die Gesetze in Großbritannien und Frankreich. Diese verabscheuungswürdigen Aktivitäten trüben den hohen olympischen Geist. Berichte ausländischer Medien, dass das olympische Feuer während des Laufes ausgemacht werden musste, sind falsch."

Qu Yingpu, Sprecher des olympischen Fackellaufs in seiner Kolumne der Zeitung China Daily: "Der olympische Geist wurde von Demonstranten in London und Paris entführt. Der Pressehype verschlimmerte die Situation noch. Welche Botschaft wollen die Demonstranten und die Medien damit nach China senden?"

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