Sprung auf Platz vier:Frisches Blut tut gut

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Jubel über den Sprung auf einen Champions-League-Platz: Kevin Volland (links) und Karim Bellarabi gratulieren Leverkusens Torjäger Lucas Alario. (Foto: Marius Becker/dpa)

Leverkusen arbeitet sich mit einem 1:0 über Bremen auf einen Champions-League-Rang vor. Die Werkself kontrolliert die Partie gegen den SV Werder und baut die Serie unter Trainer Heiko Herrlich auf elf Spiele ohne Niederlage aus.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Wenn es meteorologisch ungemütlich wird, bleiben im Leverkusener Fußballstadion häufiger viele Sitze leer. An einem eiskalten Mittwochabend auf das Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen verzichtet zu haben, könnte mancher Dauerkartenbesitzer vielleicht bereuen angesichts eines zwar knappen, aber durchaus erwärmenden 1:0 (1:0)-Sieges, mit dem sich Bayer Leverkusen am vorletzten Spieltag der Hinrunde Einlass in die Champions-League-Zone der Tabelle verschafft hat. Seit bald drei Monaten haben die Leverkusener kein Pflichtspiel mehr verloren. Viel mehr kann man für die Kundenbindung eigentlich nicht tun.

Im kälteren Norden sind die Werder-Fans unterdessen weiter heißblütig, was auch daran liegt, dass ihre finale Hinrunden-Partie am kommenden Samstag gegen Mainz ein ganz besonderes Spiel wird. Denn ungeachtet der Niederlage in Leverkusen erhält Werder die Chance, sich mit einem Sieg rechtzeitig vor Weihnachten aus der Abstiegszone zu befreien.

Der Leverkusener Trainer Heiko Herrlich, 46, und der Bremer Trainer Florian Kohfeldt, 35, hatten sich bereits in der vergangenen Saison zweimal duelliert, damals aber noch in der dritten Liga: Herrlich als Trainer von Jahn Regensburg und Kohfeldt als Coach der zweiten Bremer Mannschaft. Jeder gewann sein Heimspiel 3:1, Regensburg stieg später auf, Bremen knapp nicht ab. Insofern waren die Vorzeichen ähnlich diesmal, im dritten persönlichen Duell binnen 13 Monaten, denn Herrlich trainiert auch jetzt eine ambitioniertere Mannschaft, während Kohfeldt auch Werders Erstligateam vor allem gerne in der Liga halten würde.

Selbst die personellen Voraussetzungen am Mittwochabend waren vergleichbar. Leverkusen vermisste den verletzten Charles Aranguiz und den gesperrten Wendell, während Bremen über seine Langzeitverletzten hinaus erstmals Fin Bartels ersetzen musste. Der Stürmer hatte im Spiel bei Borussia Dortmund einen Riss der Achillesssehne erlitten und fällt für den Rest der Saison aus. Ihn ersetzte in Leverkusen Florian Kainz. Weil Jerome Gondorf krank war und der angeschlagene Zlatko Junuzovic zunächst nur auf der Bank Platz nahm, kam der 20 Jahre alte Ole Käuper aus der zweiten Mannschaft zum Profi-Debüt.

Herrlich entschied sich freiwillig für vier Wechsel in der Startelf, er hat im Laufe der Saison nämlich die Erfahrung gemacht, dass frisches Blut der Konstitution seiner Mannschaft ganz gut tut. So auch diesmal. Nach nicht einmal drei Minuten hätte der neu ins Team gekommene Lucas Alario schon zur Führung einschieben können, der Argentinier traf aber im rheinischen Schneeregen den Ball nicht richtig. Mangelnde Akklimatisierung wollte sich der Südamerikaner allerdings nicht nachsagen lassen, weswegen er es bereits in der 11. Minute besser machte und das 1:0 erzielte. Er hatte Glück, dass die Hereingabe von Leon Bailey bei ihm landete, denn der neu in die Werder-Startelf gekommene Ludovic Sané stürzte, statt zu klären, und servierte Alario den Ball dadurch gleichsam auf dem Silbertablett. Es war Alarios drittes Bundesliga-Tor.

Die Bremer machten ihre auf Pressing basierende Sache eigentlich wieder ganz gut, hatten im Gegensatz zu ihrem 2:1-Sieg in Dortmund am vergangenen Samstag diesmal aber einen viel schnelleren und gefährlicheren Kontrahenten. Deshalb war das Höchste ihrer Gefühle, als Maximilian Eggestein in der 31. Minute nach Kainz-Flanke einen Ball aufs Leverkusener Tor köpfelte, den der Torwart Bernd Leno aber recht locker blocken konnte. Es blieb für Leno ein eher einsamer Abend, weil er seinen Vorderleuten schon sehr, sehr ausgiebig dabei zusehen musste, wie sie ihre durchgängige Feldüberlegenheit auf zugegebenermaßen weichem, langsamem Boden ungenutzt ließen.

Weil Bremen nach vorne zu wenig zustande brachte, endete die Partie unspektakulär, was der Freude der anwesenden Leverkusener Anhänger freilich keinen Abbruch tat.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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