Springreiter-EM in Mannheim:Deutsches Team verpasst Titel-Hattrick

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Das deutsche Springreit-Team hat bei der Europameisterschaft in Mannheim den Titel-Hattrick verpasst. Durch den Totalausfall von Marcus Ehnings Stute Küchengirl kam die Gastgeber-Equipe nur auf Platz zwei hinter den siegreichen Niederländern.

n einem Drama in drei Akten haben die deutschen Springreiter den Titel-Hattrick verpasst. Durch den Total-Ausfall von Startreiter Markus Ehning (Borken) mit der sturen Stute Küchengirl musste sich die Gastgeber-Equipe am Freitag bei der Europameisterschaft in Mannheim mit Platz zwei begnügen.

Ludger Beerbaum auf seinem Pferd "Goldfever" (Foto: Foto: Reuters)

Als Trio hatten Christian Ahlmann (Marl) mit Cöster, Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Shutterfly und Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit Goldfever keine Chance. Sie mussten zuschauen, wie die Niederländer vor 8000 Zuschauern ihre Goldmedaille feierten.

Der Titel-Hattrick sollte es werden, doch stattdessen kostete ein Verweigerungs-Hattrick den dritten EM-Titel in Folge. Auch in der dritten und letzten Runde streikte Ehnings Stute, so dass die Kollegen wieder unter Druck gerieten. Doch anders als am Vortag war die Anspannung zu groß. Schon Ahlmann, der zweite deutsche Starter, hatte mit Cöster einen Abwurf. "Sehr, sehr schade", kommentierte Ahlmann. "Ich weiß nicht, was da passiert ist."

Der Niederländer Jeroen Dubbeldam kommentierte passend: "Wir waren vier starke Paare - und das macht es aus." Bereits vor dem Start von Michaels-Beerbaum und ihrem Schwager Ludger Beerbaum feierten die Weltmeister des Vorjahres ihren erneuten Triumph.

Immerhin ist in der Einzelwertung für die deutschen Reitern weiteres Edelmetall möglich. Hinter der führenden Christina Liebherr (Schweiz), die mit No Mercy ohne Strafpunkt blieb, liegen Beerbaum und (1,11) und Michaels-Beerbaum (1,54) auf Rang zwei und drei. Die Entscheidung fällt am Sonntag in zwei weiteren Runden.

Vor allem für Ehning war die EM ein Albtraum ohne Beispiel. Nach jeweils zwei Verweigerungen in den ersten beiden Runden am Mittwoch und Donnerstag erlebte der 33 Jahre alte Reiter auch in der Abschlussrunde ein Desaster.

Ironischerweise war es wieder das Deutschland-Hindernis, eine dreifache Kombination, vor der die zehnjährige Stute ihren Dienst verweigerte. "Das war jetzt nicht wirklich überraschend", lautete der sarkastische Kommentar von Beerbaum. Und Verbands-Chef Hanfried Haring kommentierte: "Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn es geklappt hätte."

Nach dem zweiten Streik der Stute hatte Ehning noch am Donnerstagabend versucht, das Vertrauen des Pferdes wiederzugewinnen. Auf dem Trainingsplatz ritt er seine Runden, doch auch bei Sprüngen über kleine Höhen verweigerte Küchengirl den Dienst. Am Freitagvormittag lief es dann besser. Die Stute, die ihren ungewöhnlichen Namen dem Ehning-Sponsor und Küchen-Fabrikanten Georg Nolte verdankt, sprang wieder.

Ehning trat seinen dritten Versuch dennoch mit gemischten Gefühlen an. Schließlich war er nach den ersten Flops zu der Erkenntnis gekommen: "Ich bin völlig überfordert." Trotz allen Grübelns gab es aber keine Besserung. Völlig verzweifelt sah der zweimalige Weltcupsieger aus. "Ich war unter Spannung", gab Ehning zu: "Wir waren beide unsicher." Mit Gewalt versuchte er es nicht: "Ich wollte sie nicht mit der Peitsche rüberquälen, das ist nicht meine Art."

Von seinen Kollegen bekam der 33 Jahre alte Unglücksvogel trotz des erneuten Missgeschicks Rückendeckung. "Wir haben für ihn mitgekämpft, wir sind eine Mannschaft", sagte Michaels-Beerbaum. Und deren Schwager Ludger Beerbaum meinte: "Marcus ist trotzdem einer der besten Reiter der Welt, wenn nicht sogar der beste."

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