Sportwetten:Auffälliger Einsatz

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In Wimbledon hat es einen Verdacht auf Spielmanipulation gegeben. Im Fokus steht ein Doppel, bei dessen Spiel mehrere Buchmacher auffällige Verschiebungen der Wettquoten feststellten. Der Fall wurde der Antikorruptionseinheit Tennis Integrity Unit gemeldet.

Von Thomas Kistner, London/München

Die Betrugsprüfer der Tennis-Weltverbände sind wieder gefragt: In Wimbledon hat es nach SZ-Informationen einen Verdacht auf Spielmanipulation gegeben. Kurz vor dem Doppel der Spanier David Marrero/Fernando Verdasco gegen João Sousa/Leonardo Mayer (Portugal/Argentinien) sollen mehrere große Buchmacher auffällige Verschiebungen der Wettquoten festgestellt haben - hin zu Sousa/Mayer, die das Match dann auch gewannen, 7:6, 6:4, 6:7, 6:1.

Der Argwohn basiert nicht nur auf den ungewöhnlichen Verschiebungen vor dem Match, es sollen zudem Geldbewegungen von Wettkonten erfolgt sein, die schon länger unter Verdacht stehen. Zumindest ein großer Buchmacher soll sich nach SZ-Informationen mit seinem Material an die für Korruptionsthemen zuständige Tennis Integrity Unit (TIU) gewendet haben. Auf SZ-Anfrage, ob die Niederlage der Spanier untersucht werde, teilte die TIU mit: "Die TIU-Richtlinien sind so, dass wir uns zu operativen Fragen nicht äußern, weshalb wir Ihre Anfrage weder bestätigen noch dementieren können."

Die Bemühungen der TIU zur Reinhaltung des nach Einschätzung von Wett-Radar-Firmen massiv manipulationsanfälligen Tennissports gaben in der Vergangenheit häufig Anlass zu Kritik. Zur Glaubwürdigkeitskrise kam es bei den Australian Open 2016, als der britische Fernsehsender BBC und das Webportal Buzzfeed die Ineffektivität des Aufpassergremiums anprangerten. Im Fokus stand damals eine Mixed-Partie: Die Spanier Marrero/Lara Arruabarrena hatten 0:6, 3:6 gegen Lukasz Kubot/Andrea Hlavackova (Polen/Tschechien) verloren. Zuvor waren am Wettmarkt so heftige Quotenverschiebungen auf den Ausgang festgehalten worden, dass viele Wettanbieter die Partie von ihrer Liste strichen. Die TIU ermittelte, Monate später stellte sie die Untersuchung aus Beweismangel ein. Marrero bestritt damals alle Manipulationsvorwürfe und verwies auf eine Knieverletzung, die ihn in dem Match behindert habe.

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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