Sport kompakt:Boy ist zweitbester Turner der Welt

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Der Cottbuser Philipp Boy gewinnt in Tokio die erste Medaille für den Deutschen Turner-Bund. Uefa sperrt Wayne Rooney für die gesamte EM-Vorrunde, Formel-1-Pilot Adrian Sutil übt Kritik an der Rennstrecke in Südkorea, deutsche Florettfechterinnen sorgen bei der WM für eine "Katastrophe". Sport kompakt

Europameister Philipp Boy hat bei den Turn-Weltmeisterschaften in Tokio die erste Medaille für den Deutschen Turner-Bund (DTB) geholt. Der 24-Jährige turnte vor 6.600 Zuschauern im ausverkauften Tokio Metropolitan Gymnasium einen fehlerfreien Wettkampf und verteidigte seine Silbermedaille aus dem Vorjahr. Mit 90,530 Punkten musste Boy nur dem überragenden Japaner Kohai Uchimura den Vortritt lassen. Bronze ging an dessen Landsmann Koji Yamamuro (90,225), der Unterhachinger Marcel Nguyen wurde nach einem ebenso stabilen Vierkampf Achter (88,831). Uchimura schrieb vor heimischen Publikum Turn-Geschichte: Der 22-Jährige landete ganze drei Punkte vor Boy und holte als erster Turner der Geschichte seinen dritten Mehrkampftitel in Folge (93,691).

Philipp Boy in Tokio auf dem Seitpferd, der Turner holte wieder Silber im Mehrkampf.  (Foto: AP)

Boy konnte nach zwei schwachen Runden in Qualifikation und Teamfinale endlich sein Leistungsvermögen abrufen. Angefeuert von Fabian Hambüchen und der gesamten Damen-Riege startete der deutsche Meister mit einer starken Übung am Boden und leistete sich auch in der Folge kaum Unsicherheiten. Der Schlüssel zur zweiten WM-Medaille war die starke Leistung am Reck: Am Königsgerät erhielt Boy mit 16,066 Punkten die beste Note der Konkurrenz.

Florian Mayer ist beim Masters-Turnier in Shanghai im Viertelfinale ausgeschieden. Einen Tag nach seinem überraschenden Erfolg gegen den Weltranglistenzweiten Rafael Nadal verlor der Tennisprofi aus Bayreuth am Freitag gegen den Spanier Feliciano Lopez deutlich mit 2:6, 4:6. Lopez verwandelte nach gerade einmal 69 Minuten seinen ersten Matchball und trifft im Halbfinale auf seinen Landsmann David Ferrer. Mayer konnte gegen Lopez zu keiner Zeit an seine starke Leistung aus dem Nadal-Spiel anknüpfen. Der 28-Jährige tat sich von Beginn an schwer und wurde vom Spanier sofort unter Druck gesetzt. Nach 33 Minuten musste Mayer den Satz nach zwei Aufschlagverlusten mit 2:6 abgeben. Im zweiten Abschnitt steigerte sich der Davis-Cup-Spieler zwar und hielt die Partie bis zum 4:5 offen. Doch dann gab Mayer erneut seinen Aufschlag ab und musste seine Hoffnungen auf den erstmaligen Halbfinal-Einzug bei einem Masters-1000-Turnier, der wichtigsten Kategorie nach den Grand Slams, begraben. Dennoch wird der Franke in der kommenden Woche wieder in die Top 20 der Weltrangliste rutschen.

Harte Strafe für Englands Fußball-Profi Wayne Rooney: Nach seiner Roten Karte im letzten Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Montenegro (2:2) am vergangenen Freitag ist der Stürmer von der Kontroll- und Disziplinarkommission des europäischen Fußballverbandes (UEFA) für alle drei Gruppenspiele der Engländer bei der kommenden EM 2012 in Polen und der Ukraine gesperrt worden. Das Gremium bestrafte Rooney für ein Nachtreten in der 74. Minute gegen seinen Gegenspieler Miodrag Dzudovic, das der Schiedsrichter mit Rot ahndete. Das Mindeststrafmaß für einen Platzverweis durch eine Rote Karte ist die Sperre von einem Spiel. Rooney kann gegen dieses Urteil Einspruch einlegen.

Eintracht Frankfurt hat vorerst die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga übernommen. Mit dem 2:0 (2:0) beim VfL Bochum blieb die Mannschaft von Coach Armin Veh am Freitag auch im elften Saisonspiel ohne Niederlage. Der Bochumer Verteidiger Jonas Acquistapace (16. Minute) hatte die Gäste vor 20 132 Zuschauern mit einem Eigentor in Führung gebracht, ehe Benjamin Köhler (36.) für Frankfurt erhöhte. Frankfurt überzeugte durch eine souveräne Abwehrleistung, kontrollierte das Match und profitierte von den Bochumer Unzulänglichkeiten. Eine Flanke von Köhler schoss Acquistapace unbedrängt ins eigene Tor. Noch vor der Pause konnte Köhler ein gutes Zuspiel von Erwin Hoffer mit dem Kopf zum 2:0 nutzten. Bochum wurde erst nach dem Seitenwechsel etwas agiler, ließ aber die Durchschlagskraft vermissen. Takashi Inui (48.) vergab gegen Frankfurts Keeper Oka Nikolov die beste Chance zum Anschlusstreffer. Die Partie musste mit einer halbstündigen Verspätung angepfiffen werden. Der Fund von zwei verdächtigen Paketen in unmittelbarer Nähe des Bochumer Hauptbahnhofs und die daraus resultierenden Verkehrsbehinderungen hatten auch bei den Zuschauern zu Verspätungen geführt. Am Abend hatten sich die Pakete nach einer Untersuchung als harmlos erwiesen.

Der SC Paderborn hat seinen Erfolgslauf in der 2. Fußball-Bundesliga fortgesetzt. Beim 1:0 (1:0) gegen Eintracht Braunschweig konnte die Mannschaft von Trainer Roger Schmidt am Freitag ihren vierten Sieg in Serie feiern. Christian Strohdiek war vor 12.298 Zuschauern in Paderborn schon in der siebten Minute per Kopf erfolgreich. Aufsteiger Braunschweig musste nach sieben Spielen ohne Niederlage einen Dämpfer hinnehmen und liegt mit 19 Punkten nun zwei Zähler hinter Paderborn im Verfolgerfeld der Spitzengruppe. Paderborn übernahm direkt die Initiative und erwischte einen Auftakt nach Maß. Jens Wemmer traf kurz nach dem Anpfiff zwar nur das Außennetz, doch wenig später verwertete Strohdiek einen Freistoß von Alban Meha mit dem Hinterkopf zum Siegtreffer. Gegen die stabile Abwehr der Ostwestfalen fanden die Braunschweiger lange nicht zu ihrem Rhythmus. Die Gäste konnten erst im zweiten Abschnitt Torgefahr entwickeln. Schüsse von Marc Pfitzner (49.), Mirko Boland (57.) und Dennis Kruppke (58.) parierte Paderborns Keeper Lukas Kruse aber mit glänzenden Reflexen.

Das deutsche Damen-Quartett um die ehemalige Titelträgerin Jiaduo Wu ist bei der Tischtennis-EM in Danzig geschlossen ins Achtelfinale des Einzels eingezogen. Dabei glückte Zhenqi Barthel (Bingen) die große Überraschung, als sie Titelverteidigerin Wiktoria Pawlowitsch aus Weißrussland mit 4:1-Sätzen ausschaltete. Die gebürtige Chinesin trifft in der Runde der letzten 16 am Freitagabend auf Oxana Fadejewa (Russland).

Deutschlands Florettfechterinnen sind bei der Weltmeisterschaft in Catania vorzeitig ausgeschieden. Das deutsche Quartett Carolin Golubytskyi, Katja Wächter, Anja Schache und Sandra Bingenheimer (alle Tauberbischofsheim) verlor im Viertelfinale gegen Kanada im "Sudden Death" mit 36:37 Treffern. "Ich bin sprachlos. Das ist eine Katastrophe" erklärte der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes, Manfred Kaspar, nach dem frühen Scheitern. Damit ist für die Florettfechterinnen bestenfalls noch der neunte WM-Rang zu erreichen.

Deutschlands Säbelfechter haben in Catania mit der 33:45-Niederlage gegen Titelverteidiger Russland das Finale verpasst und kämpfen um Bronze. Nicolas Limbach als Zweiter des WM-Einzels, Björn Hübner, der EM-Dritte Max Hartung und Benedikt Wagner an seinem 21. Geburtstag konnten am Freitag den Halbfinalerfolg gegen die russische Mannschaft von der EM im Juli in Sheffield nicht wiederholen. Mit einem 45:30-Erfolg über die Ukraine war der EM-Zweite Deutschland erstmals seit acht Jahren wieder in das Halbfinale einer WM eingezogen.

Turn-WM in Tokio
:Wie mit der Holzstange auf den Kopf gedroschen

Die Entscheidung im Mehrkampf der Frauen bei der Turn-WM fiel denkbar knapp aus: Nur 0,033 Punkte trennte die beiden erstplatzierten Turnerinnen. Siegerin wurde eine Amerikanerin im Superheldenkostüm, während die Deutsche Elisabeth Seitz schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Turngerät machte. In Bildern.

In der Fußball-Regionalliga Nord sollte das Spiel des SV Wilhelmshaven am Freitag gegen den SV Meppen manipuliert werden. Ein Wilhelmshavener Spieler habe versucht, Teamkollegen für eine Spielmanipulation anzuwerben, teilte der Klub am Donnerstagabend mit. Die angesprochenen Spieler meldeten dies sofort Trainer Christian Neidhart und dem Vorstand, der den Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) informierte. Wilhelmshaven kündigte dem nicht namentlich genannten Spieler fristlos, sprach ein Stadionverbot aus und erstattete beim DFB Anzeige. In der kommenden Woche werden der Beschuldigte und die Zeugen vom Verband vernommen. Das Spiel gegen den SV Meppen steht - auch auf Wunsch des SVW - unter Verbandsaufsicht.

DFB-Elf in der Einzelkritik
:Grimmig wie einst Michael Ballack

Mesut Özil imitiert den berühmtesten Gewaltknaller der deutschen Fußballgeschichte, Mats Hummels grüßt seine Liebste aus der Parallelklasse, Manuel Neuer ärgert sich über das späte Gegentor. Und André Schürrle? Der kennt nur den Sprintmodus. Die deutsche Elf beim 3:1 gegen Belgien in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Düsseldorf

Südkoreanischer Dauerregen hat Rekordweltmeister Michael Schumacher im ersten Training für das Formel-1-Rennen in Yeongam die Bestzeit beschert. Zum Auftakt des Rennwochenendes verwies der Mercedes-Pilot am Freitag den alten und neuen Weltmeister Sebastian Vettel im Red-Bull-Renault auf Platz zwei. Paul di Resta (Force-India-Mercedes) belegte Rang drei vor seinem Teamkollegen Adrian Sutil und verhinderte damit eine deutsche Dreifachführung. Nico Rosberg im zweiten Mercedes-Silberpfeil wurde Achter und Virgin-Pilot Timo Glock fuhr auf Position 18. Bei widrigen Bedingungen mussten sich die Zuschauer lange gedulden. Erst 37 Minuten vor Ende der Trainingssitzung hatte der Brite Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) die erste gezeitetet Runde hingelegt. Gleich sechs Fahrer, darunter auch Suzuka-Sieger Jenson Button, drehten keine schnelle Runde.

Formel-1-Pilot Adrian Sutil hat sich hingegen nach dem freien Training kritisch über die Rennstrecke geäußert. "Die Boxenausfahrt hätte man schon um einiges besser machen können. Aber auch die Einfahrt in die Box ist nicht glorreich", sagte Sutil: "Leider hat sich seit dem letzten Jahr nicht viel geändert. Abgesperrt und wieder aufgesperrt. Ich hätte auch gedacht, dass dieses Jahr alles tiptop ist." Manchmal fehlten einfach "nur Kleinigkeiten", die aber "große Auswirkungen" hätten. In der Tageswertung am "furchtbar langweiligen" Freitag hatte Sutil im Force-India-Mercedes auf dem nassen Korea International Circuit den zwölften Rang belegt.

Fußball-Bundesligist Hannover 96 muss am Sonntag beim 1. FC Köln (17.30 Uhr) auf Angreifer Jan Schlaudraff verzichten. Der ehemalige Nationalspieler kann in den kommenden Tagen wegen einer Patellasehnenreizung im Knie nicht trainieren. "Wir wollen nichts riskieren und versuchen, ihn bis zum Spiel gegen Kopenhagen wieder fit zu kriegen", sagte Trainer Mirko Slomka. Die Niedersachsen treffen am kommenden Donnerstag in der Europa League auf den dänischen Top-Klub.

Die Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi erwarten einen wahren Geldsegen. Nachdem die Veranstalter bereits jetzt Sponsorengelder in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar (circa 736 Millionen Euro) zugesichert bekommen haben und weitere 200 Millionen Dollar (circa 145,3 Millionen Euro) erwarten, rechnet das Organisationskomitee mit einem abschließenden Überschuss von 300 Millionen Dollar (circa 218 Millionen Euro). Dmitri Tschernitschenko, der Planungschef von Sotschi 2014, sagte, dass trotz der unsicheren ökonomischen Weltlage keine staatlichen Gelder benötigt würden. "Wir sind sehr zuversichtlich, keinerlei Staatshilfe zu brauchen."

Andrea Petkovic hat ihre Teilnahme am WTA-Turnier in Luxemburg in der kommenden Woche abgesagt. Das meldeten die Veranstalter am Donnerstag. Die Weltranglistenneunte aus Darmstadt kuriert derzeit eine Knieverletzung aus. Auf ärztliches Anraten fehlte die 24-Jährige bereits beim Tennisturnier in Linz. Petkovic hatte sich vor den US Open einen Meniskuseinriss im rechten Knie zugezogen. Die meisten Schmerzen bereitet ihr nun eine zusätzliche Kapselverletzung. Deutschlands derzeit beste Spielerin hofft, zumindest als Ersatzspielerin zum Masters nach Istanbul zu reisen, das am 25. Oktober beginnt.

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