Sponsoren:Seit Monaten wird gefeilscht

Lesezeit: 2 min

Einheimische Sponsoren wollen sich nicht verdrängen lassen.

Von Klaus Ott

München - Für gute Geschäfte bei der Fußball-Weltmeisterschaft gilt ein ganz einfaches Erfolgsrezept: Wer das Großereignis nutzen will, um neue Kontakte zu knüpfen und Handel zu treiben, der braucht Tickets.

"Welches Bier hier ausgeschenkt wird, das werden wir ja sehen". (Foto: Foto: AP)

Meist dauert es bei solchen Gesprächen nur wenige Minuten, bis die entscheidende Frage gestellt wird. Man wolle gerne ein paar Spiele sehen, ob sich da etwas machen ließe.

Längst haben auch die zwölf WM-Städte erkannt, wie nützlich die begehrten Eintrittskarten sind, ob nun bei der Sponsorensuche oder der Pflege von Partnerschaften.

Was heißt schon angemessen?

Die Stuttgarter Stadtspitze erinnerte das deutsche Organisationskomitee (OK) frühzeitig an Paragraf zwei, Nummer zwei, Absatz zwei des Mietvertrages für das Stadion. Demnach stehe den Kommunen ein "angemessenes Kontingent" an Tickets zu.

In Stuttgart bestehe ein Bedarf an "mindestens 100 Kaufkarten pro Spiel in einer höherwertigen Sitzplatzkategorie". Andere WM-Orte hätten gerne noch einiges mehr, bis zu 300 Stück, entschieden ist noch nichts. Was heißt schon "angemessen"?

Die Bürgermeister versuchen, lokale und regionale Unternehmen als Finanziers für Großbildleinwände und WM-Feste aller Art zu gewinnen. Die kommunalen Kassen sind leer, und der Ausbau der Arenen, Straßen oder U-Bahnen hat ohnehin schon viel Geld gekostet.

Das Ansinnen der Städte kollidiert freilich mit dem Wunsch des Fußball-Weltverbandes Fifa, die eigenen Sponsoren vor Konkurrenz zu schützen.

Adidas, Coca Cola, Anheuser Busch, die Deutsche Telekom, McDonald"s und weitere zehn Konzerne zahlen mehrere hundert Millionen Euro, um mit der WM für sich werben und bei dem Turnier ihre Produkte feilbieten zu können.

Es wird gefeilscht - und gedroht

Hinzu kommen sechs nationale Förderer, die dem von Franz Beckenbauer geleiteten OK gut 60 Millionen Euro bringen. Solche Investitionen sollen sich lohnen.

Seit Monaten wird gefeilscht, wer welche Geschäfte machen darf, Minister schalten sich ein, wie Otto Wiesheu in Bayern, zuständig für Wirtschaft und Tourismus. Mitunter wird auch gedroht.

Wolfgang Salewski, Vorstand der Münchner Traditions-Brauerei Paulaner, will sich vom US-Konkurrenten und Fifa-Sponsor Anheuser mit dessen Marke Budweiser nicht aus der Stadt und dem Stadion verdrängen lassen.

"Welches Bier hier ausgeschenkt wird, das werden wir ja sehen", tönte Salewski bei einem Besuch in der neuen Arena. "Es wird garantiert kein Budweiser sein."

Um das Problem zu lösen, war anfangs in Kreisen des Weltfußballverbandes überlegt worden, einheimisches Bier von Anheuser verkaufen zu lassen, eventuell sogar als Budweiser.

Die lokalen Brauhäuser hätten bestimmt geschäumt. Nunmehr darf Bitburger die Fans bewirten, was aus Paulaner wird, ist noch offen.

Nur Milch von den Einheimischen

In den WM-Kommissionen von Fifa, OK und Städten wird jedes Details genauestens notiert. Coca Cola macht von seinem Exklusiv-Recht für Erfrischungsgetränke Gebrauch, die einheimische Wirtschaft darf allenfalls Milch liefern.

McDonald"s ist etwas großzügiger, lokale Gastronomen können Bratwürste oder Pizza anbieten. Und bei Großbildleinwänden soll es kaum noch Auflagen für den Ausschank geben, sofern etwa Städte, Vereine oder Schulen solche Übertragungen organisieren.

Die Schweizer Sportagentur Infront, der die TV-Rechte des Turniers gehören, verlangt in solchen Fällen auch keine Lizenzgebühr. Infront war zuvor zeitweise zwischen die Fronten geraten, als über Fifa-Auflagen für Großleinwände gestritten wurde.

Nunmehr kann sich Ex-Nationalspieler Günter Netzer, Direktor der Schweizer Agentur, auf den weitweiten Verkauf der TV-Rechte konzentrieren. Gut 275 Millionen Euro zahlen die deutschen Sender.

Insgesamt könne Infront 2,7 Milliarden Euro für die WM-Rechte 2002 und 2006 kassieren und 570 Millionen Euro Gewinn erzielen, hatte die Unternehmensberatung Roland Berger prognostiziert.

Profite sind aber mit der Fifa zu teilen, und auch sonst wird es wohl nicht ganz so lukrativ. Ein Milliardengeschäft bleibt die WM dennoch, auch wegen der begehrten Tickets und der vielen Logen. Die sind besonders teuer.

© SZ vom 25.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: