Speerwerfen:Einen rausgeballert

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Weltmeister: Speerwerfer Johannes Vetter. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Johannes Vetter, der Mann mit dem Bauchplatscher, gewinnt im deutschen Finale der WM die Goldmedaille.

Von Saskia Aleythe, London

Johannes Vetter hat sich in der Szene längst ein Markenzeichen geschaffen, er ist der Mann mit dem Bauchplatscher. Wenn sein Speer durch die Luft fliegt, liegt Vetter am Boden, die Landung quer zur Abwurflinie zu seinem Wurf dazu. Die Energie muss ja irgendwo hin. Am Samstagabend im Olympiastadion von London landete Vetter fünf Mal und blieb dann nach seinem letzten Versuch stehen, die Tränen standen ihm längst in den Augen.

Mit einer Weite von 89,89 Metern wurde der 24-Jährige Weltmeister, die Tschechen Jakub Vadlejch und Petr Frydrych gewannen Silber und Bronze. "Gold, das ist hammermäßig", sagte Vetter. Noch auf der Anlaufbahn sank er zu Boden, weinte, eilte dann zu seinem Trainer Boris Obergföll und umarmte ihn lange.

Der Speerwurf bei dieser WM war das deutscheste Finale von allen gewesen, gleich drei Athleten und zwar auch noch die bis dato besten des Jahres hatte der Deutsche Leichtathletik-Verband an den Start schicken können. Der Kampf um die Medaillen sollte sich am liebsten zwischen Thomas Röhler, dem Olympiasieger, Johannes Vetter, dem Olympia-Vierten und Andreas Hofman, dem Dritten der Welt entscheiden. Aus drei Talenten ergab sich schließlich WM-Gold für Vetter, Röhler landete auf Rang vier, Hofmann wurde Achter.

Vetter blieb den ganzen Wettbewerb über vorne

"Im ersten Versuch gleich einen rausballern, das wäre eine super Sache", hatte es sich Johannes Vetter fürs Finale vorgenommen, auf welcher Ballerstufe seine Weite von 89.89 Metern dann einzuordnen war, musste sich aber erst noch entscheiden. Er führte nach dem ersten Durchgang, er führte nach dem zweiten, Röhler kam zwar auch schnell über 88 Meter, aber im Kampf um die Medaillen sind die Abstände gering. "Speerwerfen macht mir erst richtig Spaß, wenn es ein bisschen schwierig wird", sagt Röhler, wenn er über seine Wettkampftaktik spricht. Insofern hätte er am Samstagabend fast Spaß haben können.

Vetter blieb den ganzen Wettbewerb über vorne, der erste Versuch sollte tatsächlich der beste bleiben. Röhler lag nach seinem ersten Versuch noch auf Rang zwei und vor dem letzten Durchgang auf dem Bronzerang, doch dann übertraf ihn der Tscheche Petr Frydrych mit einer Weite von 88,32 Meter, gerade Mal sechs Zentimeter weiter als Röhlers bester Versuch.

Thomas Röhler ist der Olympiasieger, klar, doch seit fast genau einem Monat musste sich die Weltspitze an einem anderen Deutschen orientieren: Vetter, der in Luzern 94,44 Meter warf, Deutscher Rekord, nur Weltrekordler Jan Zelezny schaffte mit dem neuen Speer 1996 eine größere Weite. Und so schaute die Menge in London auch und vor allem nach Vetter, der in der Qualifikation das Gerät gleich mal auf 91,20 Meter brachte, es war die größte jemals in einer WM-Qualifikation erzielte Weite. Nur 80 Prozent bringen, das sei nicht sein Ding, sagte Vetter danach. Eine Strategie, die sich auch im Finale auszahlen sollte.

© SZ vom 13.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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