Sommermärchen-Skandal:Wahrheit, bitte!

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Der Deutsche Fußball-Bund hat nach eigener Ansicht große Fortschritte bei der Aufklärung gemacht und fordert nun vor einer möglichen Veröffentlichung des neuen Sachstands alle Beteiligten zur Offenlegung ihres Wissens auf.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat nach eigener Ansicht große Fortschritte bei der Aufklärung des Sommermärchen-Skandals gemacht und fordert nun vor einer möglichen Veröffentlichung des neuen Sachstands alle Beteiligten zur Offenlegung ihres Wissens auf: "Wir haben einige neue Erkenntnisse, und ich bin zuversichtlich, dass wir uns zum gegebenen Zeitpunkt dazu auch äußern können", sagte DFB-Präsident Fritz Keller pünktlich zu seinem einjährigen Jubiläum im Amt: "Deshalb ist es jetzt an der Zeit, dass alle Beteiligten von sich aus die Karten auf den Tisch legen. Das wäre mir am liebsten. Salami-Taktik bringt nichts."

Zuletzt wurde wieder verstärkt über den Hintergrund des ominösen Zahlungsstroms von zehn Millionen Schweizer Franken (6,7 Millionen Euro) spekuliert, die am Ende seinerzeit beim früheren Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam (Katar) gelandet waren und im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland gesehen werden. Denkbar sind Bestechung für Stimmenkauf, was insbesondere der damalige WM-Organisationschef Franz Beckenbauer bestreitet - oder, wie zuletzt das Ethikkomitee des Weltverbands nach einer Untersuchung nahelegte: Das Geld könnte Schmiergeld für einen WM-Zuschuss der Fifa gewesen sein, und es könnte Korruption bei der Vergabe von TV-Rechten gegeben haben. Der DFB hat sogar eine Detektei engagiert, um Licht ins Dunkel zu bringen: "Ich wünsche mir, dass das großartige Sommermärchen wieder ein Stück aus dem Schatten treten kann", sagte Keller am Dienstag: "Deshalb sollten nun auch die letzten Geheimniskrämer mit der Wahrheit rausrücken."

Bestätigt hat Keller die Pläne des DFB für eine Rückkehr ins Council der Fifa. Er selbst will nicht in dieses höchste Gremium einziehen: "Ich bin mit der Idee angetreten, die Verantwortung auf verschiedene Schultern zu verteilen und im Team zu arbeiten. Einen Verband kann man nicht mehr nach Gutsherrenart führen", betonte der 63-Jährige. Dennoch strebe der DFB, der derzeit keinen Sitz bei der Fifa hat, "auf jeden Fall auch ein Mandat für das Fifa-Council an. Wer für uns antreten soll, werden wir noch besprechen." DFB-Vizepräsident Rainer Koch zog kürzlich ins Exekutivkomitee des Europaverbandes Uefa ein.

Gesprächsbedarf sieht Keller wegen der Milliardensummen, die in der Branche fließen: "Der Fußball darf keine Geldwaschmaschine sein. Ich habe keine fertigen Lösungen parat, aber wir haben das bei den internationalen Verbänden und der Politik angesprochen und Impulse gesetzt, um gemeinsam welche zu finden", sagte Keller. "Das Geld muss wieder an die Basis - und nicht in die Hände von Beratern und anderen, die es abzweigen. Wir brauchen Regeln auf internationaler Ebene."

© SZ vom 23.09.2020 / sid, SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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