Ski-WM ohne Uhrmann:Adlerknochen eingekugelt

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Dem triumphalen Doppelsieg der Langläufer in Sapporo folgte der historische Absturz der Skispringer. Die mussten ohne ihren besten Mann auskommen, der im heimischen Murnau operiert wurde.

Das deutsche Team erlebte am dritten Tag der Nordischen Ski-WM in Sapporo ein Wechselbad der Gefühle. Axel Teichmann gewann im 30-km-Jagdrennen die ersehnte erste Goldmedaille 0,5 Sekunden vor seinem Freund Tobias Angerer. An der Okurayama-Großschanze war Jörg Ritzerfeld hingegen als 15. bester der enttäuschenden Deutschen, die den Ausfall ihres zur gleichen Zeit nach einem Mittelfußbruch operierten Vorfliegers Michael Uhrmann nicht kompensieren konnten.

Leiden aus der Ferne: Michael Uhrmann (Foto: Foto: dpa)

"Die Verletzung war schwerer, als wir es zunächst befürchtet hatten", sagte Mannschaftsarzt Christof Rühl am Samstag in Sapporo, wo sich der Springer aus Rastbüchl am Mittwoch im Training zum WM-Wettbewerb auf der Großschanze bei einem Sturz die Verletzung zugezogen hatte. Alle fünf Mittelfußknochen waren ausgekugelt und mussten operativ wieder in Position gebracht werden.

Nach Angaben des operierenden Arztes Volker Bühren verlief der zweistündige Eingriff in Murnauplanmäßig. Uhrmann muss mit einer mehrwöchigen Pause rechnen. "Mein Fernziel ist die nächste Saison, da möchte ich wieder voll angreifen", erklärte Uhrmann, der die Operation gut überstand. Wie lange der beste DSV-Springer ausfällt, sei vom Ausgang der Rehabilitationsmaßnahmen abhängig, sagte Rühl. Diese könnten bald beginnen.

"Wenn alles planmäßig verläuft, ist der Fuß in sechs Wochen wieder belastbar. Spätestens im Sommer kann Michael hoffentlich wieder voll am Trainings- und Wettkampfbetrieb teilnehmen", erklärte der Mannschaftsarzt.

In Sapporo gewann derweil ein Schweizer: Simon Ammann feierte minimale elf Zentimeter vor dem Finnen Arttu Lappi die erste Schweizer Skisprung-Goldemadille seit 74 Jahren, während der auf Platz 30 abgestürzte Martin Schmitt restlos frustriert war. "Indiskutabel. Ich bin überhaupt nicht zurecht gekommen. So funktioniert das nicht. Mein Gefühl für das Skispringen hat mich im Stich gelassen", polterte der viermalige Weltmeister.

Simon Ammann dagegen schaffte fünf Jahre nach seinem sensationellen Doppel-Olympiasieg von Salt Lake City die Rückkehr aufs oberste Siegerpodest: "Die Medaille schaffe ich auf die Bank. Jetzt sind meine zwei Olympischen Goldmedaillen nicht mehr so alleine." Skiflug-Weltmeister Roar Ljökelsoy (Norwegen) wurde Dritter. Stephan Hocke landete auf Platz 32, Tobias Bogner wurde 49.

Deutsche Medaillenhoffnungen für das Teamspringen am Sonntag gibt es nach dem Ergebnis keine mehr, dafür sollen die Langläuferinnen um Silbergewinnerin Evi Sachenbacher-Stehle im Jagdrennen und vor allem die Kombinierer im Teamwettbewerb am vierten Tag Medaillen gewinnen. "Wir greifen Gold an", kündigte Sprint-Bronzegewinner Björn Kircheisen an.

Nicht dabei ist dann Olympiasieger Hettich, obwohl er mit 137 Metern die überlegene Besteweite im letzten Training stand. Bundestrainer Hermann Weinbuch gab dem laufstarken Sebastian Haseney (Zella-Mehlis) trotz schwacher Sprünge als vierten Mann den Vorzug. Hettich bleibt somit WM-Tourist: "Ich bin sehr enttäuscht."

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