Ski alpin:Eine kleine Dosis Speed

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Felix Neureuther konzentriert sich wieder auf den Torlauf.

Wolfgang Gärner

Speed auf Ski macht Spaß: Laufen lassen, runterschießen, wenn schon Kurven, dann ganz lang gezogene. Fliehkraft zerrt, Gegend rast vorbei und Adrenalin breitet sich aus: Alpinsport auf der Kippe ist das Höchste der Gefühle für den, der sich traut.

Felix Neureuther traut sich und hat auch wiederholt bekundet, dass ihm Super-G und Abfahrt gefallen, bekam im November auch wieder eine kleine Dosis Speed genehmigt, aber jetzt ist erstmal wieder Schluss mit Speed und Spaß, und der junge Mann konzentriert sich auf sein Hauptfach: Torlauf.

Während die Kollegen in Val d'Isere mit dem Abfahrtstraining begannen, hat der Partenkirchener auf der Reiteralm über Schladming Riesenslalom geübt. "Dass er die Super-Kombination am Sonntag in Val d'Isere fährt, das war mal eine Erwägung", sagt Werner Margreiter, alpiner Männerchef des Deutschen Skiverbandes.

Fast chancenlos

Diese Erwägung wurde verworfen, "weil wir sahen, dass er im Riesenslalom mit dieser Startnummer fast chancenlos ist, deshalb muss er sich auf diesem Feld weiter verbessern.

Dafür muss er ein bisschen trainieren", erklärt der Chefcoach. Andererseits hat Neureuther die Option, sich über Kombinationen die Qualifikation für Olympia zu verschaffen, wohl nicht nötig, nachdem er als Elfter am Sonntag in Beaver Creek bereits im ersten Weltcupslalom der Saison die halbe Norm erfüllte.

Speed macht jungen Leuten Spaß, aber die ernste Seite des Lebens wird bestimmt von der nüchternen Notwendigkeit, dass man es erst mal im einen Geschäft zu was bringen muss, bevor man das nächste anfängt.

"Unser primäres Ziel heißt, Felix im Slalom weiter nach vorne zu bringen, sekundär ist, dass er sich im Riesenslalom unter den besten 30 qualifiziert, die Speed-Events kommen erst unter Punkt drei", erläutert Margreiter. Dass auch hochbegabte Skifahrer ihre Reifezeit brauchen, um sich vom Slalomhang aus weiter zu entwickeln, zu Könnern in allen Disziplinen, sah man an den derzeit besten Allroundern Benjamin Raich und Bode Miller, beide waren schon Siegfahrer im Torlauf, als sie ihr Betätigungsfeld auf die Speed-Wettbewerbe ausweiteten.

"Und jedesmal, wenn Benjamin Raich eine weitere Disziplin dazu bekam, gab es in den anderen einen kleinen Rückschlag", hat Margreiter registriert. Um solche Rückschläge kompensieren zu können, ist ein sehr solides Fundament vonnöten.

Deshalb gelte für Neureuther die Prämisse, "dass er sich erstmal in einer Disziplin vorne festsetzt. So lange das nicht der Fall ist, werden wir das Thema Abfahrt und Super-G sehr vorsichtig handhaben", versichert Margreiter.

In den vergangenen zwei Wochen in Nordamerika konnten sie ein bisschen großzügiger verfahren, denn es gab wenig zu tun im Slalom, also konnte es Neureuther auf den Speedpisten von Lake Louise laufen lassen, ohne viel zu versäumen, aber auch ohne stark zu beeindrucken mit vier bis fünf Sekunden Rückstand im Abfahrtstraining und als 41. im Super-G.

Am Sonntag im Slalom zeigte er, wo seine wahre Kompetenz steckt: Im Slalom, in dessen zweiten Durchgang er - 3/4 Sekunden schneller als der italienische Sieger Giorgio Rocca - übertroffen wurde nur vom Franzosen Tissot, nur leider hatte er schon in Lauf eins den Anspruch auf Höheres verschenkt.

Die Kombination von Val d'Isère hätte eine Anreise von acht Stunden bedeutet und nochmal vier am Sonntag für den Transfer nach Madonna di Campiglio. Dort ist der nächste Slalom, "darauf bereite ich mich vor", sagt Felix Neureuther, "denn meine Priorität ist der Torlauf. Man muss auf dem Boden bleiben und nicht gleich alles fahren wollen." Benjamin Raich und Bode Miller haben es auch erwartet.

© SZ vom 8.12.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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