Sir Alex Ferguson zum 1000.:Spezialität: föhnen

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Er liebt den Fußball und Manchester United wie kein anderer: Nach achtzehn Jahren Amtszeit ist Sir Alex Ferguson trotz Herzschrittmachers kein Stück ruhiger geworden - im Gegenteil.

Von Raphael Honigstein

Alex Ferguson hasst Journalisten. Er ist der einzige Trainer in der englischen Premier League, der nach Spielen nicht zur Pressekonferenz erscheint. Doch weil er nun in der Partie gegen Olympique Lyon in der Champions League sein 1000. Spiel auf der Bank von Manchester United feiern durfte, lud der 62-jährige Schotte vergangene Woche ein paar Chefredakteure zu einem Essen ein.

Das Treffen war so nett, dass ein Zeitungsmann fragte, was man denn noch tun könne, um die Zusammenarbeit in Zukunft besser zu gestalten. "Sie könnten versuchen zu sterben", sagte der Ritter des Königreichs grinsend.

Nie mehr BBC

Man darf diese makabre Bemerkung als britischen Humor verbuchen, aber sie zeugt auch von der Selbstherrlichkeit, die sich nach 18 Jahren im Amt bei dem ehemaligen Schiff-Fabrikarbeiter aus Glasgow bemerkbar macht. In einer seiner letzten Pressekonferenzen in der Liga beschimpfte Sir Alex die versammelten Schreiber als "fucking idiots", und pünktlich zum Jubiläum hat er verkündet, nie mehr mit der BBC reden zu wollen.

Der Staatssender hatte eine Reportage über die zwielichtigen Geschäftsverbindungen von Fergusons Sohn Jason zu einigen an United-Transfers beteiligten Fußballberatern gesendet.

24 Titel, darunter acht Meisterschaften, vier FA-Pokale und der Gewinn der Champions League 1999 im Finale gegen den FC Bayern haben den Weinliebhaber und Rennpferdebesitzer zum Helden der United-Fans gemacht. Sein Arbeitseifer ist legendär, niemand liebt den Fußball und Manchester United mehr als er.

Im Februar bekam er einen Herzschrittmacher verpasst, aber ruhiger und gelassener ist der kauzige Mann mit dem roten Gesicht nicht geworden. Seine Halbzeitansprachen sind nach wie vor gefürchtet; man nennt ihn nicht umsonst den "Haarföhn" - seine Spezialität ist es, Spieler aus nächster Nähe so anzubrüllen, dass deren nasse Haare dabei trocken werden.

Doch Ferguson ist nicht mehr so unantastbar wie vor wenigen Jahren. Arsenal und Chelsea scheinen dem Branchenkrösus in der Liga den Rang abzulaufen, und seit einem öffentlichen Streit mit den United-Haupteigentümern JP McManus und John Magnier um ein Rennpferd besitzt Ferguson nur noch einen laufenden Vertrag, der relativ billig gekündigt werden kann.

Trotzdem hat sein Wort weiter Gewicht. United-Insider glauben, dass Sir Alex erst das Feld räumt, wenn seine Elf ein zweites Mal die Champions League gewonnen hat. Die englischen Buchmacher stufen United als 7-1 Außenseiter ein, eine bessere Quote gab es seit vielen Jahren nicht. Fergusons schonungslose Art aber wird die Öffentlichkeit weiter faszinieren und seine Feinde ärgern. Vor kurzem wurde er bei einem Essen für wohltätige Zwecke gefragt, ob er lieber Arsenal-Trainer Arsène Wenger oder David Beckhams Frau Victoria erschießen würde, wenn er eine Kugel frei hätte. "Kann ich zwei Kugeln haben?", lautete die Antwort.

© Süddeutsche Zeitung vom 24.11.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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