Schwerer Schlag für den FC Bayern:Ohne Kahn gegen Mailand

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Die Entschuldigung Oliver Kahns kam zu spät: Weil er einem Doping-Arzt gegenüber ausfällig geworden ist, wurde der Bayern-Torhüter für das Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales beim AC Mailand gesperrt - wie auch schon Mark von Bommel.

Wegen der "Pinkel-Affäre" im Abschluss an das Achtelfinal-Rückspiel gegen Real Madrid verurteilte die Disziplinar-Kommission der Europäischen Fußball-Union den 37-Jährigen wegen "ungebührlichen Verhaltens" zu einem Spiel Sperre und einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 12.339 Euro.

Dagegen kam der ebenfalls angeklagte Brasilianer Lucio mit einer Geldstrafe von umgerechnet rund 6117 Euro (10.000 Franken) davon.

Neben Kahn fehlt dem deutschen Fußball-Rekordmeister im Hinspiel am 3. April auch der Niederländer Mark von Bommel, der im Real-Rückspiel eine Gelb-Rote Karte eingeheimst hatte.

"Wir haben das Urteil per Fax erhalten und werden es jetzt intern diskutieren. Am Freitagvormittag werden wir uns dazu äußern, vorher aber nicht", sagte Bayern-Pressesprecher Markus Hörwick am Donnerstagabend.

Gegen "Regeln des guten Benehmens verstoßen"

Kahn und Lucio waren nach dem Rückspiel gegen Real bei einer Dopingprobe unangenehm aufgefallen. Sie sollen gegenüber dem Doping-Arzt Franz Krösslhuber ausfällig geworden sein. Der Österreicher ließ ihre Urin-Probe wiederholen, weil er die Abgabe der ersten Probe, die die Spieler nach zwei Stunden mühsam abgegeben hatten, nicht beobachtet hatte. Laut der Uefa verstießen die beiden Spieler gegen die "Regeln des guten Benehmens".

Am Dienstag hatte sich Kahn noch für sein Verhalten entschuldigt. "Es tut mir leid. Es war nicht okay und es wird auch nicht mehr vorkommen", sagte der Mannschaftskapitän. Die Disziplinar-Kommission besänftigte diese Aussage aber nicht.

Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld war am Donnerstagnachmittag noch zuversichtlich gewesen. "Ich gehe davon aus, dass beide keine Sperre erhalten, sondern vielleicht nur eine Geldstrafe", hatte Hitzfeld gesagt. Nach dem Urteil haben die Münchner jetzt drei Tage Zeit, Berufung einzulegen.

Erst am Mittwoch hatte die Uefa nach einem Einspruch der Münchner die Sperre gegen Mark van Bommel, die von der Uefa wegen des Verstoßes gegen seine Bewährung nach den provozierenden Gesten im Hinspiel bei Real Madrid zunächst auf zwei Spiele verdoppelt worden war, wieder auf ein Spiel reduziert.

Anstelle von Kahn dürfte in Mailand Michael Rensing im Tor stehen. Der ehemalige U21-Nationalkeeper hat bereits Erfahrung gegen Milan in der Champions League gesammelt. Vor einem Jahr hütete er beim 1:1 im Achtelfinal-Hinspiel in München das Bayern-Tor.

Kahns Münchner Torwart-Trainer Sepp Maier bezeichnete bei Sport Bild online das Urteil als "Skandal": "Typisch Uefa, eigenmächtiges Entscheiden. Für so eine Lapalie gesperrt zu werdem - unglaublich", sagte Maier: "Dann müssten ja die Spieler von Inter und Valencia, die sich nach dem Achtelfinale gerauft haben, lebenslang gesperrt werden. Sonst wäre keine Verhältnismäßigkeit gewahrt."

Der Weltmeister von 1974 versprach aber: "Deswegen wird Bayern nicht ausscheiden. Wir kommen weiter, die Uefa kann uns nicht stoppen." Mittelfeldmann Hasan Salihamidzic meinte: "Das ist natürlich ein Riesenschock für uns. So etwas hat es im Fußball mit Sicherheit noch nicht gegeben."

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