Schock für Team-Telekom:Ohne die "Nummer zwei" nach Frankreich

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Jan Ullrich trägt Gelb - sein T-Mobile-Team Trauer: Während der Armstrong-Herausforderer bei der Tour de Suisse weiterhin führt, musste der Bonner Rennstall den Schock des definitiven Ausfalls von Alexander Winokurow für die Tour de France verdauen.

Der Kasache wurde Dienstag im Krankenhaus in Rheinfelden an der rechten Schulter operiert. Er hatte sich beim Sturz am Sonntag eine Eckgelenkssprengung sowie mehrere Bänderrisse zugezogen.

Ullrich hatte zuvor noch mit seinem Freund und Teamkollegen telefoniert. "Er ist verständlicherweise sehr traurig und ich bin es ebenso", berichtete der 30-Jährige. "Alex hat seine gesamte Vorbereitung auf die Tour de France ausgerichtet und muss nun zuschauen. Seine Moral ist natürlich am Boden." Schon vor zwei Jahren war Winokurow bei der Schweiz-Rundfahrt so schwer gestürzt, dass er ebenfalls auf einen Tour-Start verzichten musste.

Für das Team ist das Fehlen der mannschaftsinternen "Nummer zwei" bei der Frankreich-Rundfahrt ein herber Rückschlag. "Das ist ein ganz bitterer Moment für uns alle. Er spielte in unseren Tour-Planungen eine ganz wichtige Rolle und war zudem auf dem Weg zur Top-Form", sagt T-Mobile-Sprecher Olaf Ludwig. "Mit Ullrich und Winokurow hätten wir mit einer Doppel-Spitze angreifen können. Nun sind unsere taktischen Überlegungen hinfällig."

Aldag, Wesemann und Guerini wieder ein Thema

Zu gerne hätte die Bonner Truppe den fünfmaligen Toursieger Lance Armstrong mit zwei potentiellen Podiumsplatz-Anwärtern in die Zange genommen. Nun kommt die Marschroute von Sportdirektor Mario Kummer auf den Prüfstand. "Wir haben einen Trumpf verloren und müssen jetzt versuchen, den Ausfall mit einem anderen Fahrer zu kompensieren", so der Mannschafts-Olympiasieger von 1988, der auch schon den Ausfall von Ex-Giro-Sieger Paolo Savoldelli (Italien) wegen eines Handgelenkbruchs hinnehmen musste.

Einer, der die Lücke schließen soll, ist der Australier Cadel Evans. Der 27-Jährige gewann am Wochenende die Österreich-Rundfahrt und stellte dabei auch seine Qualitäten in den Bergen unter Beweis. Daneben dürften auch wieder altgediente Telekom-Recken wie Rolf Aldag (Beckum), Steffen Wesemann (CH-Küttingen) und der Italiener Giuseppe Guerini erste Wahl fürs Tour-Team sein. Die beiden Letzteren unterstützen Ullrich derzeit auch in der Schweiz.

Mit Blick auf den Saison-Höhepunkt hat der Teamkapitän deshalb schon zur kräfteschonenden Fahrweise gemahnt - möglicherweise auch auf Kosten des Gelben Trikots. Ullrich: "Die Führung zu verteidigen kostet viel Kraft. Wir müssen sehen, ob wir so weitermachen. ."

Was Winokurow betrifft, so ist selbst seine ebenfalls fest geplante Teilnahme am olympischen Straßenrennen von Athen derzeit fraglich. "Bis dahin sind es nur noch gut acht Wochen, aber Wino fällt mindestens drei Wochen aus - man muss abwarten, wie es danach weitergeht", erklärte Ludwig. Vor vier Jahren hatte der Wahl-Monegasse in Sydney Silber hinter seinem Teamkollegen Ullrich geholt.

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