Schießen:Silber für den Schützen Lusch

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"Ich bin einfach nur glücklich" - so lautete das knappe Fazit von Christian Lusch. Einen Tag nach Gold durch Manfred Kurzer landete er bei seinem Olympia-Debüt in der Entscheidung Kleinkaliber auf Rang zwei.

Christian Lusch riss das Gewehr nach oben und winkte als sensationeller Silber-Mann stolz seiner Freundin Andrea auf der Tribüne zu. Am Tag nach dem Goldtriumph von Manfred Kurzer fehlten dem symphatischen Sportschützen mit dem Kinnbart im 60-Schuss-Liegendkampf nur winzige 1,1 Ringe zum Olympiasieg.

Silberblick - Christian Lusch nach seinem großen Coup mit dem Kleinkaliber. (Foto: Foto: dpa)

"Ich habe aber Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Ich bin einfach nur glücklich, der zweite Platz ist geil", meinte Lusch mit einem strahlenden Lächeln. Später bei der Siegerehrung glitzerten Tränen in seinen Augen.

Zwei Stunden, nachdem die einmal mehr gescheiterte Topfavoritin Sonja Pfeilschifter mit Platz sechs im Dreistellungskampf frustriert in den Katakomben verschwunden war, begeisterte der 23-Jährige seine Fans auf der Tribüne mit einer nervenstarken Leistung.

Überragendes Finale

Mit nur einen Ring Rückstand auf Gold und dem Ziel "den ersten Platz anzugreifen" war er ins Finale gegangen. Dort schoss Lusch überragend, hatte bis zum letzten Schuss den Rückstand auf den führenden US-Amerikaner Matthew Emmons auf winzige 0,4 Ringe verkürzt und war auf dem besten Weg, wie Namensvetter Christian Klees 1996 in Atlanta Gold zu gewinnen. Seine Freundin, Vater Manfred und 13 aus seinem Schützenklub im Dorf Bühl-Eisental bei Karlsruhe extra angereiste Fans bekamen "fast einen Herzinfarkt". Doch Lusch schoss zuerst und nur eine 9,9 und wenige Sekunden später jubelte Emmons nach seiner 10,6 als Olympiasieger.

"Eigentlich hatte ich meine Nerven ganz gut im Griff, aber vor dem letzten Schuss war die Anspannung einfach nicht mehr auszuhalten", berichtete der bis dato nur mit EM-Bronze 2001 aus dem Schatten getretene Lusch nach der besten Leistung seines Lebens. Mit Silber hat der Mann, der wie Olympiasieger Kurzer BWL studiert, aber längst noch nicht alle Ziele erreicht: "Sonntag habe ich noch eine Chance auf Gold im Dreistellungskampf - und wenn es da nicht klappt, gibt es ja noch Peking 2008."

Sein erfahrener Kollege Maik Eckhardt musste nach Platz vier in Sydney und Rang fünf im Luftgewehr-Wettbewerb von Athen diesmal mit Position sechs vorlieb nehmen: "Ich kann's halt nicht erzwingen, Respekt vor Christian, der hätte auch gewinnen können." Sportdirektor Heiner Gabelmann strahlte auf der Tribüne mit dem wie wild die Deutschland-Fähnchen winkenden Lusch-Clan um die Wette: "Jetzt ist der Knoten bei den Schützen geplatzt. Unfassbar, wie der Christian durchgezogen ist, solche Leute braucht das Land. Sonja ist dagegen wieder mal unter ihren Möglichkeiten geblieben."

Tränen bei Sonja Pfeilschifter

Mit Tränen in den Augen hatte Pfeilschifter, die außer einer Olympiamedaille alles gewonnen hat, ihren zweiten sechsten Platz von Athen quittiert. Fassungslos schaute die mehrmalige Weltmeisterin nach dem Finale auf die Anzeigetafel, auf der sie mit 679,6 Ringen direkt vor ihrer Teamkollegin Barbara Lechner (677,6) aufgelistet war. Ganz oben stand die Russin Ljubow Galkina mit 688, 4 Ringen als Olympiasiegerin.

"Ein sechster Platz ist doch nicht schlecht. Ich muss analysieren, woran es gelegen hat", sagte sie in eine TV-Kamera und zischte dann wortlos in die Kabine ab. Die Medaille war schon mit drei Ringen Rückstand auf Bronze nach dem Vorkampf vergeben, zudem versagte die 1,56 Meter große Frau wieder einmal im Finale und leistete sich dabei sogar eine 8,4. Ihre 21 Jahre junge Nachfolgerin Lechner ("Im Finale zu stehen war eine Riesensache") mochte das nur aufs Glück schieben, "ob die Zehner reinfliegen" oder nicht.

Tatsächlich kann man nach nunmehr vier fünften, fünften sechsten und einem siebten Platz aber von einer weitgehenden Nervenschwäche bei den deutschen Schützen sprechen. Zum Glück gibt es Typen wie Manfred Kurzer oder Christian Lusch.

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