Schalkes 1:0-Sieg beim SC Freiburg:Streichs unerfüllbarer Wunsch

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Vom eigenen Spieler umgegrätscht: Freiburgs Trainer Christian Streich (l., unten) schmerzt nicht nur die Niederlage gegen Schalke, sondern auch die Schulter, nachdem Janik Haberer (nicht im Bild) ihn zu Fall gebracht hat. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Ohne Glamour, dafür grundsolide und zielstrebig gewinnt die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco ein sehenswertes Spiel. Seinem Freiburger Kollegen gehen die Innenverteidiger aus - und er verletzt sich auch noch selbst.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Schalkes Trainer Domenico Tedesco hatte in der Freiburger Stadionzeitung Heimspiel die Spielweise unter seiner Regie skizziert: "Es stimmt, dass wir das Spiel durch Ballbesitz und Pressing dominant gestalten wollen." So ganz gelang das am Samstag allerdings nicht, was vor allem daran lag, dass der SC genau die gleiche Herangehensweise an ein Fußballspiel hat. Er blieb zumindest bis zum Gegentor die auffälligere und bessere Mannschaft. "Ein glücklicher Sieg für uns aufgrund der ersten Halbzeit", gab Tedesco nach dem knappen 1:0-Sieg seiner Mannschaft auch zu. Und wünschte dem SC alles Gute im Abstiegskampf: "So weitermachen, dann holt ihr die Punkte. Ich drücke die Daumen."

"Letzte Saison hätten wir so ein Spiel vielleicht noch gewonnen."

Zum dem durchaus sehenswerten Spiel passte die Anzahl der Aluminiumtreffer . Yevhen Konoplyanka traf nach einem dicken Patzer von Freiburgs Kapitän Julian Schuster den Pfosten (37.) und später mit einem Distanzschuss die Latte (37.). Auf der Gegenseite war es ebenfalls die Latte, die einem Freiburger Torerfolg im Wege stand. Nils Petersen (32.) und Bartosz Kapustka (37.) scheiterten auf diese Weise. Kurz nach dem Seitenwechsel dann die Szene, die auf Freiburger Seite nachher als Knackpunkt im Spiel ausgemacht wurde: Bestens freigespielt von Kapustka vergab Nils Petersen die beste Freiburger Chance des Spiels. Er schoss Ralf Fährmann an, anstatt den Ball über den am Boden liegenden Schalker Keeper zu lupfen (50.). Anschließend vergrub Petersen den Kopf in den Händen, wohlwissend, dass Schalke in dieser Saison schon öfter nur zwei, drei gute Gelegenheiten gebraucht hat, um ein Spiel zu gewinnen. Diesmal war es ein abgefälschter Schuss von Daniel Caligiuri (62.), der zu einem glanzlosen, aber verdienten Schalker Sieg reichte. "Letzte Saison hätten wir so ein Spiel vielleicht noch gewonnen, aber jetzt stehen wir im Abstiegskampf", seufzte Petersen nach einer Partie, an deren Ende der Sportclub auf dem Relegationsplatz verharrt und mit Mike Frantz (Verdacht auf Innenbandriss) den nächsten Verletzten zu beklagen hat.

Am anderen Ende der Tabelle steht Schalke 04, das sich einstweilen auf die Champions-League-Ränge geschoben hat. Und das, weil der Verein unter Tedesco öfter so spielt wie am Samstag: Weit entfernt davon, irgendeinen Glamour auszustrahlen, aber grundsolide, konzentriert und zielstrebig - und damit mit den Eigenschaften, die in den vergangenen Jahren oft fehlten.

Dabei ging Tedesco ja im Sommer auch den eigenen Karriereplan betreffend volles Risiko. So hätte es sicher populärere Maßnahmen gegeben, als Benedikt Höwedes zum Vereinswechsel zu treiben. Doch wer den ebenfalls nicht mehr blutjungen Naldo in der Defensivzentrale sah, muss dem jetzigen Turiner nicht unbedingt nachtrauern. Auch andere personelle Maßnahmen hätten scheitern können - scheiterten aber nicht. Max Meyer, der seit Sommer auf der Sechs agiert, spielte auch in Freiburg wieder sehr gefällig.

Für den Sportclub war es schon in den vergangenen Tagen so knüppeldick gekommen, dass wieder ein Verweis auf die Stadiongazette lohnt: "Kopf hoch, Jungs" titelte die Heimspiel und verwies im Innenteil auf den beklagenswerten Umstand, dass beim zurückliegenden Kick in Stuttgart Video- und de-facto-Schiedsrichter einen ziemlich schlechten Tag hatten, weshalb sich durch die Rotsperre von Caglar Söyüncü die Zahl der nicht einsatzfähigen Innenverteidiger auf vier erhöht hatte. Dass sich nach Drucklegung auch noch Stamm-Stürmer Florian Niederlechner im Training die Kniescheibe zerschmettern ließ und wohl für den Rest der Saison ausfällt, wusste damals noch niemand. Genauso wenig, dass sich Frantz verletzten würde. Trainer Streich, der nach einem Zusammenprall mit Janik Haberer eine Schulterblessur davontrug, hatte deshalb einen ebenso frommen wie unerfüllbaren Wunsch: "Ich kicke ja nicht mehr. Deswegen wär`s mir lieber, meine Schulter wäre kaputt und zwei Spieler weniger wären verletzt."

© SZ vom 05.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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