Schalker 3:1-Erfolg:Glückssieg im Fettnäpfchen

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Trainer André Breitenreiter spottet über Klaas-Jan Huntelaar - und der Stürmer leitet in Hannover den Sieg ein. Auch wenn sich in Schalke im Sommer ein Umbruch anbahnt, ist das Saisonziel plötzlich wieder in Reichweite.

Diesmal unternahm André Breitenreiter erst gar keinen Versuch, den schmeichelhaften Zittersieg beim Absteiger schönzureden. "Das spielt für mich keine Rolle, auf Schalke zählt eh nur das Ergebnis, und das haben wir heute erfüllt", sagte der Trainer von Schalke 04 nach dem mühsamen 3:1 (2:1) beim Tabellenletzten Hannover 96. In seiner Stimme schwang eine Menge Frust mit. Breitenreiter, 42, ahnt längst, dass er bei den Königsblauen über die Saison hinaus wohl keine Zukunft mehr hat.

Zwar hat S04 die Teilnahme an der Europa League zwei Spieltage vor Schluss sicher, und Tabellenplatz vier, der zur Qualifikationsrunde für die Champions League berechtigt, ist wieder zum Greifen nahe. Doch Schalkes Auftritt beim Ligaschlusslicht war alles andere als ein Argument für eine Weiterbeschäftigung von Breitenreiter: Eklatante Schwächen in der Rückwärtsbewegung, Flüchtigkeitsfehler, kaum Automatismen im Spielaufbau - die seit Wochen bekannten Mängel waren auch in Hannover deutlich sichtbar. Schalke, so einfach war das am Samstag, hatte Glück.

Dank an den Vorbereiter: Torschütze Alessandro Schöpf (r.), nur Minuten vorher eingewechselt, freut sich mit Joel Matip über das 3:1. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Horst Heldt wütet gegen den FC Bayern

"Wir hatten heute das Glück, das uns zuletzt gefehlt hat. Über die drei Punkte beschweren wir uns nicht", sagte Mittelfeldspieler Max Meyer. Der U21-Nationalspieler ist sich sicher: "Wenn wir die letzten zwei Spiele gewinnen, dann kommen wir noch auf Platz vier." Dafür muss Schalke jedoch im kommenden Heimspiel am Samstag den FC Augsburg schlagen, und damit die Mannschaft des wahrscheinlichen Breitenreiter-Nachfolgers Markus Weinzierl.

Der scheidende Schalke-Manager Horst Heldt ist in die Trainer-Personalie nicht mehr involviert, ihn beschäftigte nach dem Sieg in Hannover etwas anderes. Dass Konkurrent Borussia Mönchengladbach gegen die B-Elf von Rekordmeister Bayern München ein 1:1 holte - "das nervt nur", sagte der Manager: "Aber damit konnte man fast rechnen, als man die Aufstellung der Bayern gesehen hat." Die Münchner hatten zahlreiche Leistungsträger für das wichtige Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Atletico Madrid am Dienstag geschont.

Sollte Schalke am Ende die Champions League verspielen, sind daran aber nicht die Bayern schuld. Die nach wie vor negative Tordifferenz (-1) ist ein deutliches Indiz dafür, dass sich im Vergleich zur schwachen Vorsaison nicht viel zum Positiven verändert hat. Breitenreiter hat zudem das Problem, dass er mit unbedachten Aussagen immer wieder ins Fettnäpfchen tritt.

Einmal kurz sieht Schalkes Spiel nach Champions League aus

Vor dem Hannover-Spiel hatte er öffentlich über seinen Stürmer Klaas-Jan Huntelaar gescherzt, der Niederländer habe vom Elfmeter-Punkt eine "Quote wie unser Zeugwart". Es ist nur schwer zu glauben, dass ein Torjäger wie Huntelaar diesen Spruch tatsächlich so gelassen hingenommen hat, wie Teamkollege Meyer es versicherte: "Jeder weiß, dass unser Trainer mal einen Scherz macht. Ich glaube, das ist kein Problem für den Hunter."

Huntelaar hatte zwar Elfmeterverbot, dennoch traf der Stürmer, dessen Zukunft in Gelsenkirchen ebenfalls fraglich ist, nach feiner Vorarbeit von Jungstar Leroy Sané zum 2:1 (45.). Auch Eric Maxim Choupo-Moting (11.) und der eingewechselte Alessandro Schöpf (80.) waren für Schalke erfolgreich. Jenes Tor zum 3:1 war der einzige Moment des Spiels, der tatsächlich nach Champions League aussah: Schalkes Joel Matip hatte drei Hannoveraner Verteidiger ausgetanzt und perfekt auf Schöpf quergelegt. Matip wird allerdings im nächsten Jahr auch nicht mehr da sein: Er wechselt zum FC Liverpool.

Vielleicht waren es die ansehnlich herausgespielten Tore, vielleicht waren es einfach nur die drei Punkte - die mitgereisten Schalker Anhänger schienen jedenfalls zufrieden zu sein und darüber hinwegzusehen, dass das Ergebnis mehr als schmeichelhaft zustande gekommen war. Und deshalb schickte Breitenreiter seine Spieler mit einem guten Gewissen in die Kurve, nachdem er sich bei jedem Einzelnen bedankt hatte.

© SZ vom 01.05.2016 / SZ, sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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