Schalke 04:Probier's mal mit Ungemütlichkeit

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Trainer Fred Rutten schlägt einen neuen Ton auf Schalke an, begrüßt seinen Wunschspieler Engelaar - und spricht von großen Zielen mit seinem neuen Verein.

Ulrich Hartmann

Fast drei Stunden hat am Montag das Training beim FC Schalke 04 gedauert. Für die Schalker Fußballer ist das ungewohnt lang. Beim Trainer Mirko Slomka hat so eine Bewegungseinheit selten länger als 90 Minuten gedauert. "Und wer nicht mitzieht, kriegt richtig Stress mit dem Trainer", sagte der Stürmer Gerald Asamoah, der gleich im ersten Training tatsächlich Ärger bekommen hatte, weil er bei einer Ansprache des Übungsleiters die Hände in die Taschen steckte. Es weht ein neuer Wind auf dem Trainingsgelände, und der Mann, der jegliche Gemütlichkeit von dannen bläst, heißt Fred Rutten.

Fred Rutten: neue Töne auf Schalke. (Foto: Foto:)

Der Niederländer will den FC Schalke in eine Ära des Erfolgs führen, und ein wichtiger Mann, der ihm dabei helfen soll, hat mit den strengen Gepflogenheiten überhaupt keine Probleme. "Fred Rutten legt sehr viel Wert auf Disziplin, auf Respekt untereinander und auf Teamgeist", sagt dieser Mann. Mittelfeldspieler Orlando Engelaar, 28, hat in den vergangenen beiden Jahren beim FC Twente Enschede in den Niederlanden schon unter Rutten gespielt. Er war dort Mannschaftskapitän und damit der wichtigste Ansprechpartner des Trainers. Am Dienstag hat sich Engelaar auf Schalke vorgestellt. Ungefähr sechs Millionen Euro soll sich der Klub den Personalwunsch des neuen Trainers kosten lassen.

Mit Engelaar und dem zuvor verpflichteten peruanischen Torjäger Jefferson Farfan vom PSV Eindhoven ist die kleine Einkaufstour der Schalker durch die Niederlande beendet. "Wir werden keinen Spieler mehr holen", sagte Manager Andreas Müller, aber den einen oder anderen Spieler abzugeben - dazu sind die Gelsenkirchener durchaus bereit. Im Ressort Sturm tummeln sich momentan sieben Angestellte, und auch wenn Müller sagt, man brauche "eine große Kabine" für die "großen Ziele" des Klubs und "viel positiven Konkurrenzkampf", sei man schon gewillt, vereinzelte wechselwillige Spieler noch gehen zu lassen. Die Stürmer Sören Larsen und Peter Lövenkrands gelten als Kandidaten. Beim Mittelfeldmann Jermaine Jones, der sich an Engelaars Verpflichtung ausdrücklich gestört hatte, setzt Manager Müller hingegen auf Beruhigung.

Fabian Ernst, Jermaine Jones und Orlando Engelaar werden sich im Mittelfeld einen kleinen Kampf liefern müssen. Der Trainer Rutten hat in Enschede am liebsten mit zwei defensiven Mittelfeldspielern agiert, und der linke von den beiden war immer Engelaar. Der 1,97 Meter große Rotterdamer hat auch bei allen vier Spielen der niederländischen Mannschaft bei der Europameisterschaft in der Startformation gestanden.

Seine Aussichten auf einen Stammplatz in der Schalker Mannschaft sind sehr gut, und das ist eher schlecht für Jones, der schon vor Wochen begonnen hatte, sein Interesse an einem Wechsel zu einem großen europäischen Klub medial zu verbreiten. Bislang hat sich das Interesse großer europäischer Klubs an ihm jedoch offenbar in Grenzen gehalten. "Ich habe mich über seine Aussagen nicht gefreut", sagt der Manager Müller, "aber ich habe ihm noch einmal gesagt, dass er für uns ein ganz wichtiger Spieler ist."

Wichtig nennt Müller freilich alle 28 Spieler, die zum Schalker Erstliga-Kader gehören, aber nur elf von ihnen können pro Partie beginnen, und deswegen wird es für Rutten noch eine Herausforderung, seine Stammelf für den Saisonstart zu finden. Im Tor muss er ja mindestens bis September auf den Torwart Manuel Neuer verzichten, der sich den Fuß gebrochen hat. Engelaar und Farfan hingegen können ab sofort in das taktische Gefüge integriert werden und gelten nicht zuletzt angesichts ihres hohen Preises als Anwärter auf die Stammelf.

"Wir wollen so lange wie möglich um den Titel mitspielen, in der Champions League so weit wie möglich kommen und die Zuschauer glücklich machen", sagt der mit einem Dreijahres-Vertrag ausgestattete Orlando Engelaar ungeachtet der Tatsache, dass die Schalker sich im August erst noch für die Champions League qualifizieren müssen. Engelaar wird dann mit der Rückennummer 37 auflaufen. Er hätte, sagte er grinsend, auch die 4, die 12 oder die 16 haben können - "aber die haben mir einfach nicht so gut gefallen".

© SZ vom 16.7.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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