Schalke-Manager Horst Heldt:Irreparabel beschädigt

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Er werde aufrecht gehen, sagt Schalkes Manager Horst Heldt. Er kenne bloß noch nicht den Tag, an dem er sich verabschieden werde. (Foto: Maja Hitij/dpa)

Fast aus jedem Satz von Horst Heldt ist herauszuhören, dass er in der kommenden Saison nicht mehr der Manager von Schalke 04 sein wird. Er will das Ende des Arbeitsverhältnisses aber selbst bestimmen.

Von Philipp Selldorf

Das 1:0 durch Benedikt Höwedes, den Kapitän und Rückkehrer aus dem Krankenstand? Horst Heldt hat es genossen. Außer dem wuchtigen Kopfball des Nationalspielers hatte ihn aber auch der vorausgegangene Eckstoß begeistert. "Wie immer traumhaft vom Johannes vorbereitet, ich weiß gar nicht, die wievielte Torvorlage das war", schwärmte der Manager. Sein Lob galt aber nicht nur dem Schützen Johannes Geis, der sich tatsächlich laufend als Assistent vom Dienst profiliert; dieses Lob galt auch dem Manager, der diesen Johannes Geis nach Gelsenkirchen gelockt hat. "Dafür" - für diese Eck- und Freistöße und Torvorlagen - "haben wir ihn geholt." Habe ich ihn geholt, meinte er. So viel Eigenlob durfte schon sein nach dieser Woche, in der Schalkes Manager von seinem Boss - dem großen Paten Clemens Tönnies - demontiert und bloßgestellt wurde.

Wie es nach den Ereignissen der vergangenen Tage weitergehen soll im Schalker Sportmanagement, das darf nun mit Spannung erwartet werden. Clemens Tönnies hat sich bisher nicht dazu geäußert, dass er Kontakt mit dem Mainzer Manager Christian Heidel aufgenommen hat, um ihn nach Gelsenkirchen zu lotsen, er hat auch nicht bestätigt, dass er das gleiche zuvor schon mit dem Münchner Kaderplaner Michael Reschke und dem Mönchengladbacher Sportchef Max Eberl versucht hat, aber es nutzt ihm kein Schweigen und kein Dementieren, um diese Vorgänge noch zu vertuschen. Diese Nachrichten haben sich nicht nur in der Branche rumgesprochen, sie sind längst öffentlicher Gesprächsstoff. Zum Nachteil des betroffenen Schalker Managers.

"Ich werde hier aufrecht wieder rausgehen"

Nun kommt es auf Heldt an, wie er damit umgeht, dass Tönnies und dessen Berater ohne sein Wissen auf die Suche nach seinem Nachfolger gegangen sind. Nicht die Suche an sich sabotiert die Stellung des (Noch-)Managers; das räumt, wie zu hören ist, auch Heldt ein, sondern die verstohlene Art, wie sie betrieben wurde. Und nach allem, was Heldt im Anschluss an das Hertha-Spiel zu den Reportern gesagt hat, ist das Vertrauensverhältnis irreparabel beschädigt. "Ich bin aufrecht hier reingekommen und werde auch aufrecht wieder rausgehen", erklärte Heldt. Dass er hinzufügte, er kenne bloß noch nicht den Tag, an dem er sich verabschieden werde, sollte man wohl eher als formelle Floskel verstehen. Die Botschaft war, dass er selbst bestimmen möchte, wie seine Geschichte in Schalke weitergeht und wann sie enden soll.

Dass Heldt seinen auslaufenden Vertrag womöglich doch verlängert, das scheint nahezu unmöglich geworden zu sein. Die Frage ist stattdessen, wie eine produktive Übergabe der Amtsgeschäfte an den Nachfolger gelingen soll - wobei es nach dem aktuellen Stand noch gar keinen Nachfolger gibt, weil Heidels Engagement keineswegs sicher ist. Für einen Klub, der um die Champions-League-Plätze mitspielen will und schon im Winter entsprechend im Transfergeschäft aufzutreten beabsichtigt, ist ein drohendes Vakuum in der sportlichen Führung eine denkbar schlechte Voraussetzung.

Tönnies beglückwünscht Heldt für die Vertragsverlängerung des Torwarts

Clemens Tönnies war auch Zeuge des 2:1-Siegs gegen Hertha. Mancher hatte gemutmaßt, er werde die Partie wegen der unruhigen Situation womöglich lieber daheim im Wohnzimmer anschauen, aber der Aufsichtsratschef erschien, staatsmännisch gekleidet in Anzug und fellbesetztem Mantel, eine Viertelstunde vor Spielbeginn in der Arena. Heldt wurde später gefragt, ob er ein Gespräch mit Tönnies habe führen können. Der Manager schmunzelte und erklärte: "Er hat mich beglückwünscht, dass ich den Vertrag mit Ralf Fährmann verlängert habe." Der Torwart hatte am Freitag einen Vertrag bis 2020 unterschrieben. Die Fotos dieses Geschäftsabschlusses, auf denen sich Fährmann und Heldt die Hände reichen, könnten bald historische Bilddokumente sein - vielleicht war es schon die letzte Amtshandlung des Sportchefs, der im Sommer 2010 seine Arbeit in Schalke aufgenommen hatte.

Dann sagte Heldt noch, dass es natürlich "irgendwann eine Entscheidung geben werde" über sein weiteres Schicksal in Gelsenkirchen. "Ich werde eine Entscheidung treffen und sie bekanntgeben", erklärte er. Es sieht so aus, als hätte er den Entschluss längst gefasst.

© SZ vom 18.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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