Schalkes Zukunft:Botschafter gesucht

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Zum Haareraufen: Endlich, dürfte sich Schalkes Torwart Ralf Fährmann denken, ist diese Seuchensaison vorbei. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Auch bei den bereits abgestiegenen Ingolstädtern gelingt es Schalke nicht, sich mit dieser trüben Saison zu versöhnen. Trainer Weinzierl kündigt an: "Wir werden alles hinterfragen."

Von Daniel Timm, Ingolstadt

Eine Stunde lang hatte es Markus Weinzierl ausgehalten, bevor er sich seines Sakkos entledigte. Schließlich brauchte der Schalker Trainer Bewegungsfreiheit, um seine dezimierte Mannschaft gegen Ingolstadt zurück in die Balance zu fuchteln und zu brüllen. Im weißen Polohemd mühte er sich fortan um Ordnung im königsblauen Chaos, um wenigstens einen Punkt zu behalten und sich irgendwie mit dieser hässlichen Saison zu versöhnen.

Das triste 1:1 beim bereits sicher abgestiegenen FC Ingolstadt setzt der trüben Spielzeit des FC Schalke 04 ein angemessenes Ende. Aber vielleicht hatte Schalke auch einfach nur ein schlechtes Gewissen: Denn eigentlich sind die Königsblauen mitverantwortlich dafür, dass es für ihren Gastgeber am letzten Spieltag um nichts mehr ging. Hätten die Schalker sich im abschließenden Heimspiel vergangene Woche gegen Hamburg durchgesetzt, so wäre den Schanzern zumindest noch die theoretische Chance auf den Klassenerhalt geblieben. Doch als Ingolstadts Dario Lezcano sich den Ball nach 63 Minuten auf dem Elfmeterpunkt zurechtlegte, da hatte Schalke bereits großzügig versucht, den Ingolstädtern als Wiedergutmachung zumindest zu einem Abschiedssieg zu verhelfen.

Schalke macht es sich nach der Führung gemütlich, allzu gemütlich

"Da müssen wir uns dann bei Ralf Fährmann bedanken, dass er den hält", kommentierte Weinzierl den vereitelten Elfmeter. Den hatte Stambouli verursacht, als er Pascal Groß in höchster Not zurückhielt und dafür einen Platzverweis kassierte. "Hinten raus haben die Jungs mit mehr Herz und Mumm verteidigt, aber ein Punkt ist heute zu wenig." Dabei wollten die Königsblauen eigentlich versuchen, die Saison versöhnlich zu beenden, und begannen dementsprechend forsch: Kurz nach Anpfiff marschierte Donis Avdijaj ungestört durch das halblinke Mittelfeld und schob nach einem geschickten Doppelpass mit Leon Goretzka zur Schalker Führung ein (2. Minute).

Mit der Führung machte es sich Schalke gemütlich, allzu gemütlich. Ingolstadt spielte geschickt und schnell über Groß und Lezcano nach vorne, während die Knappen spätestens den dritten Pass in die Füße der Gegner holperten. Exemplarisch führte das Verteidiger Naldo vor: Er verlor den Ball an Lezcano und drückte dann den Angreifer zu Boden - Elfmeter. Pascal Groß trat an und verwandelte sicher gegen Fährmann zum Ausgleich (40.).

In Gelsenkirchen sucht man wieder nach neuen Markenbotschaftern

Danach hatte das Schalker Spiel außer den Abschiedsminuten von Klaas-Jan Huntelaar nichts mehr zu bieten. Und weil Huntelaar nach sieben Jahren auf Schalke in seine niederländische Heimat zurückkehrt, Abwehrspieler Sead Kolasinac wohl zum FC Arsenal wechseln wird und Leon Goretzka mit einem Wechsel zum FC Bayern in Verbindung gebracht wird, sucht man in Gelsenkirchen wieder nach neuen Markenbotschaftern. "Wer identifiziert sich mit Schalke? Wer gibt alles für Schalke? Wer hat das Herz am richtigen Fleck?" - nach diesen Kriterien möchte Markus Weinzierl den Kader zusammenstellen, der sie im nächsten Jahr zurück ins internationale Geschäft führen soll, sagt er in dieser Woche. Und: "Wir werden alles hinterfragen."

Am Samstag, als Markus Weinzierl wieder in sein Sakko geschlüpft war, da lugte er mit einem Auge hinauf zu einem der Fernseher, auf dem Philipp Lahm gerade die Meisterschale in Empfang nahm. "Das Gute ist, dass in der neuen Saison alles wieder bei null anfängt."

© SZ vom 21.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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