Schalke gewinnt 2:0:Reparaturarbeiten

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Feines Füßchen: Schalkes Guido Burgstaller feiert seinen Führungstreffer ohne Schuhwerk. (Foto: Thomas Pakusch/imago)

Anstelle des erfolglosen Rumpelfußballs der Hinrunde schlägt der FC Schalke die Hertha mit schnellen und flachen Kombinationen. Die Erkenntnis des Abends: Schalker sind lernfähig.

Von Jörg Strohschein, Gelsenkirchen

Beim Abpfiff waren diesmal die Tribünen voll. Während bei den vergangenen Heimspielen des FC Schalke 04 kurz nach dem Ende ob der deprimierenden Darbietungen kaum noch jemand in der Gelsenkirchener Arena ausgeharrt hatte, waren die Menschen nach dieser Begegnung auch Minuten nach dem Ende noch verzückt von ihrer Mannschaft. Dieses 2:0 (1:0) am Samstagabend gegen Hertha BSC, es war nicht irgendein Sieg.

Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl hat ihren Anhängern den Glauben daran zurückgegeben, dass sie willens und in der Lage ist, die bislang missratene Saison so gut es geht zu reparieren. Dem Ruhrgebietsklub bleibt weiterhin zumindest die Hoffnung auf das Erreichen des internationalen Wettbewerbs.

Ralf Fährmann schlägt als einziger Schalker lange Bälle

Die Schalker versuchten es auf dem frisch verlegten Rasen mit flachen Pässen und Kombinationsfußball, diese Lehre hat die Mannschaft aus den ersten beiden Heimpartien 2017 gegen den FC Ingolstadt (1:0) und Eintracht Frankfurt (1:0) gezogen: Brachialer Fußball aus einer vergangenen Zeit, der als einziges Mittel den langen, unkontrollierten Ball in die Angriffsreihe vorweisen kann, hat kaum Erfolgsaussichten. "Wir haben nach dem Frankfurtspiel den Ansatz gewählt, flach zu spielen, uns im Spielaufbau mehr zuzutrauen und von hinten heraus besser zu spielen", erklärte Weinzierl nach der Partie bei Sky. Weshalb der Klub aber erst jetzt den Untergrund erneuert hat und sein Team auf holprigem Geläuf in der heimischen Arena antreten ließ, dürfte eines der großen Rätsel im an rätselhaften Ereignissen reichen Gelsenkirchener Traditionsklub bleiben. Denn der Effekt war nicht zu übersehen.

Bereits im Bundesligaspiel beim FC Bayern (0:1) und im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Zweitligist SV Sandhausen (4:1) war der Wille der Spieler zur Veränderung unverkennbar. Das setzte sich nun deutlich intensiver fort. Ralf Fährmann schlug die Bälle zwar weit in die Berliner Hälfte, doch damit war er der einzige Schalker. Die spielerische Herangehensweise verschaffte den Schalkern mehr Ballbesitz, sie bauten ihre Angriffe behutsam auf, was in der Hinrunde so oft ein Schalker Schwachpunkt gewesen war. "Wir haben bewiesen, dass wir den Ball laufen lassen können", fand Leon Goretzka: "Wir hatten die Spielkontrolle. Das war kein glücklicher Sieg, sondern verdient und deutlich." Vor allem die zentralen und technisch versierten Mittelfeldspieler Goretzka und Nabil Bentaleb waren besser als noch vor Wochen in der Partie und brachten ihre spielerischen Qualitäten effektiv zur Geltung.

Ein Problem bleibt: Die Anfälligkeit für Konter

Die Probleme der Schalker waren, zunächst, nur die Chancenverwertung - Goretzka scheiterte am Pfosten und an Torhüter Rune Jarstein - und Berliner Konter. Doch es blieb der Abend der Schalker, und der Abend für schönen Fußball. Nabil Bentaleb setzte mit einem perfekten Heber Burgstaller in Szene, überspielte so gleich drei Gegenspieler und bediente den Österreicher, der gekonnt zur Führung nach 41 Minuten verwandelte.

Die Spieler von Markus Weinzierl behielten ihre Spielweise auch in der zweiten Hälfte bei und ihre Dominanz wurde nahezu minütlich größer. Dass Leon Goretzka beim zweiten Schalker Treffer über das halbe Feld laufen und dann auch noch nach 61 Minuten nahezu ungestört von der Strafraumlinie verwandeln konnte, passte ins Bild der Schalker Zielstrebigkeit.

© SZ vom 12.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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