Schalke 04:Alarmsirenen

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Die vollkommen unnötige 1:2-Niederlage in Darmstadt verschärft die Krise vor dem Rückspiel gegen Amsterdam.

Ojemine: Schalkes Stürmer Guido Burgstaller leidet in Darmstadt. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Fliegende Bierbecher und Schimpftiraden aus der Fankurve waren die Quittung für die Schalker Pleite. Den Bechern konnte Christian Heidel gerade noch ausweichen - der Kritik der Kurve stellte sich der Manager aber mit ernster Miene. "Wenn man beim Tabellenletzten verliert, kann man das natürlich als Tiefpunkt empfinden. Es ist alles schiefgelaufen, da kann ich es nachvollziehen, dass die Fans unzufrieden sind", sagte Heidel nach dem denkwürdigen 1:2 (0:1) beim abgeschlagenen Tabellenletzten Darmstadt 98. Bis zur dritten Minute der Nachspielzeit hatten die Gäste wenigstens auf ein Remis hoffen dürfen, dann kam Jerome Gondorf und erzielte aus dem Gewühl heraus den wegweisenden Treffer: Darmstadts Abstieg wurde noch einmal vertagt, gleichzeitig gingen auf Schalke die Sirenen an.

Trainer Markus Weinzierl sprach von einer "total bitteren Niederlage" und vergrub die Hände tief in den Hosentaschen. Die Achterbahnfahrt durch die Saison geht weiter. Nur Darmstadt und Hertha BSC holten in der Fremde bislang noch weniger Zähler als die Knappen (zehn).

Besonders Heidel war die Ratlosigkeit über die achte Auswärtsschlappe deutlich anzusehen. Ebenso wie die Furcht vor dem doppelten Knockout. Sollte Schalke am Donnerstag im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Ajax Amsterdam (Hinspiel: 0:2) ausscheiden, würde das internationale Geschäft kommende Spielzeit ohne den Klub stattfinden. Damit müsste Schalke auf Einnahmen in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro verzichten.

"Wir wissen, dass wir gegen Ajax eine andere Leistung brauchen", sagte Weinzierl und setzt kurioserweise auf die Inkonstanz seiner Mannschaft: "Wir haben in dieser Saison ein ständiges Auf und Ab. Darauf hoffen wir auch am Donnerstag." Allerdings hält sich die Zuversicht von Heidel in Grenzen: "Wenn man sich das Hinspiel anschaut, kann ich verstehen, dass der Pessimismus überwiegt." Die Königsblauen hoffen, dass Kapitän Benedikt Höwedes (Wade) und Sead Kolasinac (Adduktoren) bis zum Donnerstag wieder fit sind.

Weniger Punkte nach dem 29. Spieltag hatten die Schalker zuletzt in der Saison 1999/2000, als es am Ende nur zu Rang 13 reichte. "Wenn man sagt, man hat schon bessere Tage gehabt, ist es leicht untertrieben", meinte Heidel.

Torjäger Burgstaller scheitert beim Elfmeter - Verteidiger Kehrer fliegt vom Platz

Dass der Rückstand auf den anvisierten sechsten Platz vor den noch ausstehenden fünf Bundesligapartien vier Punkte beträgt, ist das Ergebnis von reichlich Unvermögen. Am Böllenfalltor überboten sich die Profis mit Slapstick-Einlagen beim Abschluss. Gleich sieben hochprozentige Chancen ließ der Tabellenelfte aus (insgesamt 26:11 Torschüsse). Heidel: "Ich weiß nicht, was von der ganzen Dramaturgie noch hätte schiefgehen können." Es passte ins Bild, dass Torjäger Guido Burgstaller zudem mit einem Strafstoß am überragenden Darmstadt-Keeper Michael Esser scheiterte (58.). Und dass der junge Verteidiger Thilo Kehrer nach einer Notbremse die rote Karte sah (81.). "Das ist alles schwierig zu erklären. Wir müssen weiterarbeiten und den Leuten zeigen, dass Schalke eine sehr große Mannschaft ist", sagte Außenverteidiger Coke, der für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgte (75.) - dann traf Jerome Gondorf.

Den Lilien, die zwischen der 75. und 93. Minute bereits abgestiegen waren, bleibt nun ein kleines bisschen Hoffnung. Mit Leidenschaft und Glück hatten sie dem Favoriten aus dem Ruhrgebiet letztlich den Schneid abgekauft. "Alle zerreißen sich jeden Tag im Training. Das hat sicher Seltenheitswert in solch einer aussichtslosen Situation", lobte Gondorf den Charakter seiner Mannschaft.

© SZ vom 18.04.2017 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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