Saisonfinale der Biathleten in Sibirien:Greis holt Gesamt-Weltcup

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Mit Michael Greis holt zum ersten Mal seit 8 Jahren ein Deutscher den Gesamtsieg im Biathlon-Weltcup - zufrieden war er beim Zieleinlauf im russischen Chanty Mansijsk trotzdem nicht.

Dem dreimaligen Olympiasieger aus Nesselwang reichte zum ersten Gesamtsieg eines deutschen Skijägers seit 1999 im russischen Chanty Mansijsk der 16. Platz im Verfolgungsrennen über 12,5 Kilometer. Mit 759 Punkten hat er vor dem Saisonfinale am Sonntag uneinholbare 63 Zähler Vorsprung vor dem am Samstag neuntplatzierten Norweger Ole Einar Björndalen. Zuvor war bereits Magdalena Neuner (Wallgau) mit einem Start-Ziel-Sieg im 10 Kilometer langen Rennen der Damen zu ihrem vierten Erfolg in Serie gestürmt.

Trotzdem brauchte Greis im Ziel einige Zeit, um seinen Frust zu verdauen und den bereits im Herbst als Saisonziel ausgegebenen Gesamterfolg genießen zu können. "Ich bin noch so gut drauf, hatte wie den gesamten Winter über perfekte Ski und habe heute so wenig daraus gemacht. Das ist ärgerlich", schimpfte Greis nach sechs Strafrunden - und kündigte für den abschließenden Massenstart am Sonntag Wiedergutmachung an: "Da will ich auf das Podium."

Bundestrainer Frank Ullrich nahm Greis' ungebrochenen Ehrgeiz zufrieden zur Kenntnis. "Heute haben sich alle unsere Männer etwas verschossen. Doch wichtig war, dass wir die Kristallkugel haben. Endlich wieder, seit Sven Fischer vor acht Jahren", sagte der Bundestrainer, aus dessen Team Michael Rösch (Altenberg/7.) der Tagesbeste war.

"Eigentlich wollten wir den Russen auch noch den Nationencup abnehmen, doch das hat Makowejew, der heute als 36. wieder zurückgefallen ist, bereits am Donnerstag mit seinem überraschenden zweiten Platz im Sprint verhindert", ergänzte Ullrich.

Der Oberhofer Sven Fischer, der 1999 als letzter deutscher Skijäger die Große Kristallkugel erobert hatte, wurde Tages-Elfter, Sprintsieger Michael Rösch (Altenberg) immerhin Siebter.

Bei den Frauen konnte sich Magdalena Neuner freuen. "Es läuft einfach super. Das muss ich ausnutzen", sagte sie nach ihrem vierten Sieglauf in Serie. Die erst 20 Jahre alte Wallgauerin war als Sprint-Beste bereits mit einem Minuten-Vorsprung ins 10-km-Jagdrennen gestartet und spulte ihr Programm am Schießstand routiniert ab. Insgesamt akzeptable vier Strafrunden nach Schießfehlern brachten "Gold Lena" ebenso wenig aus der Siegspur, wie die Unfairness des Publikums. "Die haben bei jedem Fehler geklatscht. Das macht man nicht. Aber das muss man überhören, da stehe ich drüber", sagte Neuner.

Herzschlagfinale bei den Frauen zu erwarten

Weltcup-Titelverteidigerin Kati Wilhelm musste nach verpatztem ersten Schießen (4 Strafrunden) und Tagesplatz 20 ausgerechnet vor dem letzten Saisonrennen das seit zwei Monaten in ihrem Besitz befindliche Gelbe Trikot der Gesamt-Führenden ausziehen und an Massenstart-Olympiasiegerin Anna Carin Olofsson weiterreichen.

Das Rennen um die "Große Kugel" wird nun im abschließenden Massenstart (Sonntag, 10.30 Uhr/MEZ, live in der ARD und bei Eurosport) zu einem Dreikampf mit Hochspannungs-Garantie. Olofsson und Wilhelm haben beide 860 Punkte auf dem Konto (Olofsson läuft in Gelb, weil sie zwei, Wilhelm nur einen Saisonsieg auf dem Konto hat), die in der Jagd drittplatzierte Andrea Henkel ist mit 854 Punkten knapp dahinter Dritte.

Aufgrund des Reglements, wonach die schlechtesten drei Resultate am Ende der Saison gestrichen werden, verlieren aber Wilhelm und Olofsson jeweils noch elf Punkte. Henkel, die wegen Krankheit ohnehin vier Rennen fehlte, braucht deshalb nur noch einen zweiten Platz, um zum ersten Mal den Titel der Gesamtsiegerin zu erkämpfen.

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