Russlands Doping:Nicht regelkonform

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Russlands Anti-Doping-Agentur bleibt suspendiert. Die internationalen Dopingjäger der Wada rügten, dass Zugang zu weiteren Proben verweigert wird. Das bringt das IOC in Nöte, das über Russlands Olympia-Teilnahme entscheiden muss.

Drei Monate vor den Olympischen Winterspielen ist der Versuch Russlands gescheitert, die Suspendierung durch die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) aufzuheben. Die russische Antidoping-Agentur (Rusada) verhalte sich weiterhin "nicht regelkonform", entschied die Wada bei einer Sitzung in Seoul und beschloss, die seit 2015 bestehende Sperre aufrechtzuerhalten. Grund sei, dass die Rusada sich weigere, zwei Kriterien auf der 31-Punkte-Liste zu erfüllen, von denen die Wada nicht Abstand nehmen wollte, erläuterte der Vorsitzende Craig Reedie: Es handelt sich um die offizielle Anerkennung des McLaren-Reports, der Russland ein institutionalisiertes Doping-System bescheinigte. Sowie um einen Zugang zu weiteren Proben aus dem Moskauer Labor. Beide Punkte hat Russland nicht erfüllt.

Die russische Regierung bezeichnete die Entscheidung als unfair. "Wir werden auch weiter Vorwürfe bestreiten, wonach Dopingfälle irgendeine Form von staatlicher Unterstützung erhalten haben", teilte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow mit.

Direkte Folgen hat dies wohl für russische Sportler, die an den Winter-Paralympics teilnehmen wollen, und für den Leichtathletik-Weltverband IAAF. Denn das Internationale Paralympische Komitee und die IAAF hatten zuletzt die Rusada-Anerkennung als Voraussetzung für eine uneingeschränkte Teilnahme russischer Sportlern an ihren Wettkämpfen angesehen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) wird auf den Beschluss der Anti-Doping-Experten nun reagieren müssen. "Wir haben nicht das Recht zu entscheiden, wer an internationalen Wettkämpfen teilnehmen darf", stellte Reedie klar: "Das darf nur der Veranstalter." Doch die Tendenz ist unmissverständlich, und dadurch wird der Handlungsspielraum für das IOC kleiner. Alternativ zum kompletten Olympia-Ausschluss Russlands ist es denkbar, die Athleten des Landes unter neutraler Flagge antreten zu lassen. Auf diesen Vorschlag hat Moskau bereits mit einer Boykott-Androhung reagiert. Im IOC sind zwei Kommissionen mit der Causa Russland befasst: Die eine unternimmt Einzelfallprüfungen und hat kürzlich sechs russische Langläufer wegen Dopingverwicklungen lebenslang für Olympia gesperrt. Die andere untersucht die Rolle des Staats beim Doping und ist insofern wichtiger, weil sie über Kollektivstrafen entscheidet. Auf seiner Sitzung vom 5. bis 7. Dezember will das IOC sein Vorgehen verkünden.

© SZ vom 17.11.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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