Ruhrgebiets-Auswahl:"Nie Kumpels"

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Sollen Dortmunder und Schalker nun gemeinsam in einer Elf spielen? Zum Ende der Steinkohle-Förderung? Eine nette Idee. Sie sorgt aber gerade für Streit unter Rivalen.

Von Ulrich Hartmann

Die Bundesligisten Schalke 04 und Borussia Dortmund huldigen gern ihrer vom Bergbau geprägten Geschichte. Die Wände im Spielertunnel der Arena auf Schalke sind wie ein Bergbaustollen ausgekleidet. Und vor jedem Heimspiel erklingen bei beiden Klubs themenbezogene Liedzeilen: "Einst hat man hier das schwarze Gold zu Tag gebracht - jetzt wird die Kohle anderswo gemacht", singt in Dortmund klagend der "Baron von Borsig". In Gelsenkirchen heißt es im Vereinslied: "Tausend Feuer in der Nacht haben uns das große Glück gebracht."

Nächstes Jahr endet das einst so große Glück. Der Steinkohle-Bergbau wird abgewickelt, die Subventionen laufen aus. Zu diesem Anlass hätte die "RAG-Stiftung" gerne ein Fußballspiel ausgetragen, bei dem Schalke und der BVB eine maßgebliche Rolle bekämen. Unter ihrer Führung hätten Fußballer aus dem ganzen Ruhrgebiet symbolträchtig ein gemeinsames Team namens "Eintracht Ruhr" bilden und gegen die polnische Nationalmannschaft spielen sollen, weil bis zum ersten Weltkrieg eine halbe Million Polen ins Ruhrgebiet gekommen waren, um in den Bergwerken zu arbeiten. Mit einem Fußballspiel hätte man der auslaufenden Industrie-Epoche gedenken wollen. Diesen Plan verriet die RAG-Stiftung vergangene Woche - aber offenbar ohne sich noch einmal explizit mit den Klubs darauf verständigt zu haben.

Das Freundschaftsspiel soll dem sterbenden Bergbau huldigen

Gegen den öffentlichen Eindruck, der BVB und Schalke könnten eine Art Spielgemeinschaft bilden, gab es sofort massive Vorbehalte. Die Ruhrpott-Rivalen Dortmund und Schalke in trauter Harmonie? "Schwer vorstellbar" fand den Gedanken einer Mix-Mannschaft Schalkes Sportdirektor Christian Heidel - und sprach damit sogar Dortmunder Ultras aus der Seele, die vor dem Champions-League-Spiel des BVB gegen Real Madrid auf der Fantribüne Banner präsentierten, auf denen stand: "Ob unter oder über Tage, Dortmund und Schalke: Niemals Kumpels". Ihre Forderung lautete: "Sagt das Freundschaftsspiel ab, sonst ist hier Schicht im Schacht."

Aus beiden Vereinen heißt es nun, man sei weiter bereit, sich an einer Fußballaktion zu beteiligen. Die WAZ berichtet, beide Klubs hätten bereits im vergangenen Jahr der Idee einer Revierauswahl zugestimmt. Demnach haben BVB- Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Schalke-Finanzvorstand Peter Peters zusammen mit Werner Müller, dem Vorstandsvorsitzenden der RAG-Stiftung, einen Brief an den Deutschen Fußball-Bund unterzeichnet, in dem es hieß: "BVB und Schalke haben sich zu diesem einmaligen Projekt verbunden." Hintergrund war aber, eine Mannschaft zusammenzustellen, in der auch die Klubs aus Duisburg, Bochum, Oberhausen und Essen mitwirken sollen.

Ursprünglich hätte das Spiel dieser Ruhrgebietsauswahl gegen die deutsche Nationalelf gehen soll, doch die war fürs WM-Jahr 2018 aus Termingründen dafür nicht zu gewinnen. "Enttäuschend", hat das Stiftungs-Chef Müller genannt. Nun spürt er auch noch Skepsis aus Dortmund und Gelsenkirchen. Die Rivalität soll das Spiel zwar nicht verhindern, allerdings heißt es, Umstände und Termin müssten schon passen. Das Spiel mit Schalkern und Dortmundern in einer Ruhrpott-Elf ist also noch nicht in trockenen Tüchern.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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