Rudi Völler trainiert AS Rom:Gefühle garantiert

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Ankunft am Morgen, erstes Training am frühen Nachmittag. Am Ende ging alles sehr schnell mit Rudi Völler, den der AS Rom erst am Wochenende kontaktiert hatte, in der Hoffnung, schnell einen Nachfolger für den aus familiären Gründen zurückgetretenen Coach Cesare Prandelli zu finden.

Von Birgit Schönau

Völler, der auch ein Angebot für einen Managerposten bei seinem alten Klub Bayer Leverkusen hatte, brauchte nur zwei Tage Bedenkzeit - und entschied sich am Montagabend für Rom. "Eine Wahl nach Gefühl." In Rom ist der 44-jährige Völler, der von 1987 bis 1992 als Mittelstürmer für die Roma aktiv war, noch immer äußerst populär.

Besonders Mannschaftskapitän Francesco Totti soll sich dafür stark gemacht haben, den ehemaligen Teamchef der deutschen Nationalelf zu engagieren - als Symbolfigur für den Neubeginn bei der von Finanzkrisen gebeutelten Roma, die sich von ihrem Meistertrainer Fabio Capello im Stich gelassen fühlt, weil der zu Juventus Turin wechselte.

Prandelli sollte auf Capello folgen, kündigte aber den Vertrag, als seine Ehefrau an Krebs erkrankte. Rudi Völler war daraufhin von den Tifosi auf den vielen Fußballkanälen der römischen Lokalradios nachgerade herbeigebetet worden. Die Zeitungsredaktionen wurden mit Leserbriefen überschwemmt, mit denen die Fans ihr altes Idol enthusiastisch begrüßten. Kritische Töne gab es auch: Völler wird angelastet, keine Trainerlizenz für die Serie A zu besitzen, noch nie einen Klub trainiert zu haben. Aus sportjuristischen Gründen fungiert deshalb Ezio Sella offiziell aus Trainer, er wird Völler bei den Spielen stets auf die Bank begleiten.

Wiedersehen mit Leverkusen

Völlers früherer Teamkollege Sebino Nela konnte sich mit dem Klub nicht auf einen Vertrag einigen - so kam der Deutsche am Dienstag ganz allein. Der Vertrag gilt für die laufende Saison, ein Jahresgehalt von zwei Millionen Euro netto war im Gespräch. Der Messaggero berichtete, Völler habe sich auch für die folgenden zwei Jahre eine Option ausgehandelt, um später möglicherweise ins Management zu wechseln. Jetzt hat er erst einmal mit Totti und Antonio Cassano zu tun, den beiden exzentrischen Stars des AS Rom. Sprachprobleme gibt es nicht.

Rudi Völler, der mit einer Römerin verheiratet ist, spricht fließend italienisch und, wenn es sein muss, auch deftigen römischen Dialekt. Seine Akzeptanz in der Mannschaft gilt als garantiert; er wird zumindest anfangs kaum auftreten müssen wie der als "Feldmaresciallo" verschriene Capello.

Für die Roma, die nach dem Weggang von Samuel, Emerson und Zebina keine prominenten Neuzugänge vorzuweisen hat, drängt die Zeit: Am 12. September geht es beim Saisonauftakt der Serie A gegen den AC Florenz, drei Tage später in der Champions League gegen Dynamo Kiew. Im Uefa-Wettbewerb erwartet Rudi Völler später auch Bayer Leverkusen: garantiert eine Menge Gefühl.

© Süddeutsche Zeitung vom 1.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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