Ronaldo, Torjäger von Gewicht:Beifall für den schnellen Dicken

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Ronaldo, Zidane und die Kollegen von Real Madrid laufen sich mit einem 4:2 bei Espanyol Barcelona für die Bayern warm.

Von Peter Burghardt

Die eigene Mannschaft muss nicht unbedingt gewinnen, damit es gegen Real Madrid ein schöner Abend wird. Die 46.000 Zuschauer im Olympiastadion auf dem Berg Montjuic von Barcelona fanden zum Teil auch die Niederlage begeisternd, und das nicht nur, weil ihr Klub Espanyol anders als Lokalrivale Barca der Großmacht aus der spanischen Hauptstadt durchaus gewogen ist.

"Ich muss auf 35 Tore kommen", sagt Ronaldo, so viele hat er mit Real-Präsident Perez gewettet. Das Bild zeigt den Brasilianer mit herzendem Anhang Beckham und Figo (v.r.) (Foto: Foto: dpa)

Ästheten erhoben sich von den Sitzen und klatschten Beifall, als Zinedine Zidane, Ronaldo und die anderen im Rahmen ihres 4:2-Erfolges am Samstagabend Kunststücke vorführten. Selbst Espanyol-Trainer Luis Fernandez konnte nicht anders, als die Sieger zu loben.

Die Qualität solcher Spieler entscheide halt so eine Partie, sprach der Franzose und schwärmte von seinem Landsmann Zidane, den er schon als halbwüchsigen Lehrling in Cannes kannte. Für ihn ist er "einer der fünf Größten der Geschichte".

So fiel es weniger auf, dass diesmal Guti und David Beckham wegen ihrer Sperren fehlten, als dass Zidane nach der seinen wieder dabei war. Er schlug Pässe über 40 Meter, drehte Pirouetten und lag auch mal quer in der Luft. Die diesmal graublau gekleidete Zaubertruppe hängt von ihm mehr ab als von allen anderen Akrobaten. "Die Mannschaft spielt anders, wenn er den Ball hat", erkannte Roberto Carlos.

22 Tore nach 25 Spieltagen

In der ersten Hälfte war Zidane noch der einzige, der aus einem Mittelmaß herausragte, das nach 45 Minuten noch 1:1 stand. Er stahl sogar dem Schiedsrichter die Hauptrolle.

Vor allem seit dem Madrider Strafstoß in letzter Minute gegen Valencia wird in Spanien ja bevorzugt über die Regelhüter und ihren Respekt vor Real Madrid diskutiert - Cesar Muniz erweiterte die Polemik, indem er für einen ähnlichen Rempler gegen Raul Gonzalez einen Elfmeter verhängte und für eine gleichfalls harmlose Attacke gegen Barcelonas Ivan de la Pena noch einen.

Den ersten verwandelte Ronaldo und nutzte dabei die Absenz des Spezialisten Luis Figo. Der Portugiese griff wegen einer Blessur aus seinem 100. Länderspiel erst in der zweiten Halbzeit ein, auf Rechtsaußen vertrat ihn zunächst der junge, ängstliche Reservist Juanfran. "Ich muss auf 35 Tore kommen", erläuterte Ronaldo, so viele hat er mit Präsident Florentino Perez gewettet. 22 sind es nach 25 Spieltagen.

Der schnellste und trickreichste Dicke der Welt

Der Brasilianer besorgte auch das 1:4, indem er Barcelonas verzweifelt hechtenden Torwart Lemmers mit zwei Körpertäuschungen austanzte und die Kugel gemächlich ins Tor trug, die Vorarbeit hatte selbstverständlich Meister Zidane besorgt. Außerdem legte Ronaldo Freund Robert Carlos das 1:2 auf. Viele finden, der Torjäger mit der Zahnlücke sei der beste Stürmer der Welt. Andere sagen, er habe Übergewicht. Ganz sicher ist er der schnellste und trickreichste Dicke der Welt.

Am Ende war vergessen, dass Abstiegskandidat Espanyol vor allem vor der Pause mehrfach die Madrider Abwehr durcheinander gebracht hatte. In der Liga hat Real jetzt fünf Punkte Vorsprung, im Stadion Montjuic will das Unternehmen Mitte März endlich mal wieder den Königspokal gewinnen, vorher soll der FC Bayern aus der Champions League gekegelt werden.

"Wenn wir spielen, wie wir es können, haben wir in München keine Probleme", sagt Beckham, Manchesters 2:1 in letzter Sekunde im tragischen Finale von 1999 war für ihn "einer der süßesten Momente in meinem Leben". Geht es für die Bayern diesmal im Achtelfinale schief, so steht ein Trost schon fest: Es ist toll, gegen Beckham, Zidane und Ronaldo zu spielen.

© 23.02.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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