Robert Louis-Dreyfus:"Mister Adidas" ist tot

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Er rettete Adidas und war ein Fußballverrückter: Im Alter von 63 starb Robert Louis-Dreyfus, zuletzt Patron bei Olympique Marseille.

Er war Hauptaktionär des französischen Fußball-Spitzenklubs Olympique Marseille, jahrelang Chef des fränkischen Sportschusterkonzerns Adidas und Spross einer milliardenschweren Unternehmer-Familie: Mit Robert Louis-Dreyfus ist am Wochenende eine der schillerndsten Figuren der europäischen Sportszene gestorben.

(Foto: Foto: dpa)

Der 63-Jährige erlag am Samstag in einem Krankenhaus in Zürich einem Krebsleiden. Seit Jahren kämpfte der Vater von drei Kindern gegen Leukämie. "Seine Liebe zum Fußball und seine Leidenschaft für Olympique Marseille waren stärker als alles andere", sagte Frédéric Thiriez, der Chef der französischen Fußball-Liga, über den untypischen Mäzen, der oft in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen zu sehen war.

Mehr als 200 Millionen Euro soll der "Don Juan des Geschäftslebens" in Traditionsklub Marseille investiert haben.

Louis-Dreyfus spielte als Geschäftsmann auch in Deutschland immer wieder eine Rolle. Der Franzose stand von April 1993 bis Anfang 2001 an der Spitze von Europas größtem Sportartikelhersteller Adidas und führte ihn aus der Krise. Später war er als Geldgeber an dem spektakulären Verkauf der Sportrechte der insolventen KirchMedia an die Manager-Gruppe um Ex-Fußball-Nationalspieler Günter Netzer beteiligt.

Bei Adidas galt Louis-Dreyfus als begnadeter Manager. Als er den Posten als Vorstandsvorsitzender übernahm, schrieb das Unternehmen einen Verlust von 150 Millionen Mark. Mit einer Verdoppelung des Werbeetats und der konsequenten Auslagerung der Produktion ins Ausland brachte der Retter aus Frankreich das darniederliegende Unternehmen wieder auf Erfolgskurs, auch wenn die milliardenschwere Übernahme der französischen Salomon lange auf dem Konzern lastete. 1995 ging Adidas erfolgreich an die Börse. Und der Chef hieß "Mister Adidas".

Mit Firmensanierungen hatte der Spross einer schwerreichen Pariser Händlerdynastie schon früher Erfolg gehabt. Das sicherte Vermögen und einen guten Ruf. Anfang der achtziger Jahre versiebenfachte er als Teilhaber und Chef den Wert der New Yorker Marktforschungsgruppe IMS; beim Ausstieg erhielt er einige hundert Millionen Mark. Anschließend ging Louis-Dreyfus in die Werbebranche und brachte die bekannte Londoner Agentur Saatchi & Saatchi innerhalb von drei Jahren zurück in die Gewinnzone.

Der Harvard-Absolvent, der auch einen schweizerischen Pass hat, machte allerdings auch negative Schlagzeilen. 2006 wurde er zu einer zehnmonatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung und zu einem Bußgeld von 200.000 Euro verurteilt. Ein Gericht sah es als erwiesen an, dass er in illegale Spielertransfers des ehemaligen Olympique-Trainers Rolland Courbis verwickelt war.

Ein großer Titel blieb Louis-Dreyfus in seinen Jahren mit Olympique Marseille verwährt. Über sein Engagement sagte er einmal dem Manager Magazin: "Ich bin fußballverrückt. Was ich hier mache, ist ziemlich irrational."

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