Robert Hoyzer:"Spieler und Schiedsrichter kassierten"

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Der wegen Wett-Manipulationen unter Betrugsverdacht stehende Schiedsrichter hat gestanden, drei Fußballspiele verschoben und dafür mehr als 50.000 Euro kassiert zu haben. Hoyzer gab zudem an, dass er bei Geldübergaben an andere Schiedsrichter dabei gewesen sei; von Zahlungen an Spieler habe er gehört. Von Hans Leyendecker.

Nach Hoyzers Darstellung vor den Ermittlern ist ihm das Geld von Mitgliedern einer kroatischen Wettmafia zugeschoben worden. Die Betrüger, die große Summen auf Spiele von Hoyzer setzten, hätten ihm zunächst kleinere Geschenke gemacht, ohne dafür ein Dankeschön zu verlangen.

Hoyzer sei von den Betrügern "regelrecht angefüttert" worden, sagt sein Anwalt. (Foto: Foto: dpa)

Hoyzers Essener Anwalt Stephan Holthoff-Pförtner sagte, sein Mandant sei "regelrecht angefüttert worden". Als "die ihn am Haken hatten, haben sie dann Gegenleistungen auf dem Fußballplatz" gefordert. Ihn an der Angel zu haben sei für die "anderen" wie "ein Weihnachtsgeschenk" gewesen.

Hoyzer war am Freitag mit dem Anwalt Thomas Hermes aus Holthoff-Pförtners Essener Kanzlei beim Generalstaatsanwalt am Berliner Landgericht, Hansjürgen Karge, erschienen. Der 63-jährige Strafverfolger hat den Fall zur Chefsache gemacht.

"Sehr unfreundliches Umfeld"

Hoyzers Anwälte erklärten, man werde keine weiteren Details nennen, um die Arbeit der Ermittler nicht zu erschweren. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Berlin wollte nicht einmal bestätigen, dass Hoyzer bei der Behörde erschienen ist. "Wir sagen gar nichts," sagte ein Sprecher. Am Freitagnachmittag dauerte - wie aus Berliner Justizkreisen zu vernehmen war - die Vernehmung des ehemaligen Schiedsrichters noch an.

Über eine Gefährdung Hoyzers gibt es Spekulationen. Möglicherweise bekommt er Personenschutz. Das Umfeld, in dem sich der 25-Jährige bewegt habe, sei "sehr unfreundlich," hatte Holthoff-Pförtner am Donnerstag erklärt.

Die Beurteilung der Gefährdung von Hoyzer überlasse er allerdings der Berliner Justiz. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung schätzt die Berliner Justiz die Kreise, in denen sich Hoyzer bewegt hat, als nicht mafiös ein. "Wettmafia ist nicht Mafia" sagte ein Ermittler.

Image-Schäden für Deutschland befürchtet

Die Bundesregierung erwartet nach den Worten ihres stellvertretenden Sprechers Thomas Steg eine rasche Aufklärung, warnt aber vor einer "Überhöhung" der Affäre. Nach Einschätzung von Steg hat der Skandal kein Ausmaß erreicht, das negative Folgen für das Image Deutschlands befürchten lasse.

Der geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger dämpfte Hoffnungen der durch den Skandal geschädigten Vereine auf Spiel-Neuansetzungen oder auf Zahlung von Schadenersatz. Der DFB werde voraussichtlich nicht alle betroffenen Partien neu ansetzen. Es gebe beim DFB-Sportgericht die "Tendenz", dass Wiederholungsspiele im DFB-Pokal sowie für Ligapartien der vergangenen Saison "wohl nicht möglich sind". Für Punktespiele der laufenden Saison überlege man, diese nach Rücksprache mit den Vereinen "neu anzusetzen".

Die staatliche Sportwette Oddset hatte beim DFB bereits am 23. August 2004 einen Verdacht gegen Hoyzer vorgetragen. Oddset informierte den Verband damals über außergewöhnliche hohe Wetteinsätze beim Pokalspiel Paderborn gegen Hamburger SV am 21. August und der Regionalliga-Begegnung Braunschweig gegen St. Pauli.

In beiden Fällen habe Hoyzer als Schiedsrichter fragwürdige Entscheidungen getroffen. Durch den Ausgang dieser Spiele habe ein Berliner Großkunde "die meisten seiner Gewinnkombinationen durchgebracht". Der DFB-Kontrollausschuss ging den Vorwürfen nicht weiter nach.

© SZ vom 28.01.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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