Remis in Sinsheim:Drei Elfer, ein Punkt

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Schalkes Torhüter Ralf Fährmann hält einige Bälle stark, den Elfmeter kann er aber nicht parieren. (Foto: dpa)

Das abendliche Topspiel endet nach zwei Strafstoßtoren Unentschieden. Schalke-Trainer Domenico Tedesco spricht von zwei verlorenen Punkten, sein Gegenüber Julian Nagelsmann ist zufrieden.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Domenico Tedesco überlegte kurz, dann antwortete der Trainer des FC Schalke 04 entschlossen auf die Frage, ob das 1:1 bei der TSG Hoffenheim ein gerechtes Ergebnis sei: "Ganz ehrlich? Ich glaube, wir haben eher zwei Punkte verloren." Es war auf jeden Fall ein Spiel mit vielen Aufregern und vielen Torchancen auf beiden Seiten. Dass die Tore nur nach Elfmetern fielen, war erstaunlich, wobei Schalkes Torhüter Ralf Fährmann und Hoffenheims Schlussmann Oliver Baumann mit ihren Paraden mehrfach Treffer verhinderten.

Beide Teams hätten gewinnen können, die Chancen hielten sich die Waage, weshalb TSG-Trainer Julian Nagelsmann das Ergebnis im Gegensatz zu seinem Kollegen durchaus als "gerecht" anerkannte: "Ich kann mit dem Punkt leben heute." Schalke aber hätte zwei Punkte mehr gut gebrauchen können, nach den fünf Niederlagen zum Saisonstart parken die Schalker nach dem Remis in Hoffenheim weiter im unteren Mittelfeld der Tabelle. Dennoch war die Stimmungslage bei den Fans sehr gut, die Leistung in der Offensive machte Hoffnung, die Fans verabschiedeten die Spieler mit Applaus.

Vor drei Tagen war das noch anders, in Porto pfiffen die Anhänger die Mannschaft nach einer mauen Leistung und einer 1:3-Pleite noch aus - trotz des Weiterkommens ins Achtelfinale der Champions-League. In Hoffenheim bot Tedesco dann sieben neue Spieler im Vergleich zur Partie in Portugal auf - und die Umstellungen wirkten: Schalke spielte nach einer schwachen Anfangsphase aggressiv nach vorne und hatte - wie der Gegner - mindestens sechs gute Einschussmöglichkeiten. Wie gering der Stellenwert von Franco di Santo bei Trainer Domenico Tedesco ist, zeigte die Tatsache, dass der Stürmer trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Mark Uth, Cedric Teuchert, Breel Embolo und Steven Skrzybski nicht im Kader stand. Neben dem angeschlagenen Guido Burgstaller kam der erst 20 Jahre junge Haji Wright zu seinem zweiten Saisoneinsatz. Über die Rolle des Statisten kam das Talent bis zu seiner Auswechslung (69.) allerdings nicht hinaus.

Elfmeter-Festspiele in Sinsheim - Kramaric verwandelt zur Führung

Große Diskussionen lösten drei Elfmeter-Entscheidungen aus, eine zog Schiedsrichter Robert Kampka nach Ansicht der TV-Bilder zurück. Der Ball war dem Hoffenheimer Steven Zuber nach einer Hereingabe von Daniel Caligiuri zunächst an den Oberschenkel und erst dann an die Hand gesprungen (42.). Strafstoß gab es aber dann in der 56. Minute, nachdem die Kugel Bastian Opczipka nach einem Schuss von Ishak Belfodil an die linke Hand prallte - Andrej Kramaric verwandelte cool zur Hoffenheimer Führung. Die leidige Diskussion, ob beide Situationen nun Handspiel bedeuteten, verneinten beide Trainer. Regeltechnisch gingen die Entscheidungen zwar wohl in Ordnung, aber in beiden Fällen, so Julian Nagelsmann, sei keine Absicht vorgelegen. Dem dritten Elfmeter des Abends lag ein Foul von Ermin Bicakcic zugrunde, der Caligiuri leicht berührte und so im Strafraum zu Fall brachte (74.) - Nabil Bentaleb verwandelte für die in der zweiten Halbzeit aktiveren Schalker (60 Prozent Ballbesitz). Wobei: TSG-Abwehrchef Kevin Vogt hatte sich in der Entstehung des Elfmeters aus der Abwehr locken und von Caligiuri ausspielen lassen - und dem stärksten Schalker so den Weg in den Strafraum freigegeben.

Die Hoffenheimer waren unter der Woche ja durch eine späte 2:3-Heimpleite gegen Schachtjor Donezk aus der Champions-League geflogen.So geknickt sei er noch nie in seiner Trainerkarriere gewesen wie nach diesem enttäuschenden Erlebnis, gab Julian Nagelsmann zu - schwörte seine Spieler aber gleich am Donnerstag auf das verbliebene Saisonziel ein: die Champions-League erneut zu erreichen.

Schalke gewann durch die gute Leistung zwar Selbstvertrauen, steht aber vor dem Derby am kommenden Wochenende gegen Tabellenführer Borussia Dortmund auch aufgrund der Tabellensituation unter verschärftem Erfolgszwang. Domenico Tedesco versprach: "Ich habe heute eine mutige Mannschaft gesehen, und das werden wir auch gegen Dortmund sein."

© SZ vom 02.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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