Reiten:Dressur-Equipe souverän zu Gold

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Auf die deutschen Reiter ist Verlass: Dank Ulla Salzgeber gewann das Dressur-Quartett mit der Doppel-Europameisterin an der Spitze souverän das sechste Teamgold in Folge, das elfte insgesamt und blieb damit seit 1973 ungeschlagen.

Allen Unkenrufen im Vorfeld zum Trotz, mit denen die internationalen Gegner stark geredet wurden, machten Salzgeber (Bad Wörishofen) mit Rusty (78,292 Prozentpunkte), Martin Schaudt (Albstadt) mit Weltall (73,417), Hubertus Schmidt (Borchen-Etteln) mit Wansuela Suerte (72,333) und Heike Kemmer (Winsen/Aller) mit Bonaparte (71,292) in der Gluthitze mit der Konkurrenz kurzen Prozess.

Auf dem Weg zum Mannschaftsgold: Ulla Salzgeber auf Rusty. (Foto: Foto: dpa)

Mit einem Durchschnittswert von 78,292 lag "Team Germany" deutlich vor Spanien (72,875) und den USA (71,5). Mit dem Sektglas bei noch laufendem Wettkampf in der Hand kündigte die überragende Salzgeber den nächsten Coup an: "Dies ist das letzte Championat für Rusty. Ich würde ihn gerne mit zwei Goldmedaillen verabschieden." Nach Special am Montag (8.00/7.00 MESZ) und Kür am Mittwoch (15.30/14.30 MESZ) werden die Einzelplaketten verteilt.

Der 16 Jahre alte lettische Wallach Rusty zeigte eine exzellente Prüfung und verdiente sich ein Lob von Bundestrainer Holger Schmezer. "Die Hitze tut den Alten gut. Mir tut sie ja auch gut", scherzte der 57-Jährige. Doch nicht nur gelassene Freude erlaubte sich Salzgeber, denn nach dem Dopingfall bei Rusty im vergangenen Jahr, für den sie zwei Monate gesperrt wurden, sind auch Narben zurückgeblieben. "Ich habe das etwas verdrängt, aber als Mensch verändert man sich schon." Seinen ganz persönlichen Kampf hatte auch der im Einzel vor dem Special am Montag viertplatzierte Schaudt auszufechten.

"Das war ein Ritt auf dem Vulkan. Ich wusste nicht genau, ob er hier sein Potenzial abrufen kann. Das Pferd ist genial, braucht aber noch ein, zwei Jahre, um Routine zu bekommen", erklärte der erleichterte Schaudt, der schon in Atlanta 1996 in der Equipe stand. Sein zehn Jahre alter Hannoveraner Wallach krönte mit seiner Vorstellung ein erstaunliches Comeback. Nach einem schweren Unfall auf der Autobahn Ende März schien der große Sport in weite Ferne gerückt, nun wird das Paar mit den olympischen Oliven-Siegerkränze geschmückt.

Für das Einzel will Schaudt angesichts der Launen seines vierbeinigen Kollegen allerdings keine Prognosen wagen: "Weltall ist ein geniales Pferd, aber er kann aus ausflippen." Das Gegenteil gilt für Schmidt, in der Einzelwertung auf Platz acht, und seine elfjährige Stute. "Wansuela hat sich hier von Beginn an wohl gefühlt. Sie war in der ganzen Saison immer am oberen Limit und hat auch hier alles optimal umgesetzt", meinte Schmidt. Der eigentliche Kampf war auch für ihn die Nominierung für die deutsche Equipe: "Hier in Athen genieße ich einfach. Ich habe auch nicht so viel zu tun wie zu Hause."

Auch bei Heike Kemmer überwog die Freude, obwohl sie das Streichresultat lieferte und in Special und Kür nicht mehr dabei ist. "Das kann das Schicksal sein, wenn man als Erste für eine Mannschaft reitet. Heute habe ich nur mit Ulla mitgefiebert", sagte Kemmer und hob das Sektglas. Sie kann sich mit Mannschaftsgold trösten.

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