Regionalligaserie:Hübscher Abstiegskampf

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Der SV Heimstetten ist seit neun Spielen in der Regionalliga sieglos. Für Trainer Schmitt ist das aber kein Grund, seinen Stil zu ändern und den Ball hoch und weit nach vorne dreschen zu lassen.

Von Raphael Weiss

14 Punkte, 20 Tore. Nach den ersten sieben Spieltagen stand der SV Heimstetten im August auf Platz sechs der Regionalliga-Tabelle. Der Aufsteiger startete besser in die Saison, als die meisten es ihm zugetraut hatten. Trainer Christoph Schmitt änderte seine Spielweise in der höheren Klasse kaum, ließ weiter schönen und vor allen Dingen erfolgreichen Offensivfußball spielen. Doch dann kam der September - und mit ihm der Bruch. Zwei Punkte aus acht Spielen, vier Tore, 18 Gegentreffer. Heimstetten steht aktuell auf Platz 14, zwei Spiele vor Ende der Hinrunde ist er im Abstiegskampf angekommen. "Uns überrascht das jetzt nicht", sagt Schmitt. "Die Aufstiegseuphorie hat uns natürlich Leichtigkeit geschenkt und uns durch die ersten Spiele getragen. Aber uns war allen klar, dass das nicht für eine ganze Saison reicht."

Leichtigkeit suchte man im Spiel der Heimstettener in der letzten Zeit tatsächlich vergebens. Die Spieler wirkten verkrampft, individuelle Fehler führten zu schmerzhaften Niederlagen. Das letzte Erfolgserlebnis ist lange her. Seit neun Spielen wartet Schmitts Mannschaft nun schon auf einen Sieg, und so trennt sie aktuell nur noch ein Punkt vom Tabellenletzten, dem FC Pipinsried. Und genau der kommt am Samstag (14 Uhr) nach Heimstetten. Es ist noch früh in der Saison, doch das Spiel ist schon ein erstes Abstiegsduell.

Für Pipinsried verlief alles genau umgekehrt - schlecht in die Saison gestartet, schaffte die Mannschaft es in den vergangenen Wochen, wichtige Spiele zu gewinnen. Sie verlor nur eine der letzten fünf Begegnungen. Sie reist mit Rückenwind an. Großen Druck verspürt Christoph Schmitt deshalb nicht. "Alles cool, alles okay. Wir sind immer noch der kleine SV Heimstetten. Wir müssen nicht auf Teufel komm raus in der Regionalliga spielen", sagt der 33-jährige Trainer und schiebt hinterher: "Was natürlich nicht heißt, dass wir nicht gewinnen wollen und mit einem Abstieg zufrieden geben wollen. Von ,gewinnen müssen' kann aber keine Rede sein."

In der Vorbereitung auf das Spiel versuche er vor allen Dingen, die Freude am Fußballspielen zu vermitteln; er gehe davon aus, das mit dem Spaß auch der Erfolg wieder nach Heimstetten komme. Auch deshalb würde ein Sieg nach der langen Durststrecke gut tun. Genauso wie ein Tor von Orhan Akkurt. Der mit acht Treffern erfolgreichste Stürmer des SVH stand in den vergangenen Wochen immer wieder in der Kritik. Ende August verabschiedete sich Akkurt in den Urlaub und war danach krank. Er verpasste zwei Spiele und traf danach, trotz guter Chancen, kein einziges Mal.

Schmitt hatte die Form des Spielers nach der 1:3-Niederlage gegen den FC Ingolstadt II am vergangenen Wochenende als einen der Gründe für die momentane Situation genannt, doch der Trainer setzt weiterhin auf Akkurt: "Das heißt ja nicht, dass die Einstellung von ihm ein Problem ist. Der Orhan hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir 14 Punkte haben. Wir haben sehr gut mit ihm gearbeitet und ich denke, dass er bald auch das Glück wieder findet."

Grund für die veränderte Tabellensituation seien die vielen Verletzungen von Spielern wie Peter Beierkuhnlein, Maximilian Kraitmair oder Marcel-Pascal Ebeling. Ausgerechnet in dieser Phase traf Heimstetten auf schwere Gegner, Teams mit Ansprüchen auf das obere Tabellendrittel oder darüber hinaus. "Dass wir gegen diese Mannschaft personell einen Nachteil haben würden, war uns vor der Saison schon bewusst", sagt Schmitt. Die Spielweise wird der SVH auch in Abstiegskampf nicht ändern. Der Trainer möchte auch weiterhin vor allen Dingen Kombinationsfußball spielen lassen, lange Bälle werden bei seiner Mannschaft nie das offensive Stilmittel werden: "Abstiegskampf heißt ja nicht, Bälle nach vorne zu dreschen. Das würde bei unserer durchschnittlichen Mannschaftsgröße von gefühlt 1,75 Metern auch wenig Sinn ergeben. Wir lassen uns da kein neues System überstülpen." Was nicht heißt, dass kein Platz für Kellerrhetorik ist: "Wir müssen nur den Kampf annehmen", sagt Schmitt dann doch.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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